Das Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main überrascht mit einer Ausstellung über Comics aus Afrika. Als ethnologisches Museum, das sich der interdisziplinären und internationalen Zusammenarbeit verpflichtet fühlt, widmet man sich jetzt einem Genre, das Besucher:innen dort im ersten Moment vielleicht nicht erwarten: Comics eben. Gezeigt werden die unterschiedlichsten Arbeiten afrikanischer Künstler:innen, die allerdings ein Aspekt eint: Sie stellen weibliche Hauptdarstellerinnen und Perspektiven in den Vordergrund. SHEROES – Comic Art from Africa.

©Foto: Wolfgang Günzel
Im Treppenhaus der Museumsvilla hängen Sprechblasen von der Decke. Im Foyer warten die unterschiedlichsten Comicfiguren als Pappkameraden auf die Gäste. Und wer weiter in die Ausstellungsräume geht, wird von reproduzierten Comicseiten und wandfüllenden Bildtapeten empfangen. Pro Raum werden meist Arbeiten von zwei Künstler:innen gezeigt. Und es wird schon gleich zu Beginn klar: Die Ausstellung beeindruckt durch ihre Heterogenität.
Heterogene Ausstellung
Da ist etwa die Arbeit „The strange tree“ von Charity Akunda. Eine Mixed-Media Künstlerin aus Uganda, die die ersten zehn Seiten einer noch nicht veröffentlichten Geschichte zeigt. In ihrer Dystopie vermengt sie Umweltthemen mit dem Thema Kolonialismus. Ihre Protagonistin reist von einer Mondsiedlung zur unbewohnbaren Erde, um den Zustand der Pflanzenwelt zu erforschen. Während ihrer Arbeit entdeckt sie einen beeindruckenden, alten Baum. Im Museum wird die Zeichnung wandfüllend gezeigt und man kann die unfertige Geschichte lesen.

©Foto: Alex Jakubowski
In einem anderen Raum wartet die Arbeit von Reine Dibussi. Die schwarze Feministin zeigt ihren Comic Cindy & Zoa. Die als Online-Comic entwickelte Geschichte erzählt die Liebesgeschichte zweier Frauen in der fiktiven Stadt Njinga in Zentralafrika. Bei der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung weist die Zeichnerin daraufhin: Homosexualität ist in Kamerun strafbar. Mit ihrem Comic engagiert sie sich für Afro-Queerness – will einen Raum schaffen für Unterstützung und den Widerstand der Community.
Feminismus und Science-Fiction
So unterschiedlich die Themen, so unterschiedlich sind auch die Zeichenstile. Zufan von Beserat Debebe aus Äthiopien wirkt wie ein amerikanischer Superhelden-Comic und zeigt die Nähe des Autors zu den Vereinigten Staaten, wo er die Welt der Comics, Graphic Novels und Mangas kennenlernte. In Zufan geht es um die frisch ernannte Präsidentin der African Alliance, die einen fragwürdigen Vertrag mit dem Planeten Mero unterzeichnet und die Bevölkerung damit in Gefahr bringt. Der Autor überträgt hier die Geschichte Äthiopiens in eine Science-Fiction-Story.

©Foto: Wolfgang Günzel
La Vie D’Ébène Duta von Joëlle Épée Mandengue dagegen ist eher Cartoonhaft gezeichnet. Die in Kamerun geborene Künstlerin finanzierte den Comic per Crowdfunding. Sie erzählt die Erlebnisse ihrer Protagonistin fernab der Heimat. Dabei berichtet sie von Liebe, Freundschaft, aber auch von kulturellen Missverständnissen und von Rassismus.
Umfangreiches Begleitprogramm
Die Ausstellung aber zeigt noch viel mehr. Wer sie besucht, sollte genügend Zeit einplanen, um sich die auf mehreren Ebenen gezeigten Werke anzusehen. Teil der Ausstellung ist ein Leseraum, in dem man sich eine Auswahl veröffentlichter Comics aus Afrika ansehen kann. Und natürlich gibt es ein Begleitprogramm – etwa Kuratorinnenführungen oder Gespräche mit den beteiligten Künstler:innen.

©Foto: Wolfgang Günzel
Vielen Dank für den schönen Bericht!