Ich habe im Urlaub endlich mal wieder einen Detektiv-Comic gelesen. Zwar war ich in der Gegend von Nantes unterwegs, also am Südzipfel der Bretagne, aber die in der Normandie spielende Geschichte hat mich vielleicht auch wegen der unmittelbaren räumlichen Nähe begeistert. Immerhin konnte ich mir die Küste ganz gut vorstellen. Zudem sind Story und Zeichnungen aus einem Guss. Jedenfalls: Arsène Lupin – Die Hohle Nadel – ist ein Comic, wie gemacht für die Lektüre im Liegestuhl oder Strandkorb …

Wer kennt ihn nicht? Arsène Lupin – der Gentleman unter den Meisterdieben. Der Verkleidungskünstler und Kunstkenner, der Kampfsportler und Charmeur. Die Romanfigur des französischen Autors Maurice Leblanc. In zahlreichen Romanen erlebt Lupin seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts seine Abenteuer. Genauso auch in einigen Hörspielen oder Filmen.
Meisterdieb auch im Comic
Und auch im Comic hat er seine Auftritte. Im Splitter-Verlag wurde der charmanteste Verbrecher Frankreichs bereits mit einem illustrierten Roman gewürdigt. Jetzt ist der Comic Die Hohle Nadel erschienen. Jüngst folgte Arsène Lupin gegen Herlock Sholmes; Die Jugend von Arsène Lupin erscheint noch in diesem Monat. Ich aber habe Arsène Lupin – Die Hohle Nadel gelesen. Den Auftakt zur Lupin-Comic-Reihe bei Splitter.

Als Roman ist die Geschichte bereits 1909 erschienen, auf Deutsch übersetzt auch schon 1914. „Das berühmteste Abenteuer des Gentleman-Gauners“ jetzt also als Comic. Arsène Lupin hat darin nach mehreren Auftritten in Kurzgeschichten und Novellen seinen ersten Auftritt in einem Roman. Die Hauptrolle spielt „Die Hohle Nadel“, eine Felsformation an der Atlantikküste.
Verschlüsselte Botschaft
In der Geschichte geht es vordergründig um eine verschlüsselte Botschaft an Marie-Antoinette – die ein französisches Staatsgeheimnis beinhaltet. 100 Jahre später fällt das Schriftstück Arsène Lupin in die Hände – und natürlich entschlüsselt er den Code und wird zum Nutznießer. Mehr wird an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten.

Natürlich geht es auch um einen Mord, einen Diebstahl und einen Detektiv, Isidore Beautrelet, der auf seine besondere Weise den Fall löst. Dass Lupin für tot erklärt wird, gehört zur Geschichte genauso dazu, wie die Tatsache, dass Herlock Sholmes eine gewisse Rolle spielt – der klassische Gegenspieler von Arsène Lupin.
Herlock Sholmes? Hä?
Übrigens: Dass hier von Herlock Sholmes gesprochen wird, hat natürlich seinen Grund. Gemeint ist selbstverständlich der Meisterdetektiv Sherlock Holmes, aber aus rechtlichen Gründen durfte zu der Zeit, in der Arsène Lupin entstanden ist, dessen Name nicht verwendet werden. Also wurde kurzerhand das „S“ verschoben.

Zurück zu Arsène Lupin: Die Geschichte ist eine klassische Räuberpistole. Die Zeichnungen sind klar und passen zur Entstehungsgeschichte des Romans. Die Kolorierung von Delf allerdings hätte in meinen Augen verspielter sein können. Für mich ist sie zu flächig und glatt. Vielleicht würde eine Aquarell-artige Kolorierung den Geist der Zeit besser einfangen.
Ein Klassiker bleibt ein Klassiker
Dennoch hat mich der Comic glänzend unterhalten. Wer kurzweilige Ablenkung sucht, der kann den Band getrost in den Reisekoffer legen. Arsène Lupin – Die Hohle Nadel, ist ein klassischer Detektivcomic mit der ein oder anderen überraschenden Wendung. Eine schöne Romanadaption, die Lust darauf macht, sich mit dem Lupin-Kosmos noch intensiver zu beschäftigen.

4 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch: Arsène Lupin – Die Hohle Nadel. Nach dem Werk von Maurice Leblanc. Szenario: Jérôme Félix, Zeichnungen: Michaël Minerbe, Farben: Delf. HC, Farbe. 72 Seiten. 18 Euro.
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