Wer ist der Schöpfer von Batman? Jahrzehntelang gab es auf diese Frage nur eine Antwort: Bob Kane. Dass der geniale Zeichner aber einen kongenialen Szenaristen hatte, wurde lange Zeit verschwiegen. Bill Finger hatte 1939 gemeinsam mit Bob Kane die Figur entwickelt und sich zahlreiche der klassischen Gegenspieler ausgedacht. Doch erst seit 2015 weist DC Comics auf dessen Autorenschaft hin. Seitdem gelten Bob Kane und Bill Finger gemeinsam offiziell als Erfinder des Dunklen Ritters. Wie es dazu kam, erzählt der eben bei Carlsen erschienene Comic: Bill Finger – der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters.
Dass viele Schöpfer von Comics unbekannt waren, störte im Business lange Zeit niemanden. Walt Disney etwa hatte seinen Zeichnern sogar untersagt, ihre Werke zu signieren. Wer die Geschichten geschrieben hatte – wen interessierte das schon? Um den Konzern auszutricksen signierte Zeichner-Legende Don Rosa etwa seine Enten-Comics heimlich. In vielen seiner Werke kann man bei entsprechender Suche die Signatur D.U.C.K. entdecken (Dedicated to Uncle Carl from Keno – Onkel Carl Barks gewidmet von Keno Don Rosa). 2013 bekam Don Rosa dann auf der San Diego Comic Con während der Eisner-Award-Verleihung den Bill Finger-Award verliehen. Der Preis würdigt Autoren, denen bisher zu wenig Anerkennung zuteilwurde.
Autor? Unbekannt… Bill Finger – der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters
Eben diesem Bill Finger widmet sich der vorliegende Comic. Autor Julian Voloj und Zeichner Erez Zadok orientieren sich dabei vor allem an der Arbeit des Historikers Marc Tyler Nobleman. Der begab sich bei seiner Arbeit an einer Bill Finger-Biografie auf Recherche. So brachte er auch ans Licht, dass Bill Fingers homosexueller Sohn Fred eine Tochter hatte. Die brachte als Nachfahrin am Ende DC Comics dazu, Bill Finger namentlich zu würdigen – als einen der beiden Schöpfer von Batman.
Dramaturgisch wird die Geschichte auf drei Ebenen erzählt. Es geht um Bill Finger, um den erwähnten Marc Tyler Nobleman und um die Enkelin von Bill Finger, Athena. Ineinander verwoben erzählt, optisch erkennbar durch unterschiedliche Farbgebung, die den 1940er, den 1970er Jahren und der Gegenwart entspricht. Ein Vorwort der Enkelin Athena Finger, ein Einführungstext von Marc Tyler Nobleman und ein redaktioneller Teil von Julian Voloj am Ende des Buches runden den Comic ab.
Reise in die Vergangenheit
„Mein Grossvater hat Batman erfunden“, sagt die kleine Athena zu Beginn der Geschichte. Daraufhin wird sie von ihren Klassenkameradinnen ausgelacht. So beginnt der Comic, und als Leser machen wir uns auf – zu einer Reise in die Vergangenheit. Wir blicken zurück auf die Familiengeschichte der Familie Finger, werfen einen Blick auf die Produktionsbedingungen im Golden Age der Comic-Industrie, und wir sehen den Beginn der Recherchereise des Historikers Marc Tyler Nobleman.
Es ist die große Stärke der Geschichte, wie die drei Handlungsstränge zu einem Plot zusammengeführt werden. Wie die unterschiedlichen Perspektiven dargestellt werden. Das macht Spaß beim Lesen und das macht den Comic so unterhaltsam. Da ist es auch egal, dass Bill Fingers Rolle im Buch fast schon hinter die von Marc Tyler Nobleman zurücktritt. Immerhin hat der Historiker mit seiner 2012 erschienenen Biografie über Finger dafür gesorgt, dass der Autor aus dem Schatten von Bob Kane heraustreten konnte. Er war es auch, der Athena Finger ermutigte, sich gegenüber DC Comics für ihre Rechte als Erbin einzusetzen.
Finger – Shuster – Basquia
Die Graphic Novel ist nicht nur für Freunde des Dunklen Ritters interessant. Wer Interesse an der Neunten Kunst hat, sollte sich die Geschichte angucken. Liebevolle Zeichnungen, eine spannende Erzählweise. Autor Julian Voloy hat sich nicht zum ersten Mal mit einer Ikone der Comicgeschichte beschäftigt. Vor fünf Jahren hat er die Geschichte von Joe Shuster erzählt, dem Mann hinter Superman. Und auch ein Buch über den Künstler Basquiat zählt zu seinen Veröffentlichungen.
Jetzt also wirft er gemeinsam mit Zeichner Erez Zadok ein Licht auf den Schöpfer des Dunklen Ritters. Batman-Geschichten selbst wird man vergebens suchen in dem Comic. Der Dunkle Ritter und seine Gegenspieler spielen keine große Rolle. Es geht um die Menschen hinter den Geschichten. Insofern ist der Comic selbst fast eine Art Sekundärliteratur – lesenswert und unterhaltsam. Ein Buch, das sich Comicfans mit Interesse an den Hintergründen der Branche gerne ins Regal stellen können.
4 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch:
Bill Finger – der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters, Autor: Julian Voloj, Zeichner: Erek Zadok. Hardcover, in Farbe, 144 Seiten. Carlsen Comics. 24,-€
Hier gehts zum Verlag: Carlsen Comics
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Wurde auch Zeit, dass anerkannt wurde, dass Finger eigentlich der Erfinder ist von Batman. Die Familie hat lange dafür gekämpft, dass er dafür seine gewürdigt wird, in dem man ihn erwähnt.