Der Hamburger Zeichner Sascha Hommer hat mal wieder einen neuen Comic vorgelegt. Dieses Mal widmet er sich einem Klassiker der deutschen Romantik und adaptiert Wilhelm Hauffs Märchen Das kalte Herz. Sein Verlag schreibt dazu: „In beeindruckenden und stimmungsvollen Bildern erzählt er die zeitlose Geschichte über das Menschsein und fügt behutsam neue Aspekte hinzu, ohne dabei das Original aus dem Blick zu verlieren. Dabei ist das Buch nicht zuletzt auch eine künstlerische Reise in die Heimat des Autors, den Schwarzwald.“ Comic-Adaption: Das kalte Herz.
(Alex Jakubowski) Lieber Sascha, viele kennen den Stoff von Das kalte Herz möglicherweise von der Verfilmung, die sie (so wie ich) als Kind gesehen haben. Welchen Bezug hast Du dazu?
(Sascha Hommer) Ich habe die Geschichte vor einigen Jahren als Hörbuch gehört, aber kannte die Erzählung auch aus der Kindheit. Nur kann ich leider nicht mehr sagen, ob ich als Kind die Geschichte vorgelesen bekommen habe oder vielleicht tatsächlich den sehr tollen Film von Paul Verhoeven gesehen habe. Oder die Version der Augsburger Puppenkiste, die gab es nämlich auch, und sie ist gar nicht mal so schlecht. Ich bin im Schwarzwald aufgewachsen und habe insofern auch einen persönlichen Bezug zu der Gegend, in der das Märchen spielt.
Wie bist Du vorgegangen bei Deiner Adaption?
Ich wollte die Dinge, die mir am Original gefallen, so gut wie möglich in die neue Form übertragen. Dazu gehört die leichte Zugänglichkeit der Geschichte sowie das etwas altmodische Setting. Gleichzeitig ist es eine recht kurze Erzählung, die ich ohne größere Kürzungen wiedergeben konnte.
Wie nah bist Du am Original geblieben? Wieviel künstlerische Freiheit hast Du Dir genommen?
Bei einigen wenigen Aspekten habe ich eingegriffen – im Sinne einer Modernisierung. Die auffallendste Veränderung findet sich bei einem der beiden Waldgeister, der bei mir von einem Glasmännlein zu einem Glasweiblein geworden ist.
Planst Du, weitere Vorlagen zu adaptieren?
Bereits 2011 hatte ich mit dem Band Dri Chinisin eine Sammlung von Literaturadaptionen erstellt, nach Texten von Brigitte Kronauer. Ich möchte nicht ausschließen, dass ich auch in Zukunft wieder einen bestehenden Text adaptiere und hätte da auch schon eine sehr konkrete Idee.
Erzähl uns mehr von Dir: Gibt es Vorbilder für Dich?
Mit dem Begriff Vorbild wäre ich eher vorsichtig, denn jede*r Künstler*in hat ja ganz eigene biografische und kulturelle Voraussetzungen, durch die sie*er zu ihren Stoffen und Ästhetiken kommt. Künstler*innen, die mich beeinflusst haben, gibt es aber viele, als Beispiele möchte ich Anke Feuchtenberger und Hayao Miyazaki nennen. Anke war in Hamburg meine Lehrerin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften und hat die Welt der deutschen Comics nachhaltig verändert. Miyazaki bewundere ich in erster Linie für seine Arbeiten aus den 1980er Jahren.
Welchen Comic liest Du zur Zeit?
Gestern habe ich Baddog und Goodboy von Olschi gelesen. Das ist nicht wirklich mein Geschmack, aber sehr kurzweilig. Ich lese außerdem im Moment sehr viele Comics von jungen Zeichner*innen die noch nicht publiziert sind, das bringt meine Tätigkeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie die redaktionelle Arbeit für Reprodukt mit sich.
Was planst Du im Comicbereich in der nächsten Zeit?
Ich habe zwei Projekte in Planung, die beide im Moment noch recht grobe Skizzen sind. Ich muss demnächst entscheiden, welches der Projekte ich wirklich angehen will.
Angaben zum Buch: Das kalte Herz. Zeichnungen: Sascha Hommer. Nach einem Märchen von Wilhelm Hauff. HC, Farbe. 160 Seiten. Reprodukt. 24,- Euro.
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