Captain Future – oder: Zurück in die Zukunft

Dede, de de. Dede, de de. Ded ded ded dedee, ded dede. Na? Habt Ihr auch gleich einen Ohrwurm im Kopf? Ich kenne niemanden, der beim Gedanken an Captain Future nicht sofort die kongeniale Musik von Christian Bruhn summt. Captain Future ist einfach Kult. Zumindest bei der Generation Y. Wer, wie ich, in den 1980er Jahren die TV-Serie gesehen hat, darf sich jetzt auf eine neue Version in Comic-Form freuen. Bei Carlsen erscheint ein an die japanische Zeichentrickserie angelehnter Comic. Und der Erfolg ist so groß, dass die erste Auflage schon vor der Auslieferung vergriffen ist. Aber keine Sorge: Die zweite Auflage ist ab heute in den Läden. Captain Future – oder: Zurück in die Zukunft.

Die Crew in der Comet.
© KANA (DARGAUD-LOMBARD SA) 2024,
by Runberg, Tallone © 2025 Carlsen Verlag GmbH

Captain Future hat etwas wuscheligere Haare, Joan ist nicht mehr so ein kleines Anhängsel, sondern eine selbstbewusstere Agentin der Regierung. Und Otto, der Androide, ist zwar immer noch eine Gummipuppe, sieht aber zumindest im Gesicht etwas anders aus, als in der Zeichentrickserie oder in den bei Bastei verlegten Comics. Ergänzt wird die Truppe um Curtis Newton (Captain Future) natürlich um Professor Simon und den Roboter Grag.

Nah am Original

Wie es sich gehört, muss die Crew auf eine gefährliche Mission. Der Planet Megara wird von einer Epidemie heimgesucht. Das Team um Captain Future muss herausfinden, was die Ursache dafür ist und wenn möglich ein Gegenmittel finden. Dass der Auftrag die ein oder andere Überraschung parat hat, versteht sich von selbst. Und natürlich geht es dabei auch um die Vergangenheit, die unserem Titelhelden übel mitgespielt hat.

Das aktuelle Cover.
© KANA (DARGAUD-LOMBARD SA) 2024,
by Runberg, Tallone © 2025 Carlsen Verlag GmbH

Zu Beginn des Comics werden wir Augenzeugen, wie die Eltern von Captain Future bei einem Angriff von Victor Corvo und seiner fundamentalistisch-religiösen Bewegung ums Leben kommen, und der kleine Curtis in die Obhut von Grag und Otto gelangt. 25 Jahre später – Curtis hat sich längst als Future einen Namen gemacht – geht die Geschichte dann richtig los. Und spätestens, als nach einigen Seiten ein infizierter Mutant erschossen wird, und das Blut spritzt, wird klar, dass sich das Buch nicht unbedingt an die jüngsten Comicleser richtet.

Nicht für Kinder

Auch bei der Animationsserie war das im Übrigen so. Das ZDF ließ vor der Ausstrahlung die als Vierteiler geplanten Episoden auf drei Teile zu 25 Minuten zusammenkürzen. Das sorgte zwar für Sprünge im Erzählstrang, war aber deutlich kinderfreundlicher, als die auf den Romanen (1940-1944 entstanden) von Edmond Hamilton basierenden Folgen, die in Frankreich ausgestrahlt wurden und zu großen Protesten besorgter Eltern führten (mehr zu den Hintergründen in ALFONZ 1/2025 im Artikel meines Kollegen Bernd Frenz).

Die Comet auf dem Weg zu ihrer Mission.
© KANA (DARGAUD-LOMBARD SA) 2024,
by Runberg, Tallone © 2025 Carlsen Verlag GmbH

Auch das Autorenteam Sylvain Runberg und Alexis Tallone waren und sind von der Serie der 1980er Jahre fasziniert. Mit ihrem Comic wollen sie eine neue Version schaffen, die respektvoll gegenüber dem Original ist und gleichzeitig etwas Neues bietet. Und so erklären sich wohl die leichten Veränderungen bei einigen der Hauptfiguren. Die Themen jedenfalls sind damals wie heute zeitlos: Künstliche Intelligenz, Epidemien, soziale Gewalt und Moral.

Aktuelle Themen

Wer den neuen Comic liest, wird sofort in der Zeit zurückgeworfen. Es ist, als würde eine der insgesamt 52 Episoden vor unseren Augen ablaufen. Die Dialoge erinnern stark an die TV-Töne. Die Kampfszenen, der Auftritt von Professor Simon und natürlich auch das Raumschiff, die Comet, sind so nah am Original, wie sie eben sein müssen. Die Rollenverteilung passt, die Geschichte ist ok. Allein die Figur des kleinen blinden Passagiers Ken wirkt etwas dran geflanscht – aber das hat seine Ursachen vermutlich an den Vorgaben des Originals. Und ob Joan jetzt eine emanzipierte Nebenheldin ist, oder doch im Schatten von Captain Future steht, das lasse ich jetzt mal dahingestellt…

„Future und seine verdammte Technologie.“
© KANA (DARGAUD-LOMBARD SA) 2024,
by Runberg, Tallone © 2025 Carlsen Verlag GmbH

Szenarist Sylvain Runberg ist in der Comicszene kein Unbekannter. Seit 2003 hat er in 26 Ländern 140 Graphic Novels veröffentlicht. Auf Deutsch sind beim Splitter-Verlag etwa seine Serie Orbital oder auch die Millennium-Adaptionen nach den Romanen von Stieg Larsson erschienen. Zeichner Alexis Tallone arbeitet vor allem als Werbegrafiker oder auch beim Zeichentrickfilm.

Nostalgie?

Die rund 160 Seiten des aktuellen Albums lesen sich jedenfalls in einem Rutsch zügig durch. Und es entsteht zumindest bei mir das gleiche Gefühl, wie damals in den 1980er Jahren, wenn die knapp 25 Minuten der Episode gerade vorbei waren. Die Lust auf mehr ist sofort da. Und ich kann es kaum erwarten, das nächste Abenteuer rund um Captain Future zu lesen. Oder mir vielleicht doch die DVDs zu besorgen mit den alten Folgen. Und abzutauchen in fremde Welten und nostalgische Gefühle. Es gibt wahrlich schlechtere Möglichkeiten, sich seine Freizeit zu vertreiben…

Dede, de de. Dede, de de. Ded ded ded dedee, ded dede…

Der ewige Herrscher…
© KANA (DARGAUD-LOMBARD SA) 2024,
by Runberg, Tallone © 2025 Carlsen Verlag GmbH

5 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: Captain Future. Der ewige Herrscher. Nach dem Werk von Edmond Hamilton. Text: Sylvain Runberg. Zeichnungen: Alexis Tallone. HC, Farbe, 168 Seiten. Carlsen-Comics. 28,- Euro.

Hier gehts zum Verlag: Carlsen

Mehr Sci-Fi auf der Comic-Denkblase findet Ihr hier: Moon-Comics oder hier: Der kleine Perry oder auch hier: Die Chroniken des Universums

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert