Wo wohnen die Schlümpfe nochmal? Natürlich – in Schlumpfhausen! Im neuesten Band allerdings wird aus Schlumpfhausen „Schlumpphause“ und der fiktive Ort ist kein Dorf mehr, sondern die Großstadt Frankfurt am Main. Die Schlümpp uff hessisch heißt der Band und ist das erste Album aus der Feder des belgischen Zeichners Peyo, das hierzulande in einer Mundart erscheint. Ein Versuch des deutschen Splitter-Verlags aus Bielefeld, ein Segment zu öffnen, das bisher vor allem durch Mundart-Ausgaben der Reihe Asterix dominiert wird. Kall, mei Droppe: Die Schlümpfe auf hessisch – jetzt babbeln sie auch noch…
Die Idee dazu, den Schlümpfen hessisch in die Sprechblasen zu diktieren, hatte Sascha Ehlert aus Niedernhausen. Vor sieben Jahren traf er Splitter-Chef Horst Gotta und beide waren sofort Feuer und Flamme. Allerdings dauerte es seine Zeit, bis der Lizenzgeber ebenfalls seine Zustimmung gab. Ehlert hatte im eigenen Verlag bereits einige Veröffentlichungen auf hessisch publiziert.
„Kall, mei Droppe“: die Schlümpfe auf hessisch
„Ich kann nur hessisch, hochdeutsch und englisch“, meint Ehlert. „Deshalb ist es für mich naheliegend, auch auf hessisch Bücher zu veröffentlichen.“ Weil es den einen hessisch-Dialekt nicht gibt, entschied sich Ehlert für seine Muttersprache aus dem Rhein-Main-Raum. Nordhessen oder Menschen aus der Rhön werden sicherlich ein anderes hessisch sprechen.
Für den Splitter-Verlag ist der erste Mundart-Band im Programm durchaus ein Experiment, meint Max Schlegel von den Bielefeldern. „Es ist geglückt, wenn wir relativ schnell drei Viertel der Auflage verkaufen können“, meinte Schlegel kurz nach der Veröffentlichung. Dass der Band erfolgreich läuft, hat er mittlerweile bestätigt. Der Verlag überlegt sogar schon, eine zweite Auflage zu drucken. Und auch andere Mundarten sind denkbar.
Ein Dorf definiert sich auch über den Dialekt
Längst nicht alle Comics dürften in einer Dialekt-Version funktionieren, meint Comic-Fachmann Jakob Hoffmann. „Immer dann, wenn es ein wiederkehrendes Personal gibt und man in einem definierten Raum ist, dann kann es klappen. So wie bei Asterix oder eben auch den Schlümpfen“, so Hoffmann. „Denkbar wäre auch Donald Duck mit Entenhausen, denn ein Dorf definiert sich ja auch ein Stück weit über seinen Dialekt“, meint der gebürtige Schwabe.
Im hessischen Schlümpfe-Band spielt übrigens auch die Rivalität zwischen Offenbach und Frankfurt am Main eine Rolle. Und: der Band ist inhaltlich überaus aktuell. Spielt doch ein Virus und das Suchen nach einem Gegenmittel eine entscheidende Rolle. Aber nein, es geht nicht, um das Corona-Virus. Zudem ist der Teil der Geschichte eher Zufall, denn Zeichner Peyo hat den Plot vor rund 60 Jahren ausgedacht und umgesetzt.
Corona-Virus? Zufall!
Übersetzer Ehlert würde sich freuen, weitere Bände in Mundart übertragen zu können. Er, der sich als Kind in den 1980er Jahren selbst mit dem Schlümpfe-Virus infiziert hat, hat den natürlich schon längst an seine Tochter weitergegeben. „Ich habe ihr dann auch mal den hochdeutschen Band vorgelesen, aber da meinte sie nur: die reden aber komisch.“
Angaben zum Buch:
Die Schlümpp uff hessisch. Zeichnungen: Peyo. Texte: Delporte und Peyo. Hessischer Übersetzer: Sascha Ehlert. Hardcover, in Farbe. 64 Seiten. toonfisch/Splitter-Verlag. 13,95€
Hier gehts zu meinem Hessenschau-Beitrag zum Buch: https://www.youtube.com/watch?v=6-LnfVgFDUs
Und hier zum Verlag: https://www.splitter-verlag.de/alben/default-category/die-schlumpfe/
Mehr zum Splitter-Verlag auch hier: https://comic-denkblase.de/die-chroniken-des-universums-neuer-comic-von-ingo-roemling