Die Sprechblase – reloaded

Nach dem Rückzug des langjährigen Chefredakteurs Gerhard Förster hat sich das traditionsreiche Comic-Fachmagazin Die Sprechblase redaktionell neu aufgestellt. Ein vierköpfiges Team kümmert sich jetzt um das Heft, das sich bisher überwiegend den Nostalgie-Themen innerhalb der Neunten Kunst gewidmet hat. Eine knappe Woche bevor das neue Heft auf den Markt kommt, habe ich Redaktionsmitglied Christian Blees gefragt, was sich ändert und wo man sich treu bleibt: Die Sprechblase – reloaded.
Nostalgie-Fans kommen weiterhin auf ihre Kosten
©Die Sprechblase 2025
(Alex Jakubowski) Lieber Christian, wie sagt man: Neues Team, neues Glück? Mit der Nummer 251 beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Sprechblase. Wie geht Ihr es an, die Balance zwischen „Altes beibehalten“ und „Neues ausprobieren“?
(Christian Blees) Um langjährige Leser(innen) nicht zu verschrecken, haben wir inhaltlich im Grunde gar nichts großartig verändert. Der Fokus der Berichterstattung liegt, wie bisher auch, auf Comicserien, Autoren, Zeichnern und Verlagen der 1950er- bis 1980er-Jahre. Allerdings haben wir bereits in unserer Premierenausgabe damit begonnen, diese Inhalte verstärkt mit „Sammelaspekten“ zu verknüpfen. Das heißt konkret: Soweit es Sinn ergibt, informieren wir in den einzelnen Artikeln jeweils auch über aktuelle Marktpreise der jeweiligen Serien bzw. Hefte sowie darüber, ob es ggf. auch günstige Reprints gibt. Denn wenn wir die Leser(inn)en mit unserer Berichterstattung schon neugierig auf bestimmte Comics machen, dann sollen diese auch wissen, wieviel sie im Zweifelsfall dafür hinblättern müssen. 
 
Das Titelbild der neuen Ausgabe
©Die Sprechblase 2025
Ich durfte ja netterweise schon einen Blick in die Druckvorlage werfen. Ganz offensichtlich habt Ihr das Layout etwas verschlankt. Oder wie Ihr es nennt: aufgeräumt. Was habt ihr weggeschmissen – um im Sprachbild zu bleiben?
Uns ging es vor allem darum, Die Sprechblase übersichtlicher zu gestalten. Das heißt: deutlich weniger an zum Teil winzigen Abbildungen, wie sie in der Vergangenheit oft an der Tagesordnung waren – und stattdessen ab und an lieber mal eine halb- oder gar ganzseitige Aufmacher-Illustration. Zudem unterscheiden wir jetzt auch layouttechnisch deutlicher zwischen dem Mantelteil und der „Harry“-Strecke: Die längeren Texte, die sich mit historischen Comicthemen befassen, kommen durchgehend dreispaltig daher. In „Harry“, wo wir kürzere Texte zu aktuellen Themen sowie Rezensionen bringen, sind sie dagegen vierspaltig layoutet und haben optisch die Anmutung einer Tageszeitung.
 
Das verschlankte Layout
©Die Sprechblase 2025
Den Comic-Teil habt Ihr deutlich ausgebaut. Leser des neuen Heftes dürfen sich auf zehn Seiten Ben Hur freuen oder auch auf sechs Seiten Pauli, den Maulwurf aus dem Hause Kauka, und acht Seiten des Western-Comics Die Herde. War das eine Forderung der Fans? Mehr Comics zu liefern, statt „nur“ Sekundärliteratur?
Damit wollen wir schlicht an eine alte Sprechblase-Tradition anknüpfen: In den 1980er- und 1990er-Jahren war es gang und gäbe, dass im Heft jeweils längere, herausragende Comicstrecken abgedruckt waren – von Conan bis Star Wars. Wir glauben, dass dieses Konzept nach wie vor auf Interesse stoßen wird.
Eine weitere Neuerung: Ihr stellt Comic-Sammler vor. Der erste ist Thorsten Krings. Auf der Seite ruft Ihr dazu auf, sich zu melden, falls man porträtiert werden möchte. Welche Kriterien sollte man erfüllen?

Um sich und seine Schätze in dieser Rubrik präsentieren zu können, muss man/frau lediglich über eine möglichst spannende oder originelle Comicsammlung verfügen – ganz egal, ob man LTBs, Spider-Man oder Hansrudi-Wäscher-Piccolos sammelt. Uns geht es darum, die einzelnen Comicfans aus der Anonymität herauszuholen und aufzuzeigen, wie breit gefächert die Interessensgebiete sind, wenn es um das Thema Comicsammeln geht. Manch einen Namen kennt der eine oder die andere womöglich bereits durch verschiedene Social-Media-Kanäle – bei uns gibt es jetzt quasi „das Gesicht zur Sammlung“. Ein erster Aufruf, sich hier zu zeigen, hat vor ein paar Monaten jedenfalls schonmal gezeigt, dass dieser Wunsch bei einigen Comicfans durchaus vorhanden ist.

(Kleine Anmerkung: Wer geballte Einblicke in Sammlungen und ihre Sammler haben möchte, dem lege ich mein Buch „Die Kunst des Comic-Sammelns“ ans Herz, das bei der Edition Lammerhuber erhältlich ist.)
 
Auch Ben Hur wird im Comic-Teil angeboten
©Die Sprechblase 2025
Seit dem Rückzug von Gerhard habt ihr ein neues Team aufgestellt – das viele Fans seit langem kennen dürften. Wie habt Ihr Euch aufgeteilt? Wer macht was?
Wir sind zu viert, wobei es regelmäßig Themen- und Terminkonferenzen gibt. Eckhard Friedrich als Verleger knüpft quasi im Hintergrund die Fäden und kümmert sich vor allem um Lizenzen für die Comicstrecken. Andreas Zickert gestaltet als Profi-Designer das Layout. Martin Jurgeit sorgt für die Anzeigenakquise und hat thematisch die „Harry“-Strecke im Blick, während ich selbst vor allem Artikel für den Mantelteil akquiriere und auch schreibe.
Unter Gerhards Regie war das Thema Pünktlichkeit ein Dauerbrenner… Was habt Ihr Euch vorgenommen?
Als Team sehen wir uns in der Lage, Die Sprechblase in Zukunft tatsächlich regelmäßiger und häufiger herauszubringen, als es Gerhard als „Einzelkämpfer“ zuletzt möglich war. Das Ziel ist es, in 2026 drei Ausgaben zu schaffen. Und, wer weiß: Wenn alles reibungslos läuft, gelingen uns irgendwann vielleicht sogar auch wieder vier Hefte pro Jahr – so, wie es zu Norbert Hethkes Zeiten der Fall war.
 
Das neue vierköpfige Team
©Die Sprechblase 2025
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