Mit ihrem Erstlingswerk Grün landete die Münsteranerin Frauke Berger direkt beim renommierten Splitter-Verlag (siehe auch unser Interview hier: https://comic-denkblase.de/gruen-auf-einen-kaffee-mit-frauke-berger). War diese Science-Fiction-Story noch deutlich von ihrem Vorbild Mœbius inspiriert, hat sie sich in ihrer neuen Arbeit davon durchaus emanzipiert. Gemeinsam mit Autor Boris Koch hat sie soeben Die Schöne und die Biester veröffentlicht – kein Märchen, wie es im Untertitel heißt. Sondern ein komisch angelegter Phantastic-Comic.
Die Geschichte ist durchaus schräg. Eine betrunkene Fee prophezeit das Ende eines Königs. Eines Tages, so sagt sie, werde dem Prinzen dreimal eine Taube auf den Kopf kacken. Und an diesem Tag werde er gegen seinen Vater aufbegehren und die Herrschaft an sich reißen.
Düstere Prophezeiung
Der König setzt daraufhin auf jede Taube ein Kopfgeld aus. Das ganze Land macht sich auf die Jagd. Doch man ahnt es schon: die Geschichte nimmt eine ungeahnte Wendung. Feengläubige verüben ein Attentat, wollen so den König stürzen. Doch der Schiss – er fällt nur einmal…
Schnell wird die absurde Geschichte noch absurder. War es wirklich eine Taube – also ein gefiederter Vogel, der dem Prinzen auf den Kopf machte? Oder vielleicht ein mechanischer Flugapparat, gebaut von den Rebellen, die wegen der hohen Steuern unbedingt den Umsturz wollen?
Was heisst schon Taube?
Und absurd geht es weiter: Könnte die Prophezeiung nicht vielleicht auch von einer tauben Frau erfüllt werden? Grammatikalisch immerhin, sei das richtig – so meint der König. Alles eben eine Frage der Interpretation…
„Wer weiss schon wie pervers jemand sein kann, der nichts hört?“ So heisst es an einer Stelle, kurz bevor der König den Befehl gibt, alle Tauben einzukerkern. Natürlich nur alle tauben Frauen und Mädchen.
Wie bei der Inquisition werden nun Verdächtige verhört. Frauen befragt, ob sie hören können. Autor Koch baut hier so machen Slapstick ein. Mitunter könnte man meinen, Monty Python hätten die Dialoge geschrieben.
Abruptes Ende
Das ist witzig zu lesen und passt auch zu den Zeichnungen von Berger, die die Gesichter der Protagonisten fast fratzenhaft überzeichnet. Sie bringt Die Schöne und die Biester in Pastelltönen zu Papier. Ähnlich wie in ihrem Erstlingswerk. Hier aber wirkt die Farbgebung insgesamt blasser.
Allzu schnell allerdings kommt die Geschichte zu ihrem Ende. Das ist schade, denn es wirkt leider wie ein Bruch. Und auch die Rolle der Nebenfigur Hänfling bleibt etwas unausgegoren. Jener Bäckerstochter, die in derselben Nacht wie der Prinz auf die Welt kam und alle Welt mit ihren gut duftenden Brötchen verführte.
Zeichnerisch ist der Band erneut von hoher Qualität. Insgesamt ist mir Die Schöne und die Biester aber zu klamaukig. Manch ein Gag wirkt zu gewollt. Die detailreichen Bilder entschädigen dafür zwar etwas und die Geschichte ist auch durchaus unterhaltsam. Mir persönlich hätte es allerdings besser gefallen, wenn Frauke Berger dem Science-Fiction-Genre treu geblieben wäre.