Mehr als 100 Comics hat er bisher veröffentlicht – der französische Zeichner und Autor Lewis Trondheim. Die Qualität seiner Arbeiten ist überdurchschnittlich gut. Viele Leser:innen kennen ihn durch die Reihen Donjon, Ralph Azham oder Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase. Aber auch als Krimiautor hat er bereits Erfolge gefeiert. Die drei Bände um Maggy Garrisson zählen mit zum Besten, was es in dem Bereich gibt. Ich wünsche mir sehnlichst einen vierten Band herbei. Zum Glück ist jetzt bei Schreiber & Leser erneut ein Krimi von Trondheim erschienen: Karmela Krimm – Ramadan Blues. Wieder ist dem Franzosen damit ein großer Wurf gelungen.
Es sind oft die ersten Eindrücke, die über Top oder Flop entscheiden. Bei Karmela Krimm zeigt mein Daumen uneingeschränkt nach oben. Von der ersten Seite an nimmt mich die die Geschichte um die ehemalige Polizistin ein, die sich jetzt als Privatdetektivin durchschlagen muss. Und das Album hält, was es auf den ersten Seiten verspricht!
Der erste Eindruck: top!
Trondheim macht nicht lange rum. Mitten rein geht es in die Geschichte. Karmela Krimm observiert aus dem Auto heraus. Mit dabei, die pubertierende Tochter ihrer ehemaligen Partnerin. Weil bei einem gemeinsamen Einsatz etwas schief lief, quittierte Karmela den Dienst, um ihre Partnerin zu schützen. Deren Verhalten nach dem Einsatz enttäuschte sie tief. Zum Dank darf sie jetzt deren 15-jährige Tochter als Praktikantin mitschleppen, während sie fremdgehende Ehemännern nachstellt.
Doch schnell ändert sich der Plot. Karmela wird von der neuen Präsidentin des Fussballclubs Olympique Marseille engagiert. Deren Mann wurde einen Monat zuvor umgebracht – vor der Haustür seiner Geliebten. Der Verdacht fällt natürlich auf die gehörnte Ehefrau. Und die will mit Karmelas Hilfe ihre Unschuld beweisen. Als Unterstützung bekommt Karmela einen Assistenten an ihre Seite. Tadj, Bodyguard und gläubiger Moslem, der gerne die Fäuste sprechen lässt, wenn es denn sein muss.
Maggy Garrisson lässt grüßen
Karmela Krimm ist anders als Maggy Garrisson, die Hauptfigur in Trondheims letztem Krimi. Krimm strahlt trotz ihres beruflichen Misserfolgs eine Entschlossenheit aus. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig. Garrisson dagegen war eher plump und Mitleid erweckend. Es sind zwei unterschiedliche Frauentypen, die Trondheim auch von zwei unterschiedlichen Zeichnern umsetzen lässt.
Beim neuen Krimi ist es der Franzose Franck Biancarelli, der die Panel gezeichnet hat. Sein klarer, realistischer Strich passt gut zur Geschichte, die neben einigen überraschenden Nebenhandlungen vor allem durch feinsinnige Dialoge überzeugt. Im Interview mit Europe Comics https://www.europecomics.com/karmela-krimm-interview-franck-biancarelli-lewis-trondheim/ erklären Trondheim und Biancarelli, dass die Ursprungsidee sogar von Zeichner selbst stammt. Lewis Trondheim schrieb sie allerdings um, stellte Karmela statt Tadj in den Mittelpunkt.
Ursprungsgeschichte stammt vom Zeichner Biancarelli
Das Duo funktioniert perfekt. Der Zeichner fängt die Stimmung in seiner Heimatstadt gekonnt ein. Trondheim konzentriert sich auf seine erzählerische Linie. Beide haben einen Vertrag über drei Alben unterschrieben, so dass wir uns hoffentlich auf zwei weitere übersetzte Bände freuen dürfen.
5 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch: Karmela Krimm – Ramadan Blues. Zeichnungen: Franck Biancarelli, Szenario: Lewis Trondheim. 48 Seiten, farbig, Hardcover. Verlag: Schreiber & Leser. 14,95 €
Hier gehts zum Verlag: https://www.schreiberundleser.de/
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