Christophe Blain: Ausstellung in Basel

Es gibt eine Riege französischer Künstler, die durch eine breite Vielfalt ihrer Themen auffallen. Manu Larcenet ist einer von ihnen, Joann Sfar, Lewis Trondheim oder eben Christophe Blain sind andere. Ihm widmet das Cartoonmuseum in Basel nun eine umfangreiche Ausstellung unter dem Titel Paradis perdus. Ein paar Tage vor der Eröffnung der Ausstellung erklärt uns Museumsdirektorin Anette Gehrig, welche Bedeutung Blain hat und was die Besucher:innen erwartet. Christophe Blain: Ausstellung in Basel.
© Christophe Blain und Jean-Marc Jancovici,
«Le Monde sans fin», 2021
(Alex Jakubowski) Liebe Frau Gehrig, Sie selbst schreiben es in Ihrer Einladung: Christophe Blain ist ein ausnehmend wandelbarer Künstler. Was beeindruckt Sie am meisten an ihm?

(Anette Gehrig)  Christophe Blain arbeitet in unterschiedlichen Genres – vom Western über eine Politsatire bis hin zu einem Sachcomic zum Klimawandel. Diese thematische Breite ist faszinierend. Zudem beherrscht Blain alle Tonalitäten zwischen sparsamer, schneller Tuschezeichnung und subtil pastoser Malerei und kann auf eine Vielzahl von Stilen und Techniken zurückgreifen.

© Christophe Blain, «Paradis perdus», 2025
Cartoonmuseum Basel, 2025
Für diejenigen, die ihn noch nicht kennen: Womit ist er künstlerisch aufgefallen?

Christophe Blain ist mit seiner Serie «Isaak der Pirat» international bekannt geworden. Die fünfbändige Geschichte spielt im 18. Jahrhundert. Sie erzählt von einem mittellosen jungen Mann, der ein grosser Marinemaler werden will und sich über Umwege auf einem Piratenschiff und einer ausgedehnten Odyssee voller gefährlicher und romantischer Abenteuer wiederfindet. Während Blain die Segelschiffe und angelaufenen Küstenstädte mit viel Liebe zum Detail darstellt, verleiht er seinem Isaak und anderen Hauptfiguren – insbesondere den Männern – grob skizzierte, fast groteske Gesichter. Blain hat für diesen Comic den Preis für den besten grafischen Roman am Festival von Angoulême erhalten.

Über die Landesgrenzen hinaus ist er zudem aufgefallen mit seiner Politsatire «Quai d’Orsay», in der er die von einem ehemaligen Berater von Dominique de Villepin niedergeschriebenen Erinnerungen an dessen turbulente Zeit im französischen Außenministerium in eine bissige, für das Alter Ego des Außenministers wenig schmeichelhafte Fiktion umarbeitet. Das Buch entwickelte sich zu einem Bestseller und wurde 2013 von Bertrand Tavernier verfilmt.

© Christophe Blain, «Quai d’Orsay», 2010
Dargaud, Paris, 2010
Inhaltlich ist er sehr breit aufgestellt. Zuletzt hat er einen Comic zum Klimawandel gemacht. Trotz des großen Interesses an dem Thema dennoch ungewöhnlich, oder?

In seinen Anfängen in den frühen 1990er-Jahren hat Christophe Blain mit subtilen Reisereportagen seine Karriere gestartet. Seine Erfahrungen beim Militär und im Einsatz als Matrose hat er in seinem ersten Comic «Das Getriebe» verarbeitet. Das Beobachten und Dokumentieren ist ein wichtiger Teil seiner künstlerischen Arbeit. Ein Buch zum Klimawandel verwundert nicht, denn in dieser dialogartigen Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler Jean-Marc Jancovivi kann er dieses Können einsetzen und ein eher trockenes aber gesellschaftlich brisantes Thema mit einer packenden Geschichte erzählen.

© Christophe Blain und Jean-Marc Jancovici,
«Le Monde sans fin», 2021
Was erwartet die Besucher:innen Ihrer Ausstellung?

Die Besuchenden können erstmals im deutschsprachigen Raum die gesamte Breite dieses mehrfach ausgezeichneten Künstlers entdecken. Die reichhaltige Retrospektive von Christophe Blain im Cartoonmuseum Basel zeigt die künstlerische Entwicklung des französischen Comicstars in allen Facetten – von Entwurfszeichnungen über Tuschearbeiten bis zu Malereien in unterschiedlichen Techniken. Filme und eine mitreißende Szenografie verführen die Besuchenden in eine räumliche Dimension und vertiefen die Inhalte.

© Christophe Blain, «Donjon», 2003
Courtesy Galerie Barbier, Paris
Auf welche Quellen konnten Sie bei den Originalen zurückgreifen?

Die Ausstellung zeigt die Originalzeichnungen aus allen Alben des Künstlers, die uns private Sammlerinnen und Sammler, Galerien und der Künstler selbst ausgeliehen haben.

Sie haben ihn ja sicherlich bereits kennengelernt: Was ist er für ein Typ?

Christophe Blain hat sich enorm engagiert für die Ausstellung. Er hat seine Biografie für die Ausstellung als humorvolle Kurzgeschichte gestaltet, wir konnten ihn für ein Videoporträt in seinem Atelier besuchen, er hat exklusiv ein Plakat für uns gezeichnet und uns Kontakte zu den Sammler:innen hergestellt. Christophe Blain ist ein sehr engagierter Künstler und offener, feiner Mensch.

© Christophe Blain und Jean-Marc Jancovici,
«Le Monde sans fin», 2021
Neben der „reinen“ Ausstellung haben Sie ja noch ein vielfältiges Rahmenprogramm: Welche Highlights können Sie uns empfehlen?

Am 8. November, dem Tag nach der Vernissage, treffe ich Christophe Blain zum Künstlergespräch in Kooperation mit dem «Wochenende der Graphik», eine wunderbare Gelegeneit den Zeichner kennenzulernen. Am 15. November wird der Berner Comiczeichner Christian Calame einen Workshop zum dokumentarischen Zeichnen geben. Ein weiteres Highlight ist am 28. November das «Dritte Nationale Symposium zur 9. Kunst». An diesem Tag sprechen wir darüber, welche Erzählformen sich eignen, gesellschaftliche Themen zu behandeln. Weshalb ist es so schwer, ein Buch über die relevanten ökologischen Themen unserer Zeit, wie Biodiversität und Klimawandel, zu machen?

© Rita Scaglia,
Portrait Christophe Blain, 2021
Noch mehr Infos gibt es beim Museum selbst: Cartoonmuseum Basel
Hier findet sich das Begleitprogramm: Veranstaltungen

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