Ho ho ho – Weihnachtstipps – Teil 1

Comics kann man ja nie genug haben. Was bietet sich da mehr an, als sich zu Weihnachten ein paar neue Schmöker schenken zu lassen. Oder sich auch selbst welche zu kaufen. Rechtzeitig vor dem Fest möchte ich Euch daher ein paar Bücher empfehlen. Manche sind gerade erst erschienen, andere sind schon eine Weile auf dem Markt. Es ist eine bunte Mischung, die natürlich durch meinen persönlichen Geschmack geprägt ist. Viel Spass beim Endecken. Ho ho ho – Weihnachtstipps – Teil 1, der Comic-Denkblase.
©Foto: Alex Jakubowski

„Ich will Kalif werden, anstelle des Kalifen!“ – was habe ich die Comics um Isnogud als Kind geliebt. Nachdem Carlsen vor einer Weile bereits die Geschichten veröffentlicht hat, die René Goscinny für Jean Tabary geschrieben hat https://comic-denkblase.de/isnogud-kalif-anstelle-des-kalifen, erscheint nun ein Band, der die Comics vereint, die komplett vom Zeichner selbst sind. Geschrieben hat Tabary sie zwischen 1978 und 1989.

Während Goscinny gerne achtseitige Stories bevorzugte, waren dem Zeichner längere Geschichten lieber. „(Er) fühlte sich in dem neuen Format wohler, denn es ermöglichte ihm, (den) Nebenfiguren breiteren Raum einzuräumen und mehr Leben einzuhauchen“, so heißt es im einleitenden Text zum Buch.

Neben den Comics glänzt der Band durch eine Fülle von Sekundärmaterial. Fotos, Skripte, ein extra Kapitel über den Filmstar Isnogud. Zudem erfährt der Leser durch eine editorische Notiz von Comic-Experte Volker Hamann, warum und wie sich die französische Ur-Fassung von Isnoguds Komplize von der deutschen Veröffentlichung unterscheidet. Adolf Hitler wurde dort nämlich durch Rodrigo Borgia ersetzt.

Isnogud. Die Tabary-Jahre. 1978-1989. CarlsenComics. HC, Farbe. 296 Seiten. 39,-€

Mit Songcomic-Books hat der Ventil-Verlag in Mainz schon so seine Erfahrungen. Zuletzt veröffentlichte er einen sehr gelungenen Tocotronic-Comic https://comic-denkblase.de/tocotronic-songcomics, an dem etwa auch der Frankfurter Philipp Wächter beteiligt war. Jetzt liegt ein Buch über das 50 Jahre alte Album „Keine Macht für Niemand“ von Ton Steine Scherben vor, der legendären Band um Rio Reiser. Klangvolle Namen der Comic-Szene sind auch dieses Mal dabei. Nicolas Mahler, Reinhard Kleist, Sascha Hommer oder Ulli Lust etwa. Aber auch noch unbekanntere (aber nicht weniger spannende) Künstler:innen, wie Sheree Domingo, Jan Soeken oder Rahel Suesskind.

So unterschiedlich die Songs, so unterschiedlich sind die Stile und die Herangehensweisen der Zeichner:innen. Und so lädt das Buch zum Schmökern und Erinnern ein – und natürlich schadet es nicht, sich die Musik nochmal anzuhören. Grandiose, kraft- und gefühlvolle Musik aus einer völlig anderen Zeit. Die nicht nur wegen der Liedzeile „Ich hab geträumt, der Krieg wär vorbei“ (aus „Der Traum ist aus“), gerade wieder total aktuell ist.

Keine Macht für Niemand. Ein Ton Steine Scherben Songcomic. Ventil-Verlag. HC, Farbe, 126 Seiten. 25,-€

Ein Molotow-Cocktail, Grillbesteck und ein Rollstuhl? Da kann es nur um Die alten Knacker gehen. https://comic-denkblase.de/die-alten-knacker-jetzt-schon-ein-klassiker Inzwischen ist bereits Band 7 der genialen Reihe erschienen. Und die Geschichte um die rüstigen Rentner Pierrot, Antoine und Mimile sind so anarchisch wie immer. Ob Grill-Party oder Pariser Demo: die alten Knacker sind mittendrin und immer geht es schnell chaotisch zu. Dickköpfig und eigensinnig, charmant und unkonventionell – so sind die drei Hauptfiguren und das Thema dieses Albums ist einmal mehr hochpolitisch: Ausländerfeindlichkeit und illegale Feldarbeiter.

Wie immer werfen sich die Rentner die Sprüche im Stakkato an den Kopf. Die Handlung hüpft von einem Großbrand ins Bistro und über die Spurensuche auf den Friedhof. Der Plot könnte dieses Mal etwas ausgefeilter sein, aber das macht den Band dennoch nicht schlecht. Die liebenswerten Zeichnungen und die ausgearbeiteten Charaktere machen Die Alten Knacker wieder einmal zu einem großartigen Lesegenuss. Nur vom Untertitel sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Mit dem Klima oder dem Klimaschutz hat der Band rein gar nichts zu tun.

Die alten Knacker, 7. Heiss wie das Klima. Splitter-Verlag. HC, Farbe, 56 Seiten. 16,-€

Er ist einfach „the good artist“. Disney-Legende und Schöpfer von Entenhausen: Carl Barks https://comic-denkblase.de/die-unbekannte-seite-des-guten-zeichners-carl-barks. Der Egmont-Verlag widmet ihm eine Neuausgabe. So wie auch bei Don Rosa, stützt man sich dabei auf die amerikanische Fantagraphics Books-Ausgabe. Seit 2011 wird das Werk von Barks in den USA erneut komplett veröffentlicht – in einer restaurierten und kolorierten Version. Auch wenn wir uns das hierzulande kaum vorstellen können: die Comics von Barks sind in seinem Heimatland bei weitem nicht so populär wie hier. Daher hat sich Fantagraphics Books dazu entschieden, sein Werk nicht chronologisch zu veröffentlichen, sondern mit dem kreativen Höhepunkt zu beginnen.

Jetzt liegen also die ersten zwei Bände vor, die vor allem Geschichten enthalten, die Ende der 1940er Jahre entstanden sind. Fans können sich auf so klassische Geschichten wie Die Mutprobe, Das Gespenst von Duckenburgh, Die Wette oder Im Land der Vulkane freuen. Von der Aufmachung her ist die deutsche Fassung identisch mit der amerikanischen Ausgabe. Bei der Übersetzung hat man sich an die von Erika Fuchs selbst überarbeitete Version gehalten. Redaktionelle Texte, Skizzen und Cover gehören selbstverständlich auch zur Ausgabe dazu. Wer möchte kann die ersten beiden Bände auch im schmucken Schuber bekommen.

Onkel Dagobert und Donald Duck von Carl Barks – Schuber 1947-1948 – Die Mutprobe & Das Gespenst von Duckenburgh. Egmont-Verlag. HC, Farbe. 208 und 240 Seiten. 80,-€

Es ist ein Backstein von einem Comic, die vorliegende Ausgabe der Geschichten um den kriminellen Parker mit seinen 364 Seiten. Ein Crime noir Werk von Donald E. Westlake, das hier in einer Comic-Adaption des bereits verstorbenen Darwyn Cooke vorliegt. „Ungezählten Filmproduzenten überließ der große Donald Westlake alias Richard Stark die Rechte an seinem Helden, aber nie einem Comicverlag – bis Darwyn Cooke zu ihm kam. Es war ein geniales Match, das mit dieser Prachtausgabe noch einmal gefeiert wird“, schreibt der Verlag auf seiner Homepage. Wie recht er hat.

In hartem, schroffem Strich setzt der Zeichner die Geschichten in Szene – passend zum Gemüt der Hauptfigur. Manchmal kommt der Comic seitenlang ohne Text aus. Das entspricht der schon auf dem Cover mürrisch dreinschauenden Hauptfigur. Der Band umfasst vier Geschichten. Auch hier runden redaktionelle Texte, zusätzliches Bildmaterial und eine kleine Galerie das Buch ab. Band 2 ist übrigens auch bereits erschienen. Für Krimi-Fans ein Muss!

Parker – Martini Edition. Band 1. Verlag Schreiber & Leser. HC, Farbe. 364 Seiten. 49,80€

Und noch ein Wälzer. Wer die Paper Girls bisher nur von Streaming-Dienst kennt, kann jetzt auf die geballte Comic-Power zurückgreifen. CrossCult hat die komplette Geschichte nun in eine Gesamtausgabe gepackt. Auf 800 Seiten wird dort die Geschichte von vier 12-jährigen Mädchen erzählt. Es geht um zeitreisende Außerirdische, um Vorstadtidylle, um Heranwachsen, Zweifel und um Zusammenhalt.

Autor Brian K. Vaughan hat bereits mit Y – the last man oder mit Saga große Erfolge gefeiert, wurde mehrfach ausgezeichnet und hat auch für Paper Girls bereits den wichtigsten amerikanischen Comicpreis, den Eisner-Award, eingeheimst. Die Zeichnungen von Cliff Chiang wirken durch die pastellartigen Farben von Matt Wilson wie aus den 1980er Jahren gesprungen. Das passt natürlich perfekt zur Story. Neben dieser Softcover-Ausgabe bietet der Verlag auch eine Hardcover-Variante an. Für Fans der Serie vielleicht nicht verkehrt. Für diejenigen, die das Original der TV-Serie kennenlernen wollen, ist auch die Softcover-Version perfekt.

Paper Girls. Die komplette Geschichte. CrossCult. SC, Farbe. 800 Seiten. 60,-€

Hier findet Ihr die Verlage: 

https://www.carlsen.de/com

https://www.ventil-verlag.de/

https://www.splitter-verlag.de/

https://www.egmont-shop.de/

https://www.schreiberundleser.de/

https://www.cross-cult.de/home.html

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