Joker – von Torsten Sträter und Ingo Römling

Was für eine Zusammenarbeit: Comedian Torsten Sträter und Zeichner Ingo Römling haben eine Joker-Geschichte veröffentlicht. Joker – the World ist das Pendant zu Batman – the World vom vergangenen Herbst. Teams aus 13 Ländern haben neue Geschichten entwickelt – Sträter und Römling haben den deutschen Part übernommen. Ein kongeniales Duo, denn Sträter ist riesiger Batman-Fan und Römling kann ohnehin alles zeichnen. Joker – von Torsten Sträter und Ingo Römling.
Artwork: Ingo Römling – (c) & TM DC.
(Alex Jakubowski) Lieber Ingo, mal ganz grundsätzlich gefragt: Wie kommt es zu der Zusammenarbeit mit Torsten Sträter?
(Ingo Römling) Ich habe im Januar einen Anruf von der Panini-Redaktion bekommen, von Alex Bubenheimer. Er fragte mich für Joker: The World an, und ich habe so ziemlich sofort zugesagt. Eigentlich passte es zeitlich gerade nicht so gut, ich war gerade mitten im ersten Band einer Sci-Fi-Serie, die nächstes Jahr bei Dargaud starten soll, aber ich musste es einfach tun. Die Zeit habe ich mir genommen. Ich habe mit der Redaktion gesprochen und im Terminkalender ein bisschen was freigeräumt.
Wie muss man sich Eure Zusammenarbeit vorstellen? Habt Ihr Euch getroffen? Wie kommuniziert?
Naja, leider war es nicht möglich, dass wir zusammen abhängen und gemeinsam ein Skript entwickeln, während ich nebenbei schonmal rumskizziere, wie die Leser sich das manchmal so vorstellen, und so sehr mir das auch gefallen hätte. Also, es lief eher pragmatisch. Torsten war gerade auf Tour, als ich die ersten Skizzen gemacht habe, danach hatte er andere Termine, dann war er wieder auf Tour. Der Mann ist halt gut gebucht.
Wir haben zweimal telefoniert und so ein paar Sachen abgesprochen, was er sich so vorstellt, was ich mir so vorstelle, und so weiter. Das Skript kam dann, glaub es oder nicht, direkt von ihm per SMS. Nachts. Das komplette Ding. Hatte ich auch noch nicht. 
Es gab noch ein paar Korrekturen seitens DC, dann ging die Panini-Redaktion noch mal drüber, und währenddessen legte ich schonmal los, weil die Deadline langsam näher rückte. Etwas später, als der Comic in der ersten Fassung fertig gezeichnet und noch nicht coloriert war, kam es tatsächlich auch zu einem Treffen. Torsten hatte einen Gig in Berlin im Tempodrom und hat uns eingeladen, vorbeizuschauen. Er nahm sich richtig viel Zeit für uns. Und da habe ich zum ersten Mal so richtig kapiert, was da für ein riesen Batman-Fan vor mir steht. Und nicht nur das, Torsten ist ein Allround-Cineast. Der kennt sich richtig aus. Geradezu einschüchternd.
SC-Cover – (c) & TM DC.
Deine Nachrichtensprecherin erinnert sehr an Dein Figuren-Ensemble aus Malcolm Max – oder? 😉
War eigentlich nicht beabsichtigt, aber kann sein. Hihi.
Es geht um den Joker. Batman taucht nur kurz auf. Welche Beziehung hast Du zu den Figuren?
Eine sehr offene! Jede fiktive Figur hat ihren eigenen Reiz und ihren Charme, ob es nun Malcolm Max oder Charisma ist, oder Hera Syndulla aus Star Wars Rebels, oder eben der Joker. Meine Arbeit besteht darin, in die Figur hineinzuschlüpfen. Andere betrachten sie von außen, ich eher von innen. Mein reines Fakten-Wissen über den Joker und Batman ist ungefähr das, was die Kinofilme hergeben. Da weiß jeder Fan, der die Comics liest, mehr als ich. Wichtig ist für mich das Vorgespräch mit den Autoren, falls ich noch Fragen habe zum Background der Figuren oder ob es noch was zu beachten gibt.
Meine eigentliche Arbeit beginnt dann, wenn ich in die Figur hineingehe und sie zum Leben erwecke. Ein spannender und elektrisierender Prozess. Wahrscheinlich wie bei einem Schauspieler, wenn er sich in eine neue Rolle einarbeitet. War in diesem Fall auch gut, an das Projekt ein bisschen naiv ranzugehen. DC wollte für dieses Projekt gezielt den Input von außen. Es war klare Vorgabe von DC, dass der „The World – Joker“ keinem der Film-Joker und auch keinem Schauspieler ähneln sollte, also entwickelte ich eine eigene Version. DC fand meinen ersten Entwurf gut, also war das dann unser Joker.
 
HC-Cover, Artwork: Ingo Römling – (c) & TM DC.
Die Geschichte spielt in Deutschland, ihr habt das Wacken-Festival eingebaut. Hat das Spaß gemacht, reale Bezüge einzubauen?
Ich gestehe, ich war noch nie in Wacken. Ist nicht meine Tasse Tee. Ich meine nicht die Musik, sondern eher Riesen-Festivals. Ich mag Metal, aber ich mag halt auch andere Sachen. Ich bin nicht „Metalhead“ genug, um auf so ein Gelände zu fahren und da tagelang zu zelten. Ich war bei KORN hier in Berlin im Velodrom, aber so richtig die Halle abgerissen haben meiner bescheidenen Meinung nach schon im Vorprogramm HEAVEN SHALL BURN. Was für eine unfassbar gute und knallend tighte Live-Band. Natürlich haben KORN ihren Job gemacht, richtig losgeballert und entsprechend tektonische Wellen gab es vorne im Moshpit. Und ich oben mit Freundin im Hochparkett, glücklich grinsend. Aber geilster Konzertort in Berlin, ganz ehrlich: Sommer, Open Air – Wuhlheide. 
Ich bin mittlerweile eher so der Typ, Konzert angucken, feiern, Moshpit vermeiden, weiter hinten, so hinteres Drittel, Nähe Mischpult, wo man noch halbwegs was sehen kann und der Sound gut ist, zwei Bier, danach Straßenbahn nach Hause und Bettchen. Aber ich bin grade abgedriftet – was war die Frage? Achso, na klar, das macht natürlich Spaß! Das DC-Universum in Gotham ist ja eher finster. Ich fand Torstens Idee super, den Showdown in Wacken spielen zu lassen und alles ein bisschen albern zu machen. Das ist ja auch nicht 1:1 das Wacken, wie man es aus erster Hand erlebt, das ist unser durchgeknalltes und überzeichnetes „Phantasie-Wacken“.
Wacken und Torsten lassen grüssen… Artwork: Ingo Römling – (c) & TM DC.
Du hast Torsten Sträter selbst gezeichnet, Dich selbst habe ich nicht erkennen können, oder war ich zu unaufmerksam? 
Ich habe gestern in einer Online-Rezi gelesen, dass es von „viel Selbstgefälligkeit“ zeuge, dass „Torsten Sträter sich von Ingo Römling im letzten Panel zeichnen lässt“. Muss man nicht drauf rumreiten, nur bevor sich das irgendwo festsetzt: Das stimmt natürlich nicht.
Kleiner Spoiler-Alarm. Das letzte Panel, eigentlich die letzten drei Panels, waren meine Idee. Torsten war da nur insofern involviert, dass ich ihm das Ende des Comics gezeigt habe und ihn fragte, ob er einverstanden sei, dass ich ihn da reinzeichne. Er guckte sich den Comic an, lachte laut und meinte „Nice!“.
Ich bin (in Absprache mit der Redaktion) auch etwas vom Skript abgewichen, denn eigentlich sollte einfach ein Metalhead den Batarang im Matsch finden, sich ein Bier aufmachen und dann wieder feiernd in der Menge verschwinden. Stattdessen ist es jetzt ein Goth-Girl, und es macht nicht nur für sich ein Bier auf, sondern für alle, die mitfeiern, und da steht eben Torsten auch mit dabei.
Es ist eine Hommage an Asterix, wo immer im letzten Bild alle beisammen sitzen und feiern, egal, was sie vorher durchgemacht haben. Und wenn du dir das Bild anguckst, dann fällt dir auf, dass ich nicht nur Männlein und Weiblein zeichne, sondern auch verschiedene Hautfarben und Stile, Mittelalter, Goth, Hairspray-Metal, Wikinger, der Rocker mit Lederkutte, alles dabei. Metal ist für alle da. So ist das. Ich selbst habe in dem Comic keinen Auftritt, aber ich stecke in jeder einzelnen Figur drin, das reicht mir vollkommen. 
Wird es demnächst auch eine längere Geschichte von Dir und Torsten Sträter geben?
Wenn’s bei uns zeitlich passt, gerne. Bock hab ich auf sowas eigentlich immer.
 
INGO RÖMLING (Foto: Herbert Ahnen)
Angaben zum Buch: Joker – The World. Es gibt sowohl Soft- wie Hardcover-Ausgaben. Farbe. 168 Seiten. Panini-Comics. 20 Euro

Hier gehts zum Verlag: Panini

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