Dass die Freiheitsstatue ein Geschenk Frankreichs zum 100. Geburtstag der Unabhängigkeitserklärung war, wusste ich schon. Welch großer organisatorischer Aufwand aber dahinter steckte und welche Lobbyarbeit gemacht werden musste, war mir nicht klar. Die beiden Münsteraner Jörg Hartmann und Julian Voloj zeichnen die Entstehungsgeschichte der Statue jetzt nach. Liberty – die Geschichte der Freiheitsstatue.
Die Geschichte der Freiheitsstatue, erzählt an der Person des Bildhauers Frédéric-Auguste Bartholdi. Was für ein Glück, dass dieser eine reiche Mutter hatte, die den Herrn Sohn fürstlich aushielt. Denn als Bildhauer konnte man sich auch im 19. Jahrhundert erstmal nur schwer den eigenen Lebensunterhalt verdienen. Dass Bartholdis Arbeit am Ende wegen enormer Lobbyarbeit, Spenden und guter Kontakte realisiert wurde, zeichnet dieser Band eindrucksvoll nach.
Französisch-Amerikanische Freundschaft
Dass so prominente Namen wie Gustave Eiffel (und zwar noch bevor er den nach ihm benannten Turm baute), Victor Hugo oder Joseph Pulitzer beim Bau der Statue of Liberty ihre Finger mit im Spiel hatten, ist für mich dann neu gewesen. Wunderschön gezeichnet, mit überraschenden Perspektiven, zeigt Liberty, welch große Anstrengungen für das Geschenk Frankreichs zum 100. Jubiläum der USA unternommen werden mussten – und gemeint ist damit nicht nur der Bau der überlebensgroßen Figur.
Schon mit Anfang 20 war Bartholdi weit gereist für die damalige Zeit. Am Nil entlang oder nach Italien. Das Collosseum beeindruckte ihn genauso wie die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh. Zwölf Tage dauerte damals die Überfahrt nach Amerika. Dort hat er für die Idee von Édouard de Laboulaye geworben, seines Zeichens Anwalt, Schriftsteller und Anti-Sklaverei-Aktivist. Der nämlich wollte ein Denkmal errichten, als Zeichen der historischen Verbindung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten.
Vitamin B und langer Atem nötig
Zuerst aber mussten Mitstreiter gewonnen werden. Sowohl in den USA, als auch in Frankreich. Zudem galt es, einen geeigneten Standort für die Statue zu finden. Das Projekt wurde natürlich teurer als gedacht, immer wieder mussten Geldgeber gefunden werden. Erst waren es reiche Gönner, dann einfache Bürger, die am Ende mithilfe des Verlegers Pulitzer gefunden wurden, der ganz einfach in seinen Zeitungen zur Unterstützung aufgerufen hatte.
Der Comic ist ruhig erzählt, ohne spektakuläre Überraschungen. Aber er zeichnet die große Herausforderung nach, so ein Mammut-Projekt auf die Beine zu stellen. Wie wird so eine große Statue überhaupt gebaut? Und: Wird das Geschenk überhaupt akzeptiert? Gut, dass das diplomatische Geschick so groß und die Kontakte so verzweigt waren. Dennoch dauerte es mehr als 20 Jahre, bis die Freiheitsstatue im Hafen von New York eingeweiht wurde.
Neue Autoren bei Splitter
Neben der schön erzählten Geschichte freue ich mich vor allem darüber, dass der Splitter-Verlag wieder mal einem Comic-Duo aus Deutschland die Chance gibt, seine Erzählung zu veröffentlichen. Dass beide noch aus meiner Studienstadt Münster kommen, ist ein schöner Zufall. Mit Begeisterung hatte ich schon Jörg Hartmanns Wilsberg gelesen. Und Julian Voloj hat sich u.a. mit Joe Shuster (Superman) und Bill Finger (Batman) beschäftigt – beide Bücher habe ich ebenfalls sehr gern gelesen. Und so ist meine Hoffnung groß, dass wir bald mehr von den beiden gemeinsam erwarten dürfen. Was meint Ihr?
4 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch: Liberty. Text/Zeichnungen: Julian Voloj und Jörg Hartmann. HC, Farbe, 114 Seiten. Splitter-Verlag. 29,80€
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