Was gibt’s denn da zu lachen? Die Komische Kunst des Walter Moers

Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen hat sich schon längst vom Geheimtipp zum etablierten Ausstellungsort für die Neunte Kunst entwickelt. Derzeit läuft dort eine Schau, an der viele Comic-Fans nicht vorbeigehen sollten: Die Komische Kunst des Walter Moers ist dort zu sehen. Nicht zum ersten Mal widmet man sich dort dem öffentlichkeitsscheuen Kreativen, der noch im vergangenen Jahr der Comic-Denkblase ein exklusives Interview gegeben hat. Museumsleiterin Christine Vogt mit Infos zur Ausstellung über einen Ausnahmekünstler. 
Blaubär im Schiff der Zwergpiraten aus Walter Moers, Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär
© Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München
(Alex Jakubowski) Liebe Christine, nach 2011 ist das heute bereits die zweite Ausstellung in Oberhausen zu Walter Moers. War die Zeit schon wieder reif?

(Christine Vogt) Auf jeden Fall! Walter Moers ist ein unglaublich produktiver Zeichner und Autor. In den letzten 13 Jahren ist viel passiert. Außerdem kann man gute Werke auch immer wieder ansehen.

Die Ausstellung heißt ja im Titel auch: Die komische Kunst des Walter Moers. Was macht das Komische bei ihm aus?

Es gibt verschiedene Phasen, wenn man so will. Bei den Comics der 1980er und 1990er Jahre ist der Humor sicherlich vor allem schwarz, oft auch sarkastisch. In den Zamonien-Romanen – aber auch bei Arschloch in Öl – ist die Parodie ein vorrangiges Stilmittel. Ebenfalls wendet er sehr häufig unvermittelte und unerwartete Wendungen im Verlauf der Geschichten als Komik erzeugendes Instrument an. Und außerdem sprühen Bilder und Geschichten vor merkwürdigen Daseinsformen, Anagrammen und Wortwitz.

Kleines Arschloch © Walter Moers
Auf den ersten Blick sehen viele Werke von ihm ja gar nicht komisch aus, im Sinne von lustig. Ja, sein Humor kommt auch gern schon mal unerwartet ums Eck. Haben wir in Deutschland eine spezielle Vorstellung von Komik? In einem Land, wo viele immer noch denken, Comics müssten immer lustig und „nur“ für Kinder sein?

Tja, dass in Deutschland der Comic immer noch nicht den Platz einnimmt, der ihm gebührt, ist wirklich bedauerlich. Wir als LUDWIGGALERIE arbeiten ja kontinuierlich daran, das zu verbessern. Was die Vorstellung von Komik in Deutschland anbelangt, ist diese – aus meiner Sicht – schon weit aufgestellt. Wir erleben auf jeden Fall gerade sehr viele humorvolle Menschen in unseren Räumlichkeiten.

Wie nähert sich man dem sehr komplexen Werk von Walter Moers am Besten?

Nun, die Ausstellung beleuchtet alle Bereiche seines Werkes, mit Zamonien als Schwerpunkt. Ich empfehle natürlich die Lektüre sowohl der Zamonien-Romane als auch der Comics. Walter Moers ist aber ebenfalls ein begnadeter Drehbuchautor. Man kann sich also auch die diversen Filme ansehen, die er gemacht hat. Meine besondere Empfehlung beim Bewegtbild ist Adolf, der Bonker. Superlustig!

Man hat den Eindruck, er ist ein Quell unerschöpflicher Kreativität, der immer wieder und ständig publiziert. Gibt es in Deinen Augen etwas vergleichbares?

Nein, ich denke, Walter Moers ist schon einzigartig in der deutschen Publikationslandschaft.

Der Katalog zur Ausstellung.
© 2024 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Walter Moers selbst sagt, Text und Bild gehören bei ihm immer zusammen. Sind beide Darstellungsformen dann auch gar nicht unabhängig voneinander zu lesen?

So ist es. Dabei ist es bedauerlicherweise immer noch so, dass die Bilder unterschätzt werden. Dabei entwickelt Walter Moers viele Figuren zunächst über die Zeichnung. Die Ausstellung zeigt in großer Dichte, was für ein wirklich brillanter und einfallsreicher Zeichner er ist. Text und Bild ergänzen sich bei Moers kongenial und können nicht allein gedacht werden.

Was erwartet die Besucher bei Euch in Oberhausen? 

Eine umfangreiche und üppige Ausstellung (ich sage schon die ganze Zeit, die Präsentation ist wie seine Zamonien-Romane: von großer Dichte), über 300 Zeichnungen, dazu zahlreiche – von Carsten Sommer gebaute – Puppen, Figuren und eine ganze Abteilung parodierter Kunstwerke bei Arschloch in Öl. Zusätzlich viel Bewegtbild mit dazugehörigen Teasern oder Storyboards.

Echo aus Walter Moers, Der Schrecksenmeister
© Piper Verlag GmbH, München 2007
Was ist Dein Lieblingswerk von Walter Moers? 

Oh, SEHR schwer zu sagen. Als Kind der 1990er Jahre finde ich nach wie vor das Kleine Arschloch super, besonders hier die sehr reduzierten und auf die Kontur konzentrierten Zeichnungen. Die Parodie auf die Kunstgeschichte mit Arschloch in Öl ist einfach nur genial! Aber ich liebe natürlich die äußerst kunstvollen Zeichnungen aus Zamonien und hier sind die Bilder der neuen Daseinsformen schon mein Favorit.

Im Anschluss kommt die Schau nach Frankfurt ins Caricatura Museum. Können wir künftig mehr Kooperationen erwarten?

Wir kooperieren seit Jahren immer wieder mit anderen Museen. Das ist normal. Dieses Mal ist es zu einer ungewöhnlichen Austauschsituation mit Frankfurt gekommen. Walter Moers geht in die Mainmetropole und LORIOT kommt in die Metropole Ruhr nach Oberhausen. Das ist großartig und wir freuen uns sehr auf den großen deutschen Humoristen. Wir üben schon für das Jodeldiplom!

Christine Vogt © Sibylle Stengel-Klemmer
Infos zur Ausstellung: Was gibt’s denn da zu lachen? Die komische Kunst des WALTER MOERS. Vom Käpt’n Blaubär, dem Kleinen Arschloch und dem fantastischen Kontinent Zamonien. Eine Ausstellung in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen.
22.09.24 bis 19.01.25, Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr, montags geschlossen.

Hier gehts zur Museumsseite: Ludwiggalerie

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