Weird Science – ein Comic-Klassiker

Der Taschen-Verlag macht immer weiter mit seinen großformatigen Comic-Ausgaben. Jüngst sind es die ersten elf Hefte des Weird Science Magazins, die der Kölner Verlag in gewohnt toller Qualität und gesammelt in einem beeindruckenden Hardcover-Band unter die Leute bringt. Auch wenn die Hefte mittlerweile 75 Jahre alt sind, haben die Zeichnungen nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Wer das Buch öffnet, startet eine Reise in eine durchaus bewegte Comic-Zeit. Weird Science – ein Comic-Klassiker.
© 2025 TASCHEN GmbH

Comic-Fans geraten bei den folgenden Namen ins Schwärmen: Wally Wood, Harvey Kurzman oder Frank Frazetta. Comic-Legenden, die in den 1950er Jahren im EC-Verlag für Furore sorgten. Was damals veröffentlicht wurde, war experimentell. Und es wurde kritisch beäugt, von Sittenwächtern und Moralaposteln.

Spannung, Horror, Irrsinn…

Dabei war es die goldene Zeit von EC. Heftreihen wie Tales from the Crypt, Two Fisted Tales und natürlich MAD lassen nicht nur Experten mit der Zunge schnalzen. Neben dem anarchischen Spaß von MAD waren es die Kategorien Horror, Spannung, Krieg und eben Science Fiction, die die Autoren und Zeichner bei EC zu Papier brachten.

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Das erste Heft von Weird Science trug erstaunlicherweise die Nummer 12. In den ersten elf Heften der ursprünglichen Reihe hatte Herausgeber William (Bill) M. Gaines eigentlich Cowboy-Liebesgeschichten veröffentlicht. Doch die Saddle Romance-Stories mussten Platz machen für Geschichten über irre Wissenschaftler und Außerirdische. Interessanterweise hatte Bill Gaines mit Comics ursprünglich gar nichts am Hut. Er übernahm den Verlag nach dem frühen Tod seines Vaters und musste sich erst einmal mit dem Genre anfreunden.

Nostalgie pur

Wie auch immer: Weil man Geld bei der Post sparen wollte, wurde die Nummerierung bei Weird Science erst einmal fortgeführt (Grant Geissman führt dies genauer in seiner Einleitung aus). Später musste man das doch ändern und deshalb gibt es die Nummern 12 bis 15 doppelt. Eine verrückte Zeit, in der mutige Verleger viel möglich machten, aber mitunter auch erfinderisch sein mussten.

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Wenn man die Geschichten heute liest, weht natürlich der Wind der Nostalgie über die Seiten. Nicht nur, weil Taschen es wieder einmal geschafft hat, durch die Auswahl des Papiers ein Gefühl für die alten Hefte zu erzeugen. Es ist natürlich die Story an sich, die uns 75 Jahre in die Vergangenheit katapultiert.

Laborversuche

In der ersten Geschichte ist es die klassische Laborsituation. Karl und sein Kollege Professor Einstadt (echt jetzt?) arbeiten an einer Chemikalie, die Ratten schrumpfen lässt. Natürlich kommt es zu einem Unfall und Karl selbst wird immer kleiner und bewegt sich schließlich in einem Mikrokosmos (im wahrsten Wortsinne).

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Und so begegnet Karl in seiner neuen Welt Bazillen und Blutkörperchen, Molekülen und Atomen. Um festzustellen, dass die Welt der Atome der der Galaxien gleicht. Und sich in unserem Innersten die verrücktesten Welten verbergen. In der Karl wegen seines ständigen Schrumpfungsvorgangs mal wie ein Riese und dann wieder wie ein Winzling erscheint. Wo ein einziges Mal niesen eine Katastrophe auslösen und im nächsten Moment eine Fliege zur großen Gefahr werden kann.

Kreative Teams – einfache Ideen

Geschrieben wurde diese Story von Herausgeber Bill Gaines und Al Feldstein. Gezeichnet wurde sie von Harvey Weinstein. Das Team orientierte sich dabei an der Geschichte „He Who Shrank“ von Henry Hasse. Und in der nächsten Geschichte setzte Wally Wood ein Skript von Harry Harrison um, in der sich ein Comic-Zeichner in einem endlosen Kreislauf surrealer Träume gefangen sieht. Ach, wie einfach waren doch noch die Geschichten damals…

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Nichtsdestotrotz: Es macht Spaß, die Geschichten zu lesen. Auch natürlich, weil die vorliegende Ausgabe vom Taschen-Verlag wieder das Beste aus dem Material herausgeholt hat. Wie schon bei den Büchern der Marvel Comics Library-Reihe wurden die Originalseiten nicht neu koloriert, sondern die Hefte wurden hochauflösend abfotografiert und die Seiten dann retuschiert.

Keine deutsche Übersetzung

Genau wie bei den anderen Büchern, werden die Hefte ergänzt durch Fotos und Originalzeichnungen, einen einleitenden Text und exakte Quellenangaben im Anhang. Der Hardcover-Einband und ein Lesebändchen betonen den bibliophilen Charakter des Buches. Einzig die Tatsache, dass erneut keine deutsche Übersetzung zu bekommen ist, lässt mich einen klitzekleinen Minuspunkt finden.

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Dennoch ist Band eins der EC Comics Library ein Schmuckstück für jedes Comic-Regal. Moment: Ins Regal passen diese Bücher ja gar nicht. Aber ihr wisst schon, wie ich es meine… Das XXL-Buch bringt erneut ein paar Kilo auf die Waage. Und ist sicherlich nicht nur wegen seiner Größe ein echter Hingucker. Auch wer in seiner Kindheit die Geschichten nicht gelesen hat (so wie ich), wird seine Freude daran haben. Allein unter Comic-historischen Aspekten muss man diese Schätze einfach lesen.

5 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: EC Comics Library. Weird Science. Vol. 1. Grant Geissman. Hardcover, Farbe. 462 Seiten. Taschen-Verlag. 150 Euro.

Hier gehts zum Verlag: TASCHEN

Und hier gibts die Besprechungen zur Marvel Comics Library: Spider-ManAvengersSilver Surfer

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