Yippie! – das Kindercomicfestival

Es ist schon wieder soweit. Yippie! – das Kindercomicfestival ruft. Am 07.02.2025 geht es los. Bis Sonntag Nachmittag dreht sich wieder alles um Comics für den Nachwuchs. In diesem Jahr haben Jakob Hoffmann und seine Kolleg:innen wieder ein volles Programm auf die Beine gestellt. Neben Frankfurt und Darmstadt machen noch zwei andere Städte in der Region mit. Jakob erklärt uns im Interview, welche. Und, wie es ihm gelungen ist, große Namen wie etwa Émile Bravo an Land zu ziehen.
Émile Bravo ist mit dabei. © Chloe Vollmer-Lo
(Alex Jakubowski) Lieber Jakob, zum aktuellen Festival fahrt Ihr ziemlich auf. Es kommen ja echt große Namen. Wer kommt, und wie ist Dir das gelungen?

(Jakob Hoffmann) Danke für das Kompliment. Es kommen viele tolle Zeichner:innen und Musiker. Die bekanntesten sind wahrscheinlich Axel Scheffler, Émile Bravo, Aisha Franz und Luke Pearson. Aber auch Max Fiedler, Mawil und Franziska Ruflair sind dabei. Dazu Patrick Wirbeleit, Philip Waechter und Helena Baumeister und noch mehr. Sven van Thom macht mit Dominik Merscheid wieder Musik. Und Moni Port und Claudia Weikert stellen als Weltpremiere ihren ersten gemeinsamen Comic vor.

Ich habe das Glück, Yippie! zu einem Zeitpunkt auf den Weg gebracht zu haben, als es ein solches Festival noch nicht gab. Kurz danach ging das Magazin Polle an den Start. So entstand ein Netzwerk und es hat sich ein bisschen rumgesprochen, dass man bei Yippie! nette Kolleg:innen treffen kann. Grundsätzlich ist die Szene, die eigene Comics für Kinder macht, jenseits der Disney- oder DC- oder Marvel-Welt, ja relativ überschaubar. Dazu kommt, dass diese Künstler:innen auch noch sehr nett sind. 

Zeichnen und Musik – zentraler Bestandteil des Festivals. © privat
Émile Bravo dürfte sich vermutlich an schon ältere Kinder richten, oder?

Ja, das stimmt. Deswegen tritt er beim Festival gleich zweimal auf. Julius´ fantastische Abenteuer – gelesen von dem Frankfurter Sänger Matthias Keller – ist ein klassischer Kinder-Actioncomic, ab acht Jahren würde ich sagen. Den gibt es am Sonntag. Am Samstagabend machen wir zum ersten Mal bei Yippie! eine Lesung und ein Gespräch ab zwölf Jahren. Da wird Ferdinand Lutz mit Émile Bravo über sein opus magnum Spirou oder: die Hoffnung sprechen. Das ist schon eine Meisterleistung – dieser Spagat zwischen einer total bekannten Figur wie Spirou, die für Abenteuer und überdrehte Handlung steht, und der dunkelsten geschichtlichen Epoche, die man sich denken kann, dem Nationalsozialismus. Und Bravo gelingt dieser Spagat. Aber es ist ein Comic, in dem Menschen sterben, in dem Rassismus zum Tod führt.

Philip Waechter und Moni Port sind Lokalmatadore, Mawil kommt aus Berlin. Wie kommt es insgesamt zur Mischung der Beteiligten? Wonach wählt Ihr aus?

Wir sind da sehr unabhängig. Wir müssen auch nicht wie die Buchmesse uns ausschließlich an Neuerscheinungen orientieren. Entscheidend ist die Qualität. Die Comics müssen die Kinder ernst nehmen und künstlerisch überzeugen. Und die Zeichner:innen müssen auch Lust auf Performance mitbringen. Also gerne ihren Comic vorstellen und sich danach auch Zeit für die Kinder nehmen.

Künstler:innen aus der Region einzuladen ist auch immer schön. Generell ergibt sich aus dem Festival auch einiges andere, das finde ich schön. Zum Beispiel Zusammenarbeiten. Immer im Kontakt bin ich mit Dominique Petre vom Institut Français. Von dort bekommen wir fantastische Unterstützung, und das heißt gute Kontakte ins Comicland Frankreich. Dominique hat das mit Bravo entscheidend beeinflusst.

Die ersten Einladungen für das nächste Jahr sind schon ausgesprochen. Ich hoffe zum Beispiel, dass Anke Kuhl da ihren neuen Comic vorstellen wird. Zudem werden bestimmt wieder Zeichner:innen aus Belgien kommen.

Selbstbildnis © Moni Port
Ihr werdet immer größer, jetzt sind auch Offenbach und Bad Vilbel dabei. Wie kommts und wo soll das noch hinführen?

Wachstum ist für mich kein Wert an sich. Letztes Jahr haben wir gemerkt: Jetzt ist die Hütte voll, jetzt hat es sich rumgesprochen, wie schön Kindercomics live sind. Hoffentlich bleibt das so. Wir haben auch gemerkt: Die Kinder sind zufrieden. Es braucht nicht noch mehr Programm und auch keine Spezialeffekte. Aber dieses Erlebnis an andere Orte zu bringen, finde ich schon cool. Kindercomics sind eigentlich leicht zugänglich – das soll dann für die Orte auch gelten. Und wenn man sich da breiter organisiert, erreicht man auch Leute, die nicht nach Frankfurt oder Darmstadt kommen.

Wo das hinführen soll? Das ist auch eine Frage der Ressourcen. Das Festival wird rein ehrenamtlich organisiert und ehrlicherweise auch ein bisschen nebenher. Einiges könnte besser gemacht werden, dafür bräuchte es aber Personal, das professionell und bezahlt für das Festival arbeitet. Die Finanzierung ist aber schwieriger geworden, das Budget etwas geschrumpft. Mein Traum wäre, dass die Stadt das Festival „übernimmt“. Übrigens auch, um es etwas von meiner Person abzukoppeln. Es gibt bald ein neues Buchfestival für Kinder, das ist super. Aber Frankfurt kann noch viel mehr gebrauchen, es geht bei allem Spaß auch um die großen Ressourcen Lesen und Kunst und um die wichtigste: unsere Kinder. So pathetisch wollte ich jetzt nicht werden. Keine Ahnung, wo das hinführen soll. Mal sehen, wie es dieses Jahr läuft. Mein anderer Traum ist, dass bei Yippie! ein Förderpreis für Kindercomicprojekte verliehen wird, der hilft, einen eigenständigen Kindercomic entstehen zu lassen.

Wer will, kann sich seine Comics signieren lassen. © privat
Worauf freust Du Dich selbst am meisten?

Auf alles natürlich. Ich bin gespannt, wie das mit den Beatles klappt. Nach dem famosen Mukkekukke Programm am Samstagnachmittag, gibt es danach die Live Variante. Sven van Thom und Dominik Merscheid spielen drei Beatles Songs live.

Mit dem ersten Ton fangen mehrere Künstler:innen an, gleichzeitig auf einem Blatt zu dem Song etwas zu zeichnen, Axel Scheffler neben Mawil und Luke Pearson, Philip Waechter neben Moni Port. Mit dem letzten Ton ist Schluss. Keine Ahnung, was da raus kommt. Aber genau das ist es ja.

Axel Scheffler mit Polle. ©privat
Zur Festivalseite gelangt Ihr hier: Kindercomicfestival
Mehr zu Yippie! aus den vergangenen Jahren gibt es hier: Die Comic-Denkblase zu Yippie
Weitere Infos zu Polle findet Ihr hier: Polle-Magazin

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