Wusstest Ihr, dass Yps schon 50 Jahre alt ist? Und wusstet Ihr ausserdem, dass das Heft im damals repräsentativen Bundesland Hessen getestet wurde? Mit fünf Ausgaben und Beilage? Und wusstet Ihr, dass die erste reguläre Ausgabe eine Auflage von 360.000 Exemplaren hatte, und das Gimmick der ersten Ausgabe das „Schleuderkatapult zum Zusammenbauen“ war? Wer all das auf jeden Fall wusste, ist mein Freund Volker Hamann. Der Comic-Experte hat gerade bei Egmont 50 Jahre Yps – Das Buch. Ohne Gimmick. veröffentlicht. Nur logisch, dass uns Volker ein paar Fragen zum Werk beantwortet. Sensation: 50 Jahre Yps.

© 2025 Egmont Verlagsgesellschaften
(Alex Jakubowski) Lieber Volker, da Du ja wie ich zur Generation Yps gehörst – was war denn Dein liebstes Gimmick?
(Volker Hamann) So richtig begeistert hat mich das 14. Heft der Reihe, das »Das Mikroskop, das 45fach vergrößert« enthielt. Denn damit konnte ich meiner großen Schwester, die bereits ein richtiges Mikroskop ihr Eigen nannte, so richtig Paroli bieten – dachte ich. Schon nach wenigen – oftmals vergeblichen – Versuchen, es meiner Schwester gleichzutun, verlor ich die Lust an den unbefriedigenden Forschungsergebnissen im Kinderzimmer. Aber zugegeben, ein paar Stunden lang war es ein Spiel- und Spaßerlebnis.

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Du hast das Jubiläumsbuch 50 Jahre Yps – Das Buch. Ohne Gimmick. zusammengestellt. Wie bist Du dabei vorgegangen?
Ich habe vor einigen Jahren einen Artikel zum Start des »Lifestyle-Yps«, wie der von Egmont 2012 erfolgte Relaunch auch liebevoll genannt wird, geschrieben und hatte mich dafür mit großem Interesse in die Geschichte des Magazins von Gruner + Jahr eingearbeitet. Darauf aufbauend habe ich mir nun ganz, ganz viele Yps-Hefte antiquarisch besorgt und mir die gesamte Historie des Magazins von 1975 bis Anfang der 1990er-Jahre vergegenwärtigt. Auch um herauszufinden, was die Leser damals und die Fans von heute an der Gimmick-Zeitschrift begeistert.
Neben dem Schreiben einer aus Platzgründen leider knappen, aber dennoch möglichst informativen Publikationsgeschichte war ich auch bei der Auswahl und Beschaffung von Comicbeiträgen behilflich. Leider war es nicht immer möglich, mit den heutigen Inhabern der Verwertungsrechte eine Einigung zu erzielen (weshalb auch für Yps mit Gimmick wichtige Serien wie Die Gespenster GmbH fehlen), und außerdem gab es vonseiten des Verlags den Wunsch, möglichst bereits in vorangegangenen Egmont-Publikationen aufbereitete Veröffentlichungen zu verwenden, um den Produktionsaufwand im angemessenen Rahmen zu belassen. Dennoch war der angepeilte Umfang von 176 Seiten schnell gefüllt, und die Auswahl kann sich meiner Meinung nach sehen lassen.

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Du erzählst die Geschichte des Kulthefts nach. Was hat Dich selbst bei der Beschäftigung mit dem Heft überrascht?
Einerseits die Bandbreite der in YPS mit Gimmick veröffentlichten Comics aus dem europäischen Raum, bei der die Redaktion um Norbert Hinze und Hannelore Müller-Scherz ein gutes Händchen bewiesen hat und mit Zeichnern wie Hans G. Kresse (Die Indianer), Derib (Buddy Longway) und einigen anderen hochkarätiges Material zum ersten Mal in Deutschland veröffentlicht hat – neben einigen Ausrutschern, wie man ebenfalls zugeben muss. Auch die dann später erfolgten Publikationen von Asterix oder Lucky Luke, zum Teil in Erstveröffentlichung, trugen ebenso zur Popularität und heute vielleicht unterschätzten Qualität des Magazins bei.
Und andererseits ganz klar die große Anzahl an guten und auch heute noch lesbaren deutschen Produktionen aus den Studios von Peter Wiechmann und Fred Kipka, die vor allem in den späten 1980er- und 1990er-Jahren zu den Highlights gehörten.
Persönlich hatte ich auch viel Freude am direkten Kontakt zur ehemaligen Yps-Redakteurin Hannelore Müller-Scherz, die vom Jubiläum gehört und mit Egmont Kontakt aufgenommen hatte, woraufhin es mir möglich war, mit ihr ein langes und erhellendes Gespräch zu führen. Sie war von 1975, also von Beginn an, bis 1980 die rechte Hand von Chefredakteur Norbert Hinze und konnte viele Informationen und Anekdoten beitragen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Es ist toll, wenn Personen, die für unsere damalige Comiclektüre maßgeblich verantwortlich waren, heute ihre Erinnerungen teilen und der geschäftlichen und historischen Seite von Comics eine menschliche Komponente hinzufügen.

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Auf welche Quellen konntest Du beim Schreiben der redaktionellen Texte zurückgreifen?
Neben den vorliegenden Originalheften und meinen eigenen Erinnerungen ganz klar die Yps Fanpage, eine zur Jahrtausendwende ins Leben gerufene, nicht-kommerzielle Internetseite von Richard Jebe und Dominik Scherer http://www.ypsfanpage.de, die mit unermüdlicher Akribie und viel Sachverstand eine unübersehbare Menge an interessanten und nerdigen Fakten zusammengetragen hat. Dann die Bachelorarbeit Yps: Die verpasste Chance von Nicolas von Lettow-Vorbeck, zu dem ich schon 2012 Kontakt hatte und dessen Text viele interessante Ansätze enthält. Außerdem war es spannend zu entdecken, dass – zu verschiedenen Anlässen – immer wieder auch die Feuilletons großer Illustrierten und Zeitungen wie Die Zeit oder Der Spiegel Artikel und Interviews zu Yps mit Gimmick gebracht haben.

Im Buch werden ja auch viele Comics abgedruckt. Welche sind Deine Lieblinge?
Als großer Fan frankobelgischer Comics finde ich natürlich die Erstveröffentlichungen der bereits erwähnten Serien von Kresse und Derib, aber auch von Turk/De Groot bzw. Macherot (Percy Pickwick) oder die exklusiven Seiten von Asterix und Lucky Luke toll. Überzeugt haben mich außerdem einige Folgen von deutschen Serien wie Ben’s Bande, Yinni + Yan und Die Gespenster GmbH oder viele Yps-Einseiter von Johannes Gerber, dem Erfinder des karierten Kängurus.
Mich hat überrascht, dass Disney-Zeichner Giorgio Cavazzano (Mehr über ihn hier…) früher auch für Yps gearbeitet hat. Und das offenbar in echt großem Ausmaß. Welche Bedeutung hat er für das Heft?
Das lag daran, dass der Italiener Giorgio Cavazzano ja für einige Studios tätig war, die nicht nur Disney mit neuen Comicgeschichten versorgten, sondern auch andere Verlage in ganz Europa. Und dazu gehörte auch die Pariser Éditions Vaillant, die das französische Pendant zu Yps herausgab, das seit 1969 veröffentlichte Pif Gadget. In diesem Rahmen lieferte Cavazzano bestimmt einige hundert Comicseiten ab, darunter auch eine Hommage an Asterix, die im Rahmen des 30. Geburtstags der Serie von Uderzo und Goscinny 1989 als Kurzgeschichte mit Hauptfigur Pif entstand und die auch in Yps mit Gimmick erschienen ist.

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Welche Bedeutung hat Yps Deiner Meinung nach für die Entwicklung der Comic-Szene in Deutschland gehabt?
Keine allzu große, wenn wir uns den deutschsprachigen Comicmarkt in der gesamten, 30-jährigen Laufzeit des ersten Yps mit Gimmick anschauen. Anfangs, in den 1970er-Jahren, gab es noch viel mehr Publikationen, die mit im Nachhinein als »wichtig« eingestuften Comics punkten konnten. Der Einfluss beschränkt sich daher vielmehr auf einzelne Serien, die ich schon erwähnt habe, oder die deutschen Produktionen, die über viele Jahre eine hohe Qualität hatten und von deren wirtschaftlichen Möglichkeiten und Bedeutung für die künstlerische Entwicklung heutige Comicschaffende nur träumen können.
Welches Gimmick, das es nie gab, würdest Du Dir wünschen?
Heute bin ich wunschlos glücklich, aber als Achtjähriger hätte ich mir das eine oder andere Gimmick auch als funktionierende Variante gewünscht. 😉 Besonders frustrierend war »Der Patent-Geschwindigkeits-Messer für dein Fahrrad«, auf den ich mich besonders gefreut habe und der einfach nicht funktionieren wollte – kein Wunder, handelte es sich dabei eigentlich nur um einen kleinen Plastikkasten, dessen innenliegende Plastikscheibe durch den Fahrtwind verschoben wurde und dadurch die km/h-Zahl angeben sollte!

die auch schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat.
© Foto: Alex Jakubowski
Angaben zum Buch: 50 Jahre Yps. Das Buch. Ohne Gimmick. HC, Farbe, 178 Seiten. Egmont Comic Collection. 35,- Euro
Und hier gehts zum Verlag: Egmont
Obwohl ich selbst (Babyboomer) YPS früher nie gelesen habe (die Gimmicks interessierten mich überhaupt nicht, die Comics fand ich größtenteils mau), finde ich das Buch sehr interessant. Volker hat wirklich tolle Infos zusammengetragen und gewohnt kompetent aufbereitet, und auch den meisten Comics kann ich mit 50 Jahren Verspätung durchaus etwas abgewinnen. 🙂