Der neue Asterix: „DIE WEISSE IRIS“

Ein neuer Asterix ist immer ein Ereignis. Zwei Jahre nach „Asterix und der Greif“ liegt ab heute „Die weisse Iris“ in den Läden. Ich hatte die Gelegenheit, mit Zeichner Didier Conrad, Szenarist Facbaro und Übersetzer Klaus Jöken ein Interview zu führen. Und den neuen Band habe ich natürlich auch für Euch gelesen. Der neue Asterix: Die weiße Iris.

„Die spinnen die Römer“ – da haben wir uns doch gerade erst an den „neuen“ Autor Jean-Yves Ferri gewöhnt, da kommt das Asterix-Team doch glatt mit einem noch Neueren daher. Und was ist das nur für ein Einstand! Autor Fabcaro hat die Geschichte und den Text des neuen Albums „Die weisse Iris“ übernommen. Ganz ehrlich: das ist die beste Story seit langem. Sie sprüht vor Witz und kleinen Ideen. Und der Plot an sich gefällt mir auch ausgesprochen gut.

Neuer Texter, neue Ideen

Der Reihe nach: Zeichner Didier Conrad hatte die vergangenen fünf Alben gemeinsam mit Ferri auf die Beine gestellt. Der wollte eine kleine Auszeit, um sich anderen Projekten widmen zu können. Eingesprungen ist der in Deutschland recht unbekannte Fabrice Caro. Allerdings hat er bereits seit 1996 zahlreiche Romane und Comics veröffentlicht. Einige seiner Werke wurden mit Preisen bedacht und verfilmt. Also: gute Voraussetzungen für einen gelungenen Asterix.

Das Cover des neuen Asterix: Die weiße Iris.
Asterix®-Obelix®-Idefix® /
©HACHETTE LIVRE/GOSCINNY-UDERZO

In Die weiße Iris ist alles anders. Die Römer wollen nicht mehr kämpfen. „Ohne mich, das ist schlicht und ergreifend übergriffig und Gift für mein Nervenkostüm“, meint ein Legionär gleich zu Beginn. Die Gallier lassen Troubadix singen und Gutemine verlässt Majestix. Jawohl! Schuld daran ist Visusversus, der doppelköpfige Arzt aus Cäsars Hofstaat. Der macht nämlich alle mit seiner neuen Philosophie des Positiven Denkens kirre. Sogar Verleihnix und Automatix gehen sich nicht mehr wegen der stinkenden Fische an die Gurgel. Also alles top, oder?

Habt Euch lieb!

Natürlich wäre der neue Asterix kein neuer Asterix, wenn nicht doch alles ganz anders wäre. Der doppelköpfige Visusversus hat natürlich nicht den Plan, alle zu besseren Menschen zu machen. Und ihnen auch noch Ernährungstipps zu geben. Nein, er soll die Römer an der Fahnenflucht hindern und die Gallier infiltrieren. Die typische Aufgabe für einen Bösewicht im gallischen Dorf. Und das macht er sehr perfide.

Habt Euch lieb!
Asterix®-Obelix®-Idefix® /
©HACHETTE LIVRE/GOSCINNY-UDERZO

„Ich bringe Deinen Männern bei, positiv zu denken, im Frieden mit sich selbst, aber bereit für den Kampf zu sein…“ erklärt Visusversus dem römischen Anführer Daximplus, im Lager Babaorum. Positives Denken, die neue Schule – Die weiße Iris nämlich. Der von Cäsar geschickte Coach verdreht allen damit den Kopf. „Wenn das so weitergeht, ernähren wir uns irgendwann nur noch von winzigen frischen Fischhäppchen“, meint Obelix zu Asterix. Und der fährt skeptisch fort: „Visusversus hat allen eingeredet, Wildschweinfett sei schädlich und verstopfe die Arterien.“

Positives Denken

Dennoch sind einige von der neuen Philosophie im Dorf angetan. Gutemine etwa fängt an, gegen Majestix zu rebellieren. Ehekrise! Sie bricht mit Visusversus gemeinsam auf nach Lutetia. Der will sie natürlich Cäsar ausliefern und die Gallier damit unter Druck setzen. Doch natürlich treffen sich Minchen und Schnäuzelchen wieder und alles wird gut. Der einzige der daraufhin seine positive Grundhaltung im Sinne der weissen Iris verliert ist Visusversus. „Ich kenn da eine bessere Methode…“, meint Majestix. „Das blaue Veilchen.“

Zoff zwischen Minchen und Schnäuzelchen…

Autor Fabcaro hat gleich mit seinem ersten Asterix einen Volltreffer gelandet. Die Dialoge funktionieren, die Gags sitzen. „Wir erzählen die Geschichte im Dorf, gehen dieses Mal nicht auf große Reisen. Von daher hat mich die Psychologie des Dorfes interessiert“, meint er im Interview. Ob er Druck verspürt habe, frage ich ihn. „Druck? Es war kein Druck, eher Aufregung, das machen zu dürfen.“

Gelungener Einstand

Für Zeichner Conrad hat die Zusammenarbeit mit Fabcaro sehr gut funktioniert. Überrascht war er zunächst von der Geschichte. „Das war komisch“, meint er. „Die neuen Verhältnisse im Dorf. Auf einmal sollte ich alle brav zeichnen, obwohl sie sich sonst streiten. Auf einmal sollte ich sie mit Körnern und Fisch zeichnen, statt mit Wildschwein. Und dann passierte noch eine andere Sache: Auch bei mir hat sich eine Verwandlung eingestellt“, meint er lachend. „Ich habe angefangen, nur noch Fleisch zu essen.“

Studien zu Visusversus.

Und Übersetzer Klaus Jöken? Der grinst und meint: „Fabcaro hat deutlich mehr Text benutzt, als wir ihn in den letzten Alben hatte. Ich habe mich die vergangenen zweieinhalb Monate eingeschlossen und sieben Tage die Woche rund um die Uhr an der Übersetzung gearbeitet.“ Noch dazu hat er das Problem, dass der Text in die Sprechblasen passen muss, und das, wo man im Deutschen rund 15 Prozent länger ist, als das Original. „Man muss eben deutsche Entsprechungen finden.“

Ende gut, alles gut!

So kommt es, dass Troubadix die Strophe anstimmt: „Gallier haben’s schwer, neeehmen’s leicht…“ oder ein Römer nach der Beschlagnahme eines Pferdekarrens meint: „Macht Euch nichts draus. Alles was Du besitzt, besitzt irgendwann Dich.“ Das passt in die Erzählhaltung des Bandes und unterstreicht die Qualität des Albums. Meiner Meinung nach, der beste Asterix-Band seit langem!

Die spinnen, die Römer. Asterix®-Obelix®-Idefix®
©HACHETTE LIVRE/GOSCINNY-UDERZO

10 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: Asterix – Die weiße Iris. Text: Fabcaro, Zeichnungen: Didier Conrad. Kolorierung: Thierry Mébarki. HC, Farbe. 48 Seiten. Comic Collection, Egmont. 13,50 €

Hier gehts zum Verlag: Egmont

Noch mehr aus dem gallischen Dorf gibt es hier: Idefix und die Unbeugsamen

Mitten unter Didier Conrad und Fabcaro… ©Foto: Julien Wintermeier

2 Kommentare

  1. Danke für die Beschreibung! Ich werd ihn mir jetzt doch »unbedingt« zulegen. Der Comic fiel mir vorgestern in einem kleinen Edeka im Urlaub/Hayingen auf – frisch ausgepackt. Schnell durchgeblättert und erstmal keine vertikal fliegenden Römer, keine horizontal fliegenden Hinkelsteine gesehen (übersehen?) aber jede Menge Sprechblasen und ihn wieder skeptisch zurückgelegt. Jetzt weiß ich warum 🙂 das wohl ein Fehler war. Sollte den Block öfters lesen! Grüße aus F

  2. Danke für die Rezension. Mir taugt das neue Heft auch sehr, beim Lesen hatte ich aber immer wieder einen Flashback zum „Der Seher“. Dorfbewohner, die einem Guru folgen, „Schnäuzelchen“ und eine heimlichtuende Gutemine. und die einzig vernünftigen sind unsere drei Helden. Passt aber schon 🙂
    Was mich nervt, ist die verwendete Schriftart. Ich finde, sie stört den Lesefluss und finde sie ein bisschen mühsam.

    Alles in allem aber ein gelungenes Heft

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