Florian Julino – Bilder einer Ausstellung

Auf dem Comicfestival in München vor ein paar Wochen gab es eine bemerkenswerte Ausstellung zu sehen. Gezeigt wurden dort Arbeiten von Florian Julino, seines Zeichens Künstler für Rolf Kaukas Fix und Foxi Heft. Neben vielen Covern und Originalseiten wurden noch zahlreiche andere Zeichnungen und Entwürfe gezeigt. Coole Pop-Art Bilder oder auch seine Arbeiten für Pumuckl und zahlreiche Karikaturen bekannter Sportler oder Stars.
Wen könnte ich zu dieser Ausstellung besser interviewen als Klaus Wintrich? Der Kauka-Sammler und -Experte war schon Teil meines Buches  Die Kunst des Comic-Sammelns. Wie schön, dass sich Klaus nach seinem Urlaub die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten: Florian Julino – Bilder einer Ausstellung. 
Florian Julino (links) und Klaus Wintrich. © privat
(Alex Jakubowski) Lieber Klaus, schön dass wir uns endlich einmal wiedergesehen haben. Verrate uns bitte: Wie kam es zu der Ausstellung?

(Klaus Wintrich) 2023 gab es im Rahmen des Münchner Comicfestivals eine Pumuckl-Ausstellung, die den frechen Kobold in der Comic-Adaption von Florian zeigte. An dieser Ausstellung konnte Florian zum Glück noch aktiv mitarbeiten, was mich persönlich natürlich riesig freute. Als er kurze Zeit danach im August 2023 verstarb, waren wir (Rainer Schneider, Heiner Lünstedt, Gabriel Nemeth und ich) uns mehr oder weniger sofort einig, dass das nicht das letzte von Florian gewesen sein sollte, was man von ihm in der Öffentlichkeit gesehen haben sollte.

Also haben wir uns zusammengesetzt, um diese Ausstellung, die Teile seines Lebenswerks zeigen sollte, für das Comicfestival 2025 vorzubereiten. Und dann hat sich Eckart Schott von Salleck noch dazu bereit erklärt, den Begleitkatalog „Florian Julino – Bilder einer Ausstellung“ zu verlegen. Fand ich echt riesig, denn auf diese Weise gibt es von einer „temporären“ Ausstellung etwas „Bleibendes“.

Das Cover des bei SalleckPublications erschienenen Katalogs.
© 2025 SalleckPublications
Was begeistert Dich an den Arbeiten von Florian Julino?

Das ist zum einen sein klarer, unverwechselbarer Strich. Für mich persönlich ist das Ligne Claire wie sie im Buche steht. Und zum anderen natürlich sein unglaublicher Humor und Witz. Manchmal sehr subtil, dass Du es erst beim zweiten oder dritten Mal lesen überreißt. Dann wieder so offenkundig und direkt, dass man sich eigentlich sofort vor Lachen kringeln muss.

Welche Arbeit von ihm gefällt Dir am Besten?

Da ist mein klarer Favorit Der Sängerkrieg von Grünzeughausen (erschienen im Sonderheft Ostern 1977), dicht gefolgt von der vierteiligen Geschichte Lupo und der Jazz aus Mitte der 60er-Jahre.

 

Lupo! Immer wieder Lupo …
© Florian Julino
Im Vorwort zum Katalog schreibst Du, dass es ja erstmal einen Moment gedauert hat, bis Ihr Euch so richtig kennengelernt habt. Warum eigentlich?

Ja, dieser Moment war gar nicht soooo kurz, wie es das Wort vielleicht vermuten lässt. Florian war ein unglaublich bescheidener, zurückhaltender und fast schüchterner Mensch. Das könnten auch die Leute bestätigen, die ihn bei der Eröffnung der Pumuckl-Ausstellung 2023 erlebt haben.

Ich hatte das Glück, dass durch meinen Schulfreund Gabriel, der mit Florian schon in einigen Projekten als Grafiker zusammengearbeitet hatte, die (Wieder)aufnahme des Kontakts zu Florian sehr erleichtert wurde. Bedingt durch meine Arbeiten an der Kaukapedia hatte ich natürlich viele, viele Fragen, die ich Florian stellen wollte.

Anfangs beschränkte sich der Kontakt auf diverse Telefonate und dann haben wir uns halt mal zu einem gemeinsamen Mittagessen verabredet. Da ich damals noch voll berufstätig war, fand dieses Treffen während meiner Mittagspause in einem Lokal in der Nähe meiner Arbeitsstelle statt.

Noch mehr Cover …
© Florian Julino

Das scheint Florian wieder so gefallen zu haben, dass er am Schluss gleich das nächste Wiedersehen vorschlug. Und so trafen wir uns erstmal alle paar Monate wieder beim Mittagessen, dann alle paar Wochen und dann wurde es so regelmäßig, dass es fast einmal pro Woche stattfand. Und ich musste dann auch meine Mittagspause immer mehr „überziehen“.

Irgendwann – ich weiß nicht mehr genau wann – lud er mich dann auch zu sich nach Hause ein. Das war eine große, große Ehre für mich. Nicht viele, die ich kenne, durften das. Kannst Du auch nachsehen im Katalog auf Seite 38 unten. Da siehst Du den „Geburtstags-Gutschein“ für einen Studiobesuch, den mein Freund Gabriel auch erst im Jahre 2002 bekam.

Auch Pop-Art-iges konnte Julino …
© Florian Julino
Im Katalog sieht man, dass er unglaublich vielfältig war. Mich beeindrucken vor allem seine „künstlerischen“ Arbeiten (s.o.). Was hat es damit auf sich?

Meiner Meinung nach sind das Arbeiten, die Florian in seiner Zeit in Kanada gemacht hat. Ganz genau konnte ich das nicht verifizieren, da er sie nicht mit einem Datum versehen hat. Aber stilmäßig müsste es in diese Zeit passen.

Wie seid ihr an die vielen Originale gekommen?

Da gibt es eine ganz einfache Erklärung, die allerdings auch traurig ist. Meine Wenigkeit ist mehr oder weniger der Nachlassverwalter von Florians Arbeiten.

Der „Heiligenschein“ schwebt schon über dem Richtigen …
(links Alfonz-Kollege Holger Vallinga)
©Foto: Alex Jakubowski
Jetzt ist Florian ja leider bereits verstorben. Aber wenn Du einen Wunsch hättest: Welche Geschichte hättest Du gerne noch von ihm gelesen?

Das ist wirklich eine sehr schwierige Frage. Da gäbe es so unendlich viele Möglichkeiten. Aber ich könnte mir wirklich ein Paar in einer Geschichte zusammen sehr gut vorstellen. Und das wären Lupo und Diabolino, die ein gemeinsames Abenteuer erleben.

Klaus inmitten seiner Kauka-Sammlung.
Das Foto ist Teil unseres Buches: Die Kunst des Comic-Sammelns.
©Foto: Sandra Mann
Wer den Katalog noch kaufen möchte, findet ihn hier: SalleckPublications
Angaben zum Buch: Florian Julino – Bilder einer Ausstellung. Plus einem Interview mit Mascha Kauka. HC, Farbe. 65 Seiten. SalleckPublications. 20 Euro. 

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