Kommt mit ins Machandeltal

Der Comic-Salon Erlangen ist auch deswegen so schön, weil man dort nette und überaschende Entdeckungen machen kann. In meinem Fall hat mich ein Tipp des Kollegen Mathias Heller in Zelt B geführt. Ich solle mir doch mal den Comic von Dirk Zöllner und Jörg Menge ansehen. Ein Buch über die Ost-Berliner Band SB62, aber auch eines über deutsche Geschichte an sich. Gesagt getan. Und so kann ich Euch hier ein spannendes Projekt vorstellen, das sich zudem noch über Eure Unterstützung freut. Es geht um Crowdfunding. Also: Kommt mit ins Machandeltal.
Berlin… ©Dirk Zöllner & Jörg Menge
(Alex Jakubowski) Lieber Dirk, für diejenigen, die den Comic Machandeltal noch nicht gelesen haben: Worum geht es kurz gefasst?

(Dirk Zöllner) Bärbel und Sherman, ein schrilles Musikerpärchen, leiden unter der kulturlosen Zeit der Corona-Pandemie. Sie machen sich Gedanken und entwerfen Überlebensstrategien. Bisher haben sie alle schwierigen Situationen gemeinsam gemeistert und sie blicken zurück. In der Pilotfolge „Alles auf Anfang“ ins Jahr 1976, wo sie als Teenager mit ihrem wilden Schulkameraden Taifun die Band SB62 gründen. Auf unterhaltsame Art wird jüngere deutsche Geschichte erzählt.

Wieviel von der Geschichte ist erfunden? Wieviel real?

Es wird in Romanform erzählt, also in einer Mischung aus Selbsterlebtem und lebensfroher Fantasie. Die Band SB62 gab es tatsächlich, doch sowohl die Überlieferungen ihrer Biografie als auch die Zeugnisse ihrer Musik sind rar. Wir haben verdichtet, aufgefüllt und natürlich ein wenig gepimpt.

Muss man Musiker sein, am besten noch Musiker, der sich mit der Ost-Berliner Szene von damals auskennt, um Spaß an der Geschichte zu haben?

Das glaube ich nicht. Musiker sind auch nur Menschen und sie begegnen all den Besonderheiten, über die auch alle anderen im Alltag stolpern. Heute und in der Vergangenheit. Für jüngere Leute oder auch für unsere Brüder und Schwestern aus den alten Bundesländern, also die die sich in der ostdeutschen Vergangenheit nicht so gut auskennen, gibt es ein Lexikon auf unserer Website. Die speziellen Begriffe sind im Buch pink markiert und über einen QR-Code kommt man dorthin.

Das Cover des Buches. ©Dirk Zöllner & Jörg Menge
Was mir sehr gut gefällt: Ihr verbindet die Geschichte der Band SB62 mit der Geschichte unseres Landes. Spielt auch auf DDR-spezifische Aspekte an, erwähnt etwa Ritter Runkel oder Gojko Mitic. An wen richtet sich der Comic vor allem?

An Musikinteressierte. Auch an Menschen, die sich für die jüngere deutsche Geschichte interessieren. Aus östlicher Sicht erzählt, aber ohne tendenzielle politische Ausrichtung. Ein bisschen Hippie-Style à la Sonnenallee von Leander Hausmann, wenn es um die Sicht auf das kurzlebige kleine Land geht. Keine Dämonisierung, keine Verklärung, sondern es wird einfach so seltsam reflektiert, wie es sich eben für die Mehrheit der ostdeutschen Menschen darstellte.

Der vorliegende Band ist quasi nur das Intro. Auf wieviel Alben habt ihr die Geschichte angelegt und könnt Ihr schon verraten, wohin die Reise geht?

Wir haben erstmal alles selbst gestemmt und nun wird sich zeigen, wie die Resonanzen sind. Können wir unsere erste Auflage selbst verkaufen? Finden wir Partner, einen kreativen Verlag oder einen Mäzen, die uns bei diesem Mammutprojekt zur Seite stehen? Letztendlich schwebt es uns vor, dass die Geschichte um die drei Hauptfiguren Sherman, Bärbel und Taifun in der Tradition der großen Graphic Novels in Serie erscheint. Ein Streifzug von der Gründung der Band in den 70er Jahren, im gesellschaftlichen Korsett der DDR und ihr Weg in die Welt hinaus. Sozialistischer Alltag, friedliche Revolution, Fußball-Märchen, blühende Landschaften, Pandemie und Kriege.

Musik. Leben, Gefühle… ©Dirk Zöllner & Jörg Menge
Aber am Ende landen wir im Machandeltal? 

Das ist natürlich sehr zu hoffen! Das Machandeltal ist Synonym für einen glücklichen Moment, eine erfüllende Begegnung, einen Sehnsuchtsort. Es ist einer der vielen Namen für das Paradies.

Ihr habt einen Kredit aufgenommen, wollt jetzt per Crowdfunding das Geld wieder reinholen. Warum habt ihr diesen Weg gewählt? Und: Wie ist der Stand der Dinge?

Jörg Menge und ich gehören zwar zu den Künstlern, die von ihrem Werk überleben können, aber für Ersparnisse hat es leider nicht gereicht. Ich finde, dass Crowdfunding-Aktionen für die Realisierung größerer Projekte unumgänglich sind, wenn man noch keinen König gefunden hat, der die Kunst fördert. Um die Hürden der Bürokratie zu nehmen, die einer staatlichen Förderungen innewohnen, fehlt uns leider das Talent. Also bleibt nur die Crowd, die Freunde, Fans und Sympathisanten meiner Musik. Jörg ist ein Maler, der seine großen Bilder in Galerien ausstellt und verkauft. Ich hoffe ja ganz sehr, dass auch mal einer der wohlsituierten Liebhaber seiner Kunst ein Auge auf die Popkultur der Malerei wirft.

Wer das Crowdfunding-Projekt unterstützen möchte, kann das unter folgendem Link tun: 

https://www.startnext.com/machandeltal-graphic-novel/mehr-infos

Das war ein sehr netter Besuch, am Stand der beiden. ©Foto: Alex Jakubowski

3 Kommentare

  1. Ich kann und will dem Zöllnerschen Projekt nur alles Gute wünschen. Eine zauberhafte Graphic Novel! Nicht zögern, einfach kaufen.

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