Freibad – ein Comic von Paulina Stulin und Regisseurin Doris Dörrie

Vor rund zwei Jahren hat die Darmstädter Zeichnerin Paulina Stulin mit ihrem autobiografischen Comic-Roman „Bei mir Zuhause“ einen Überraschungserfolg gelandet. Möglicherweise hat auch Regisseurin Doris Dörrie damals dieses Buch gelesen. Zumindest ist sie auf Paulina aufmerksam geworden. Parallel zu ihrer neuen Film-Komödie „Freibad“ mit Andrea Sawatzki, hat sie gemeinsam mit der Darmstädterin auch eine Comic-Fassung des Stoffs veröffentlicht. Film und Comic zeigen eine Welt im Kleinen. Erzählen vom weiblichen Selbstbild, vom Umgang mit Fremden, von Toleranz und Unterdrückung. Freibad,  ein Comic von Paulina Stulin und Regisseurin Doris Dörrie.

Paulina beim Skizzieren in einem Darmstädter Freibad
während des Drehs für unseren
Tagesthemen-Beitrag. ©Tom Jeffers

Zehn Monate hat Paulina an dem neuen Buch gearbeitet. Am Filmset hat sie Skizzen der Schauspielerinnen gemacht, sich Eindrücke verschafft, dann das Drehbuch umgesetzt. Für die Zeichnerin bedeutet das: Zusammenarbeit mit einem großen Vorbild.

Großer Einfluss der Regisseurin

„Sie ist mir erstmal auf Instagram gefolgt, woraufhin ich erst einmal total aufgeregt den ganzen Tag grinsend durch die Gegend gelaufen bin“, erzählt Paulina. „Mit 17 etwa habe ich mir ihr Buch Was machen wir jetzt in der Stadtbibliothek Darmstadt entdeckt und mir reingezogen“, so die Zeichnerin. „Ich war hin und weg, von ihrer Art, auf so eine heilsame Weise über tiefsinnige Dinge zu erzählen. Sie hat maßgeblich beeinflusst, wie ich selbst erzähle.“

Der Comic „Freibad“, erschienen im Jaja-Verlag.
@ Constantin Film Verleih / Mathias Bothor

Der Stil der Zeichnungen ist unverkennbar. Digital am Rechner entstand ein bunter Blick in eine Oase. Aber auch in einen Raum, in dem manchmal Welten und Anschauungen aufeinanderprallen. Es geht um Bikini und Burkini, um Selbstbestimmung, um aktuelle Debatten, wie oben-ohne-baden im Freibad. Aber auch um den Umgang mit Fremden und den Umgang der Frauen untereinander. Denn „Freibad“ spielt in einem Frauenbad. Regisseurin Doris Dörrie erzählt die Geschichte mit Humor und Selbstironie.

Frauen bewerten sich gegenseitig

„Ich erzähle, wie selbst Frauen, die von sich glauben, dass sie wahnsinnig tolerant und kosmopolitisch sind, dass die auch ihre Vorurteile haben. Und: wie Frauen sich gegenseitig bewerten und wie wir Frauen untereinander auch ständig versuchen, Regeln aufzustellen, wie denn andere Frauen sein dürfen,“ so Doris Dörrie.

Skizze von Andrea Sawatzki. @Tom Jeffers

Im Film spielt Andrea Sawatzki eine der Hauptrollen. Einen in die Jahre gekommenen Star mit Geldsorgen. Gemeinsam mit ihrer Freundin (gespielt von Maria Happel) beobachtet sie die anderen Frauen im Bad. Im textlastigen Film offenbaren die Dialoge die Schonungslosigkeit der Frauen untereinander.

Dialoge, Dialoge, Dialoge

Das Drehbuch dürfte der Zeichnerin Stulin entgegengekommen sein. Auch sie legt sehr viel Wert auf pointierte Dialoge – das hat sie zuletzt mit „Bei mir zuhause“ eindrucksvoll gezeigt. „Auch in meinen Arbeiten schätze ich den Dialog sehr“, so Paulina. „Man kann Dialogen Raum geben. Die müssen auch im Comic nicht immer so zack-zack ablaufen und nur Vehikel sein, um Informationen zu transportieren. Dialoge können durchaus Selbstzweck sein.“

Es wird viel geredet – im Film, wie im Comic.
@Constantin Film Verleih / Mathias Bothor

Das funktioniert wunderbar und so fliegt der Comic genauso kurzweilig an einem vorbei wie der Kinofilm. Paulina gelingt es, die Figuren zum Leben zu erwecken. Sie gibt den Charakteren Tiefe, spitzt die Konfliktthemen zu. „Überall, wo Menschen zusammenkommen, bilden sie Grüppchen, es bilden sich irgendwelche Dynamiken, die sich hochschaukeln“, meint Paulina. „Manchmal kommt es dann sogar zu so kriegsähnlichen Zuständen. In dieser Geschichte zeigen wir das eben am Beispiel des Mikrokosmos Freibad.“ Und so zeigt der Comic am Ende – genauso wie der Film – die kleinen Abgründe der Welt. Augenzwinkern eingeschlossen.

4 von 5 Comic-Denkblasen

Paulina beim Zeichnen im Freibad. @Tom Jeffers

Vor zwei Jahren war Paulina mit „Bei mir zuhause“ schon Thema hier auf dem Blog: https://comic-denkblase.de/bei-mir-zuhause-bam-600-seiten-comic

Mein Beitrag zum Comic in der Hessenschau: https://www.hessenschau.de/tv-sendung/darmstaedterin-zeichnet-comic-zu-neuer-doerrie-komoedie-,video-172590.html

Freibad – am Besten, ihr lest den Comic wo…?
@ Alex Jakubowski

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