Fast zwanzig Jahre lang hat das Comicmagazin Schwermetall die deutsche Comiclandschaft grundlegend verändert. Was bis dato fast ausschließlich als Lektüre für Kinder galt, wurde schlagartig Lesestoff für Erwachsene. Nicht nur wegen seiner freizügigen Zeichnungen. Achim Schnurrer war 14 Jahre lang Chefredakteur und hat nun eine zweibändige Biografie zu dem Kultmagazin der 1980er und 1990er vorgelegt.

(AJ) Lieber Achim, nach langer Arbeit ist endlich der zweite Band Deines Rückblicks auf das Magazin Schwermetall erschienen. Wie lange hast Du daran gesessen und wie bist Du vorgegangen?
(AS) Da der Band eigentlich zum diesjährigen Comic-Salon in Erlangen (2020) hätte erscheinen sollen, war meine Arbeit größtenteils bereits im Frühjahr getan. Seit Sommer 2019 habe ich mich fast ausschließlich mit dem Text beschäftigt und bin ähnlich wie bei Band eins vorgegangen: chronologisch Heft für Heft. Sobald Fragen auftraten – und die traten häufig auf – musste ich recherchieren, Leute befragen, Menschen ausfindig machen, telefonieren, besuchen und so weiter und so fort.

Welche Anekdote willst/kannst Du hier verraten? Was ist Dir hängen geblieben als ungewöhnlichstes Erlebnis in dieser Zeit?
Ich habe mich bemüht, möglichst viele Anekdoten, die mir im Zusammenhang mit Schwermetall, Alpha Comic und der Edition Kunst der Comics untergekommen sind, in das Buch reinzupacken. Jetzt eine davon hier hervorzuheben, wäre vielleicht einerseits geschicktes Marketing, aber andererseits ungerecht gegenüber all den anderen Dingen, die geschehen sind.

Wie hat sich die Comic-Szene verändert in Deinen Augen?
Die hat sich dermaßen grundlegend verändert, dass ich mir manchmal staunend, manchmal verblüfft und manchmal auch verärgert die Augen reibe. Mit anderen Worten: Die Frage ist zu komplex, um mit zwei, drei Sätzen abgehandelt zu werden.

Warum gibt es Deiner Meinung nach so ein Magazin heute nicht mehr?
Schwermetall war ein Produkt aus der letzten Phase der untergegangenen analogen Ära. In dem Buch habe ich mir erlaubt, an einer Stelle kurz zu spekulieren, wie das Magazin aussehen würde, hätte es die Prozesswelle seinerzeit überlebt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, wenn es überhaupt hätte weiterexistierend können, dann vielleicht im Internet, online und mit einigen ausgewählten, hochwertig gedruckten Highlights.

Was würdest Du aus heutiger Sicht anders machen?
Mit dem Verlag nicht nach Thüringen ziehen. Aus presserechtlichen Gründen hätte uns das Desaster, das uns dort überrollt hat, nicht an unserem alten Standort in Bayern zustoßen könne.
Welche Comics interessieren Dich heute noch?
Großartige Klassiker, wie Jimmy, das Gummipferd. Entlegene Raritäten wie die Arbeiten von Albert Schäfer-Ast, das schließt sein gesamtes illustriertes Werk ein, nicht nur die Bildergeschichten. Und natürlich verfolge ich punktuell die neuen Veröffentlichungen jener zahlreichen Künstler*innen, die mir zu meiner aktiven Zeit über den Weg gelaufen sind. Und das bringt beinahe zwangsläufig mit sich, dass ich auch immer wieder tolle neue Leute und herausragende Werke entdecke.

Angaben zum Buch: Das war Schwermetall. Autor: Achim Schnurrer. Texte zur grafischen Literatur. 2 Bände. Softcover, farbig. Je 240 Seiten. Edition Alfons. 24,95€
Und hier gehts zur Edition Alfons: https://www.reddition.de
Eine weitere Veröffentlichung aus der Edition Alfons habe ich hier besprochen: https://comic-denkblase.de/warten-auf-corto-ein-zeichner-erzaehlt