Nachbericht zum Comic-Festival München

Alle zwei Jahre trifft sich die Szene im Schatten der Bavaria in München. In der Alten Kongresshalle oberhalb der Oktoberfestwiese. Nachdem ich 2023 nicht auf dem Festival war, durfte ich dieses Mal mit einer Künstler-Karte dorthin, denn eigentlich wollten Ralf König und ich unser gemeinsames Buch Pflaumensturz und Sahneschnitten vorstellen. Auch wenn sich die Veröffentlichung verschiebt: Darüber geredet haben wir trotzdem – auf dem Comic-Festival München. Und auch sonst habe ich da einiges erlebt.
Lesung ohne Buch …
Danke an Lars von Törne für die Aufnahme
© Foto: Lars von Törne

So einige dürften es schon mitbekommen haben: Unser Buch kommt rund zwei Monate später in die Buchläden und erscheint jetzt am 5. August. In diesem Monat hat Ralf auch Geburtstag, von daher passt das so. Alle, die in München waren, konnten bei zwei Buchvorstellungen schon Einblicke ins Buch bekommen, Donnerstag und Samstag haben wir das Buch präsentiert.

Lacher garantiert

Wer dabei war, weiß, dass Ralf auch aus einigen der Comics liest, die wir im Buch erstmals in gedruckter Form zeigen. Außerdem gibt er skurrile Geschichten zum Besten: Zum Beispiel seinen Besuch bei H.R. Giger, der damals an der Verfilmung von Kondom des Grauens mitwirken sollte. Zumindest hat er gruselige Killerkondome entworfen…

Werbung für unseren zweiten Auftritt
© Egmont Comic Collection

Ralfs Schilderungen, wie er – kaum angekommen bei Giger – in eine Art selbstgebaute Geisterbahn steigen musste, sorgten im Publikum für den ein oder anderen Lacher. Natürlich auch seine Lesung aus den Comics: Gran Paranoia und Bärentreffen. Bei der zweiten Veranstaltung hatten wir auch Zeit für Das Böse heißt Berthold. Eine abgedrehte Geschichte, die im Kloster spielt. Ihr merkt schon: Ihr könnt Euch auf einige lustige Geschichten einstellen.

Klassentreffen mit Biergarten

Für mich war unsere Veranstaltung am Donnerstag quasi der Start in ein tolles langes Festivalwochenende. Wie immer bei solchen Veranstaltungen trifft man Gott und die Welt. Und bevor ich mir auch nur einen Stand ansehen konnte, hatte ich schon Thomas Schützinger von Atomax mit Reinhard Kleist im Arm, kurz darauf kamen Steffen Volkmer und Rebecca Haar von Panini oder Josch vom Dantes-Verlag. Und so ging es einfach fröhlich weiter.

Mit Thomas Schützinger und Reinhard Kleist
© Foto: Alex Jakubowski

Es ist eine Art Klassentreffen, das da stattfindet. Doch anders als in Erlangen ist der Raum dafür begrenzt – wird aber extrem aufgewertet durch einen sich an die Kongresshalle anschließenden Biergarten. Und wann immer ich mich dort hingesetzt habe, um mal kurz zu verschnaufen oder einen Happen zu essen, saßen Zeichner*innen, Journalistenkollegen oder Leute aus den Verlagen an den Nebentischen.

Treffen mit Achdé

Man tauscht sich aus und zeigt die neuesten Errungenschaften. Natürlich gehören die Zeichnungen unbedingt mit dazu, die sich viele Fans von den anwesenden Künstler*innen machen lassen. Dave Gibbons, der Watchmen-Zeichner ist stark gefragt, aber auch das Urgestein Chris Scheuer, Disney-Zeichner Andreas Deja, natürlich Ralf König oder Lucky Luke-Zeichner Achdé.

Ein toller Abend mit Lucky Luke-Zeichner Achdé
© Foto: Alex Jakubowski

Dank unseres Verlags Egmont hatte ich das exklusive Vergnügen, mit jenem Achdé zwei Abende verbringen zu dürfen. Der Lucky Luke-Zeichner war mit seiner Frau nach München gereist und ist ein so toller Typ. Keine Allüren oder Berührungsängste. Am ersten Abend war noch Donald-Zeichner Ulrich Schröder mit dabei und so konnten beide Tipps austauschen. Etwa, dass ein Tropfen Spülmittel in der Tinte gegen Fettflecken auf dem Zeichenpapier hilft.

Spannende Abende

Superspannend für mich, den beiden zuzuhören und zu beobachten, wie wertschätzend beide miteinander umgegangen sind. Einfach toll. Und dann konnte ich am zweiten Abend noch unser Gespräch vertiefen und habe viele interessante Geschichten erzählt bekommen – über Goscinny und Mœbius, über den Arbeitsalltag von Achdé oder auch darüber, was er „just for fun“ und nur für sich so alles zeichnet. Das alles wäre sicherlich ein eigenes Buch wert …

Experte … Yeah!
© Foto: Alex Jakubowski

Natürlich habe ich auf dem Festival auch ein Interview für die Comic-Denkblase geführt. Am Freitag hatte ich ein Treffen mit Charles Berbérian und habe ihn zu seinem aktuellen Comic „Eine orientalische Erziehung“ befragt. Das komplette Interview findet Ihr demnächst auf dieser Seite. Und wer noch einen etwas anderen Rückblick haben möchte, der kann dies in meinem Bericht für den neuen Alfonz – Der Comicreporter nachlesen, der im Juli erscheint.

Es ist viel passiert

Vor zehn Jahren haben wir übrigens in München unser Buch „Die Kunst des Comic-Sammelns“ über 15 deutschsprachige Sammler präsentiert. Was ist seitdem nicht alles passiert? Mittlerweile habe ich mehrere Bücher zu Comic-Themen veröffentlicht, schreibe für die Fachmagazine Alfonz, Reddition und Comixene, habe zahlreiche TV-Beiträge zu Comics produziert, moderiere Comic-Talks und stehe als Experte für Interviews zur Verfügung. Auf dem Festival hat mich übrigens ein Team von 3 SAT interviewt, für eine längere Dokumentation, die im August ausgestrahlt werden soll.

Mit Klaus Wintrich (Mitte), ein Sammler aus
„Die Kunst des Comic-Sammelns“ und
Alfonz-Kollege Holger Vallinga
© Foto: Alex Jakubowski

Was soll ich sagen? Ich bin noch immer ganz beseelt von der Veranstaltung, bei der ich nicht nur die ein oder andere Lücke in meiner Comic-Sammlung schließen konnte, sondern vor allem ganz viele Künstler, Freunde und Bekannte getroffen habe. Ich bin mir sicher, dass mein Glücksgefühl noch lange anhält. Und wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm, denn nach dem Festival ist bekanntlich vor dem Salon. Und so freue ich mich schon jetzt auf ein ähnlich tolles Erlebnis im kommenden Jahr beim Comic-Salon Erlangen. Sehen wir uns da? Ich hoffe doch sehr!

War schön mit Euch: Timur Vermes, Michael Vogt, Tobi Dahmen, das TV-Team um Toto, Uli Oesterle, Ulrich Schröder, Dirk Zöllner, Christopher Tauber, Philipp Schreiber, Filip Kolek, Christian Schmidt-Neumann und Guy Delisle. Und mit allen anderen natürlich auch …

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