Die alten Knacker: Die kleinen Strolche

Dass Die alten Knacker zu meinen absoluten Lieblingscomics gehören, habe ich an dieser Stelle hin und wieder schon geschrieben. Die drei Alt-68er, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch ein Leben lang Freunde geblieben sind, durchleben mittlerweile im achten Album ihre Geschichte(n). Natürlich spielt die (selten rühmliche) Vergangenheit immer wieder eine Rolle. Aber auch in der Gegenwart haben sie zu kämpfen. Die alten Knacker: Die kleinen Strolche.
Pierrot, Antoine und Mimile (v.l.)
Foto: ©Alex Jakubowski

Das Schöne an der Serie: Es gibt viel Wiedererkennungswert, auch wenn man selbst noch weit von den mindestens 70 Jahren Lebenserfahrung entfernt ist. Etwa wenn Pierrot daran verzweifelt, zum Bestellen im Café einen QR-Code zu scannen. Gerade erst selbst erlebt, am Flughafen. Wo direktes Bestellen beim Kellner doch so viel einfacher wäre.

„Weiber? Gibt’s hier auch Weiber?“

Aber anders als Pierrot habe ich natürlich nicht die Kasse zertrümmert. Logisch, dass das bei ihm nicht ohne Folgen bleibt. Pierrot war schon immer etwas unorthodox. Wir erinnern uns an Band 1, in dem er beim Leichenschmaus nach einem Begräbnis sein Patenkind mit den Worten begrüßt: „Und? Gibt’s hier auch Weiber?“

Das Cover von Band 8
©Splitter Verlag GmbH & Co.KG Bielefeld 2025

Im aktuellen Band ist es kein trauriges Ereignis, das Mimile, Pierrot und Antoine zusammenführt. Im Gegenteil: Das Marionettentheater Der Wolf im Slip (gibt’s auch als Spin-Off) feiert seinen 60. Geburtstag. Und alle reisen an. Auch Pierrots Schwester Madeleine, die lange als Nonne in Afrika war. „Ich bin abgehauen“ – ihre lapidare Antwort auf die Frage, ob sie noch immer dort sei. Und weil sie ihrem Bruder optisch zum Verwechseln ählich sieht, sorgt sie natürlich erst einmal für Verwirrung.

Klassentreffen 2.0

Wie schon in früheren Alben wird auch dieses Mal mit einigen Rückblenden gearbeitet. Schlüsselszenen, die das Beziehungsgeflecht einzelner Figuren untereinander erklären. Optisch erinnern mich die Seiten an eine meiner anderen Lieblingsserien: Wundervolle Sommer von Zidrou & Jordi Lafebre. Vielleicht liegt es nur an der Färbung der Seiten? Vielleicht sind sich beide Reihen aber auch vom Zeichenstil ohnehin recht nahe? Was meint Ihr (schreibt gern in die Kommentare…)?

Herrjeh… Foto: ©Alex Jakubowski
©Splitter Verlag GmbH & Co.KG Bielefeld 2025

Keine Frage: Zeichner Paul Cauuet hat wieder ganze Arbeit geleistet. Das Album ist wunderschön gezeichnet. In realistischem Strich aber dennoch weich. Die Gesichter sind nur leicht karikiert. Die Bilder sind in tollen Farben koloriert. Sie fangen die Stimmung im Sommer grandios ein und machen Lust auf Urlaub in Südfrankreich. Beim Blick auf den gedeckten Tisch, an dem Mimile und die anderen sitzen, schmeckt man fast den Rotwein, der ausgeschenkt wird.

Licht und Schatten

„Stimmungsvoll“ ist vielleicht das beste Wort, um die Wirkung der Zeichnungen zu umschreiben. Gerade bei den Abendszenen, wo das Kerzenlicht Schatten wirft, die Gesichter leuchten und man die Reaktionen fühlt, die entstehen, wenn alte Geschichten aufgetischt werden. Der Comic wird hier zum Film.

Licht und Schatten…
Foto: ©Alex Jakubowski
©Splitter Verlag GmbH & Co.KG Bielefeld 2025

Wie immer kommt das eine zum anderen, bei den alten Knackern. Die Vergangenheit holt die drei ein. Alte Liebschaften und Rivalitäten lösen Rachegefühle aus. Ein lange verschwundenes Motorrad wird aus einem Teich gezogen. Und ratet mal, wer die Mühle einst im Wasser versenkt hat? Na klar – einer der drei Alten.

Weise? Kein bisschen…

Am Ende gibt es wie bei Asterix stets die große Versöhnung. Sinnierend sitzen die drei alten Knacker nebeneinander und sprechen die großen Weisheiten des Lebens aus: „Wenn man mal so Bilanz zieht, haben wir echt ganz schön viel Mist gebaut“, meint Pierrot. Und Mimile entgegnet: „Dann ziehen wir eben keine Bilanz.“

Immer auf Krawall gebürstet?!?
Foto: ©Alex Jakubowski

5 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: Die alten Knacker. Band 8: Die kleinen Strolche. Text: Wilfried Lupano. Zeichnungen: Paul Cauuet. Farben: Jérôme Maffre. HC, Farbe. 56 Seiten. Splitter-Verlag. 17 Euro.

Mehr über Die alten Knacker findet Ihr hier: Jetzt schon ein Klassiker

Und hier geht’s zum Verlag: Splitter

5 Kommentare

  1. Hach, hatte den neuen Band bereits bei meinem Dealer gesehen, aber noch widerstanden. Jetzt werde ich mal direkt nach Ostern dorthin.

    Ich habe ja generell durch Dich erst die alten Knacker kennen- und schätzen gelernt. Und auch schon gerne verschenkt. Danke!

  2. Den Comic habe ich natürlich schon lange gelesen (leider…, jetzt ist er gelesen…), „Die alten Knacker“ werden grundsätzlich im Moment des Erscheinens aus dem Comicladen geschleppt, ich bestätige deshalb gerne jedes Lob, das aufgeschrieben wurde und lege noch eins drauf. Aber nun zur wirklich wichtigen Frage: Wo bekomme ich die Knacker-Actionfiguren?!

    1. Ja… die tollen Figuren habe ich aus einem Laden in Paris, der in der Rue Dantes ist. Das ist eh ein Tipp: Da gibt es in einer Straße mehr Comic-Läden, als in ganz Berlin. Und jeder Laden hat einen eigenen Schwerpunkt. Sehr zu empfehlen.

      1. Cool, der Tipp kommt genau zur richtigen Zeit, denn ich bin demnächst für ein paar Tage in Paris. Die Rue Dante ist notiert, ist ja auch sehr zentral, unweit Notre-Dame. Danke!

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