The History of EC-Comics

Horror und Krieg, Science Fiction, Spannung und Humor: Der amerikanische Comic-Verlag EC Comics gilt in der Szene als Wegbereiter und Kult. Schon in den 1940er und 1950er Jahren griff man dort Themen auf, die andernorts tabu waren. Die Liste derer, die für den Verlag arbeiteten, liest sich wie ein Who is Who der Comic-Szene. Zudem ist EC Comics die Mutter des Magazins MAD  – der Institution in Sachen Comic-Humor für Erwachsene. Jetzt ist im TASCHEN-Verlag mit The History of EC-Comics wieder einmal ein opulentes Buch erschienen, das sich eben mit der Geschichte der EC Comics beschäftigt. Autor Grant Geissman geht dabei weit in die Vorgeschichte des Verlags zurück. Zudem liefert er den Fans eine Galerie aller jemals erschienenen Cover.

Horror wurde immer groß geschrieben im Hause EC Comics. ©2020 TASCHEN-Verlag

Al Feldstein, Harvey Kurtzman, Wallace Wood, Al Williamson oder Frank Frazetta: welch klingende Namen! Ob als Redakteure oder als Zeichner – sie alle haben die Geschichte von EC Comics geprägt und sie haben Geschichten geschrieben, die Fans lange in Erinnerung geblieben sind. Viele Prominente bekennen sich noch heute dazu, Fan des Verlags zu sein. Egal ob Bestseller-Autor Stephen King oder Film-Regisseur George Lucas.

Von Max zu Bill Gaines

Ursprünglich hatte Max Gaines 1945 den Verlag Educational Comics gegründet, um illustrierte Bibelgeschichten zu veröffentlichen. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Bill Gaines das Geschäft. Im Laufe der Jahre wurde der Titel in Entertaining Comics umbenannt und auch der Kurs des Verlags änderte sich. Zum Angebot gehörten jetzt auch Abenteuergeschichten oder Western.

Cover von History of EC Comics, ©2020 TASCHEN-Verlag

Interessant zu lesen, dass der neue Verleger absolut gar kein Interesse daran hatte, das Erbe seines Vaters weiter zu führen. Doch der Wunsch seiner Mutter war stärker – ihm konnte sich Bill Gaines offenbar nicht widersetzen. Was für eine Fügung!

Vom Kinder- zum Erwachsenencomic

So waren es auch schließlich seine Redakteure und nicht der Verleger, die den Spin weg vom Kinder- hin zum Erwachsenencomic machten. Bill Gaines ließ sich aber offenbar gerne überreden. War against crime, einer der ersten neuen Titel, war dann auch ganz gewiss kein Heft, das man Kindern in die Hand geben wollte. 

Detail des Wallace Wood Covers von Weird Science No. 14, ©2020 TASCHEN-Verlag

Ab dann war der Weg frei für Titel wie Tales from the Crypt, Weird Science, Two-Fisted Tales, Frontline Combat oder eben auch MAD. Dummerweise wurde zeitgleich eine öffentliche Moral-Debatte geführt – und Comics gerieten ins Fadenkreuz. Das Thema Gewalt im Comic wurde auch mit Beispielen der EC Comics debattiert. 

Skandal! Zensur…

„What parents don’t know about comic books“, fragte Fredric Wertham, ein deutsch-amerikanischer Psychiater, der mit seinem Buch Seduction of the innocent mit dafür sorgte, dass der comics code eingeführt wurde und damit faktisch eine Zensur von Comics stattfand. Horror-Comics durften fortan praktisch nicht mehr veröffentlicht werden. 

Einer der neuen Titel: Weird Fantasy ©2020 TASCHEN-Verlag

The History of EC-Comics ist somit zwangsläufig auch eine Geschichte darüber, wie in den USA mit Comics im Allgemeinen umgegangen wurde.  Welche Widerstände viele Zeichner, Autoren und Verleger zu überwinden hatten. Und wie sich das Bild der Comics unter dem großen Druck der Politik wandelte. Aber auch: Wie EC Comics schließlich unter den Auflagen der Politik zusammenbrach und am Ende eingestellt werden musste. 

Top Aufmachung – Informationen ohne Ende

Man muss es bei Comic-Sekundärbänden aus dem Hause TASCHEN eigentlich nicht mehr erwähnen. (Das habe ich schon hier https://comic-denkblase.de/george-herrimans-krazy-kat-neues-buch-von-alexander-braun oder hier https://comic-denkblase.de/the-stan-lee-story-eine-verneigung gemacht.) Aber dass der vorliegende Band wieder einmal nur so strotzt vor Originalzeichnungen, Fotos und Hintergrundinformationen soll dennoch gesagt werden. Auch wenn Hardcore-Fans des Verlags möglicherweise vieles schon kennen: Für Freunde kompakter und schön aufbereiteter Verlagsgeschichte ist dieser Band ein Muss.

MAD in seinen Anfängen. ©2020 TASCHEN-Verlag

Das Buch selbst bedarf erneut eines stabilen Tisches. Auf dem Sofa liegend und schmökernd: das geht hier nicht. Ein fester Leineneinband mit Prägestempel, ein Schutzumschlag und ein Leseband (Bändchen wäre nun wirklich nicht passend), runden die Aufmachung ab. Einziger Wermutstropfen für deutsche Leser: Das Buch liegt nur auf englisch vor. Der Verlag hat darauf verzichtet, ein deutsches Beiheft dazuzugeben. 

Alles in allem aber erneut: Ein Buch, wie es sich Comic-Fans wünschen. Natürlich zu einen stolzen Preis, aber dafür auf 5000 Stück limitiert. 

5 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: The History of EC Comics, Autor: Grant Geissman,  Hardcover mit Schutzumschlag, englischer Text, 29 x 39,5 cm, 6,03 kg, 592 Seiten, TASCHEN-Verlag, 150 Euro

Und hier gehts zum Verlag: http://taschen.com

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