Comic-Tipps zu Weihnachten

Man kann es nicht leugnen, in wenigen Tagen ist Weihnachten… Wie schon in früheren Jahren (Weihnachtstipps 2022) möchte ich Euch hier ein paar Comics vorstellen, die beim ein oder anderen vielleicht noch unterm Baum landen könnten. Wenn ich es zeitlich schaffe, folgt in den nächsten Tagen auch noch Teil 2. Und vielleicht Teil 3 oder Teil 4… meiner Comic-Tipps zu Weihnachten. Habt Spaß und hoffentlich viel Zeit, ein paar gute Bücher zu lesen. 
Comic-Tipps ©Foto: Alex Jakubowski
Hallimasch, Text/Zeichnungen: Max Baitinger. Reprodukt 2025

Ein Wochenendausflug mit alten Freunden? Keine schlechte Idee, denken sich der 48-jährige erfolgreiche Ingenieur und Familienvater Dietz und sein nicht minder alternativer Freund Volker, ein Musiker und notorischer Kleptomane. Der SUV steht bereit, der Weg von Düsseldorf nach Leipzig ist nicht allzu weit. Also macht man sich auf den Weg, den gemeinsamen alten Kumpel Acki zu besuchen. Das Hotel ist gebucht, die Laune bestens – nur die aktuelle Adresse des alten Freundes wissen die beiden nicht. Doch das hält die beiden nicht davon ab, sich ins Abenteuer zu stürzen. Für den einen endet dieses im Suff in einer Bar, der andere klaut aus einem Museum ein Schwert. Nur Acki finden sie nicht. Der Trip wird irgendwie auch zu einer Reise in die Vergangenheit. Und er zeigt, wie unterschiedlich sich Freunde von einst oft entwickeln – oder vielleicht waren sie auch schon immer so verschieden?

Hallimasch von Max Baitinger
©Foto: Alex Jakubowski
Faust. Der Tragödie erster Teil. Band 1. Text/Zeichnungen: Nele Heaslip. JaJa-Verlag 2025

Verglichen mit den gelben Reclam-Heften aus der Schulzeit ist diese Version des Faust ein schwerer Brocken. Der Klassiker der deutschen Schullektüre kommt zwischen zwei festen Buchdeckeln auf fast 300 Seiten. Die Geschichte dürfte bekannt sein: Der Gelehrte Faust schließt einen Pakt mit dem Teufel. Und schon nimmt die Tragödie ihren Lauf. In ihrer Adaption lässt die Autorin die Geschichte in drei unterschiedlichen Epochen spielen: im Mittelalter, in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Gegenwart. Die Zeichnerin meint: „Faust (…) passte sich den neuen Zeitebenen an, als wäre er eigens für sie geschrieben worden. (…) Es ergaben sich gesellschaftskritische Fragestellungen über die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, Individuum und Gesellschaft und um die (Dis)kontinuität von Täter- und Opferrollen, die auf die heutige Zeit so zutreffen, wie einst auf Goethes Zeit.“ Ein zeitloser Klassiker also, in detailreichen, fein schraffierten Zeichnungen – der auch jenen Spaß machen kann, die die Schullektüre nicht so mochten.

Faust von Nele Heaslip
©Foto: Alex Jakubowski
Geschichten von Mutter und Tochter. Zeichnungen: Katharina Greve. Avant-Verlag 2025

Ein Comic ohne Text, der sein großes Vorbild nicht verschweigt. Denn schon auf den ersten Seiten zitiert Greve die Geschichten von Vater und Sohn von Erich Ohser, alias e.o.plauen, die zwischen 1934 und 1937 in der Berliner Illustrirten Zeitung (kein Schreibfehler!) erschienen sind. Und im Nachwort erklärt sie, dass ihre Geschichten ihre persönliche Hommage an den Klassiker sind. Und so wie das Vorbild der Stellvertreter der „kleinen Leute“ war, so werden Mutter und Tochter eben zu einer emanzipierten Version derselben. Etwa, wenn sie vergeblich im Restaurant auf den Kellner warten und dann den Pizzaboten ins Lokal bestellen. Oder wenn sie sich zum wiederholten Male mit dem Fachverkäufer im Elektroladen anlegen. Alles in Greves reduziertem Strich, mit dem sogar die Kapitelüberschriften per Piktogramm dargestellt werden.

Meine Geschichten von Mutter und Tochter, von Katharina Greve
©Foto: Alex Jakubowski
Gamma – Visions. Text/Zeichnungen: Jens Harder. Carlsen-Verlag 2025

Mehr als 20 Jahre lang hat Jens Harder an seiner Geschichte des Universums und des ganzen Restes gearbeitet. Nachdem er sich im ersten von vier Bänden (Gamma) am Urknall und dessen Folgen abgearbeitet und sich in den weiteren zwei Bänden (Beta 1 und 2) bis in die Gegenwart vorgearbeitet hat, folgt nun im abschließenden Band die Zukunft der Menschheit. Und die gehört nach Harders Verständnis ganz eindeutig der Künstlichen Intelligenz. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Teilen ist die erzählte Story in Gamma fiktiv. Zwar basiert der Comic auf aktuellem Wissen und Trends, ist aber letztlich Science-Fiction. Für viele Kritiker sprengt das Projekt jede Kategorie. Es ist eine Mischung aus Sachbuch, Bilderbuch, Geschichtsbuch und Comic. Ein Buch, das vor opulenten Bildern und traumhaften Visionen nur so strotzt. Harder arbeitet mit visuellen Zitaten, also Bildern aus Büchern, Filmen oder den Nachrichten, die uns allen im kollektiven Gedächtnis eingebrannt sind. Und so nimmt er uns mit auf eine spannende Reise durch das Leben.

Gamma von Jens Harder
©Foto: Alex Jakubowski
Metropolia. Text/Zeichnungen: Ingo Römling. Splitter-Verlag 2025

Wenn ein deutscher Zeichner seine Comics zuerst in Frankreich veröffentlicht, dann dürfte er es geschafft haben. Beim in Berlin lebenden Künstler Ingo Römling ist das mittlerweile so. Sein Science-Fiction-Abenteuer Metropolia erschien zuerst bei Dargaud. Szenarist Fred Duval hat die Geschichte entwickelt, die in einem Berlin im Jahr 2099 spielt – manches erinnert an Blade Runner, nicht nur von der Optik her. Privatermittler Sasha Jäger ist einer geheimnisvollen Killerin auf der Spur. Die hat während einer Luxus-Auktion im Alten Museum in Berlin ein Attentat verübt. Holografisch als eine Art Grace Kelly getarnt entkommt sie im Dunkel der Nacht. Sasha wird beauftragt, sie zu finden. Weil weite Reisen in Metropolia ein Luxusgut geworden sind, wollen die meisten Bewohner nicht Geld anhäufen, sondern handeln mit Meilen. Sasha nimmt den Job für eine Privileg-Transportkarte an, die ihm 30 Reisen ermöglicht. Nur: Wird er der Mörderin auf die Spur kommen? Oder vielleicht sogar eine weitere Leiche finden?

Metropolia von Ingo Römling
©Foto: Alex Jakubowski
Hier gehts zu den Verlagen: Reprodukt
JaJaAvantSplitterCarlsen
Zu früheren Comic-Tipps der Comic-Denkblase geht es hier: Comic-Tipps von einst… 😉

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