Mehr als 300 Künstler, Schauspieler, Filmemacher, Musiker und Umweltschützer haben sich für das Buch Der wichtigste Comic der Welt zusammengeschlossen. Herausgekommen ist ein ungewöhnliches Werk, in dem der Frage nachgegangen wird, ob unsere Welt noch zu retten ist. Dass etwas getan werden muss, darin sind sich alle Beteiligten natürlich einig. Mit der Veröffentlichung wollen sie aufrütteln und informieren. In 120 Kurzgeschichten und auf Infoseiten und Interviews wird das Thema deshalb aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet. Mit dabei sind auch die deutschen Künstler*innen Elizabeth Pich, Jonathan Kunz und Timo Wuerz. Mit ihm habe ich ein kleines Email-Interview geführt.
(Alex Jakubowski) Lieber Timo, Du bist bekannt als jemand, der sich für Tier- und Naturschutz einsetzt. Gleich zu Beginn des hier vorliegenden Buches sehen wir eines Deiner Porträts von Jane Goodall. Verrate uns doch bitte, welche Beziehung Du zu ihr hast und wie es zu Deinem Beitrag in dem Buch kommt?
(Timo Wuerz) Von Jane Goodall und ihrem Jahrzehnte währenden Einsatz für die natürliche Welt nicht inspiriert zu sein, erscheint mir fast unmöglich. Daher war es auch eines meiner persönlichen Highlights, sie vor einigen Jahren persönlich zu treffen. Ich habe einen von ihr beobachteten Affen in Gombe/Tansania gemalt und habe mir das Bild von ihr signieren lassen. Das hängt nun an meiner Wand und erinnert mich täglich daran, mich immer mehr für den Tier- und Umweltschutz einzusetzen.
So habe ich auch sofort zugesagt, als ich eine Nachricht von Paul Goodenough erhielt und von seinem Projekt Rewriting Earth und dem dazu geplanten Buch The Most Important Comic Book On Earth erfuhr. Wie komme ich als deutscher Zeichner in ein vornehmlich britisches Buch? Das habe ich meinem Buddy Mike Perkins zu verdanken, der auch im Buch vertreten ist. Bei der Kombination von Artenschutz und Comic hat er sofort an mich gedacht und Paul gesagt, dass er mich auf jeden Fall für das Projekt brauche. So steuere ich jetzt zwei Kurzgeschichten bei, mit Catherine Barnard, der CEO des World Land Trust, und Yoko Ono als meinen prominenten Paten.
Dass Jane Goodall für die deutsche Ausgabe das Vorwort geschrieben hat, freut mich natürlich besonders. Für diese deutsche Ausgabe, die ich mit einfädeln konnte, habe ich (zusammen mit Jamie Wooley) eine Story geschrieben und auch gemalt, diesmal mit Captain Paul Watson als Ideengeber. Mit ihm eine Dreiviertelstunde per Zoom zu reden, war auch ein Highlight meiner Arbeit zu dem Buch. Wir kannten uns zuvor schon: er hat mir bei einem meiner früheren Tierbildbände geholfen und ich bin seiner Captain Paul Watson Foundation eng verbunden.
Das Buch ist ja kein Comic im eigentlichen Sinn. Eine unfassbar große Zahl an Kreativen ist daran beteiligt, alle paar Seiten wechseln sich die Künstler ab. Kannst Du uns mehr über das Konzept verraten?
Es sind Panels, Sprechblasen, Stories, Zeichnungen. Warum soll das kein Comic im eigentlichen Sinn sein?
Gemeint ist ein Comic, mit einer durchgehenden Geschichte.
Ja ok, das Buch hier ist natürlich etwas Besonderes. Paul Goodenough hat eine beeindruckende Anzahl an hochkarätigen engagierten und nicht gänzlich unbekannten Leuten wie Paul McCartney, Cara Delevingne, Ian McKellen, Ricky Gervais, Peter Gabriel, Alan Moore, Patrick Stewart und viele weitere mit Autoren und Zeichnern zusammengebracht, um Kurzgeschichten rund um den Artenschutz zu inspirieren, konzipieren, zu schreiben und zu zeichnen. Die Ergebnisse dieser 300 Leute, die auf 360 Seiten gesammelt sind, gibt’s nun auch auf Deutsch: Der wichtigste Comic der Welt, ein Titel, den dieses Buch wahrhaft verdient hat, nicht nur inhaltlich, denn alle Erlöse der Autoren gehen direkt an Artenschutzprojekte. So kann man mit dem Kauf des Buches direkt helfen.
Hier von Elizabeth Pich und Jonathan Kunz. © der deutschen Ausgabe, 2024 Paninicomics
Thematisch und stilistisch umfasst es eine fast ebenso große Vielfalt wie die in der natürlichen Welt. Es passt zudem gut zu den vielen Facetten des Anliegens und all den Möglichkeiten des Engagements. Im Buch sind lustige, traurige, ernste und weniger ernste Geschichten vertreten, Cartoons ebenso wie Comics, Funnies und naturalistische Stile.
Paul Goodenough ist über das Buch hinaus weiterhin mit Rewriting Earth sehr engagiert und ich helfe gern auch in Zukunft mit. Ein irres Projekt, das er da initiiert hat! Er hat meine größte Hochachtung.
Du bist neben der Illu am Anfang mit drei Comic-Strecken vertreten. Einmal in Kooperation mit Yoko Ono. Verrate uns mehr darüber.
Im Fall von Yoko Ono war das unspektakulär: Sie hat mir ein Gedicht gegeben, ich habe es illustriert. Mit meinen anderen Paten, Catherine Barnard und eben Captain Paul Watson hatte ich mehr Kontakt, wir haben die Story zum Teil gemeinsam entwickelt.
Abschließend: Welche Hoffnung verbindest Du mit dem Buch?
Zum einen natürlich, dass es sich fantastillionenfach verkauft. Und wir damit viel Aufmerksamkeit für den Artenschutz erregen und viele Projekte unterstützen können. Vielleicht inspiriert es sogar Leser*innen, selbst darüber hinaus aktiv zu werden oder zu bleiben oder zumindest den eigenen Lebensstil zu überdenken.
Auch dass die Comiccommunity sich für dieses extrem wichtige, ja überlebensnotwendige Thema einsetzt, finde ich großartig. Es bringt Kreative zusammen. Mal schauen, was sich daraus noch alles ergibt. Jede Unterstützung wird gebraucht.
Hier gehts zum Verlag: Panini: Der wichtigste Comic der Welt
Noch mehr Rezensionen zu Comics aus dem Verlag findet ihr unter anderem hier: Comics und Bier
