ABBA HALLO – der neue Ralf König Comic

Im Internet haben sie schon lange ihre Fans unterhalten, jetzt sind die neuen Geschichten um die beliebten Figuren Konrad und Paul auch als Buch erschienen: ABBA HALLO – der neue Ralf König Comic liegt seit kurzem in den Buchläden. Egal ob ABBA-Fan oder nicht: die Comics sind lustig wie immer. Und wer Ralf König kennt, weiß dass die Sex-Themen natürlich auch nicht zu kurz kommen. Anläßlich der Buchveröffentlichung hat sich Ralf netterweise für uns Zeit genommen, per Email ein paar Fragen zu beantworten. 
Ein Blick auf Ralfs Schreibtisch. © Ralf König
Lieber Ralf, muss man ABBA-Fan sein, um Dein neues Buch lesen zu können? 

Naja, es würde helfen, wenn man ‚Chiquitita‘ kennt. Aber nein, man muss nicht Fan sein, es geht in den Comics nur hier und da mal um ABBA. Das ist nur der Aufhänger. Eigentlich geht es wieder um Pauls Testosteronschübe und einen sehr haarigen Kerl und noch mal um Corona und wirre Impfgegner und so. ABBA waren nur der Anlass, überhaupt mit der Online-Comicserie zu starten. Es sollten wegen des ersten neuen ABBA-Albums nach 40 Jahren nur drei oder vier Folgen werden, aber die Geschichte ging sofort wieder mit mir durch. Und so habe ich über acht Monate täglich so’n Comic rausgehauen. Dieses Strips-posten macht einfach sehr viel Spass und es lesen jeden morgen sehr viele Leute, die auch Spass haben. Das setzt bei mir sofort eine Dynamik in Gang, über die ich schnell keine Kontrolle mehr habe und auch eigentlich gar keine haben will. 

Wie verlief Deine ABBA-Zuneigung? Bist Du schon immer Fan gewesen?

Ich bin über 60, das heisst, mit ABBA durch die Pubertät gekommen. Und klar, als Kind und Jugendlicher waren ABBA schwer angesagt. Aber dann waren sie auch ne Weile uncool, da entdeckte ich Deep Purple und Pink Floyd und so. Da waren ABBA eher banale Schlagermusik, man rümpfte ein bisschen die Nase. Was wir an ABBA hatten, hat sich ja erst später gezeigt, als diese Songs einfach nicht in Vergessenheit geraten wollten. Aber als ich 20-jährig in Dortmund im Schwulenzentrum landete, stülpte mir ein Freund ein bisschen gegen meinen Willen seinen Walkman auf die Ohren und spielte mir ‚Lay all your Love on me‘ vor, da war wohl ’Super Trouper’ gerade raus. Ich wollte es nicht gut finden, aber das gelang mir nicht. Der Song machte gleich so viel Spass, ich war sofort wieder auf ABBA. Und ja, dieses VOYAGE Album hat mich emotional berührt, 40 Jahre später. DONT SHUT ME DOWN ist ein immer willkommener Ohrwurm. Der Song ist perfekte Popmusik, also ABBA wie eh und je.      

Textsicher zu sein, schadet nicht… © 2023 by Rowohlt Verlag GmbH Hamburg
Du bist seit Corona dazu übergegangen, Deine Gags online zu präsentieren und später als Buch zu veröffentlichen. Wie hat das Deine Arbeit bisher beeinflusst?

Ja, seit dem ersten Lockdown mach ich das, und ohne die Pandemie wäre ich wohl kaum darauf gekommen. Aber es ist die reine kreative Freude. Natürlich nicht ohne Anstrengung auf die Dauer, weil ich mir selbst echt Druck mache, wirklich jeden Tag einen Comic zu posten ohne Unterbrechung, und das über acht, neun Monate. Aber ich bin ein schneller Zeichner, ich schaffe an normal guten Tagen zwei Folgen, mit Farben und allem. Das heisst, ich hab auch schnell Vorrat und kann mir erlauben, auch mal zwei, drei Tage nichts zu tun. Das Comic-Stripformat ist super, ich kann verstehen dass Charles M. Schulz 100 Jahre Charles M. Schulz etwa das ein Leben lang mit seinen PEANUTS durchgezogen hat. Der Nachteil ist, es begrenzt sich immer auf die vier Panels und ich komme nicht so in den Dialogfluss, als wenn ich ein seitenstarkes Buch mache ohne diese Platzbegrenzung. Und die Lesungen funktionieren damit auch nicht so gut, immer vier Panels, Pointe, vier Panels, Pointe… das ist auf Dauer etwas sperrig. Aber diese Nachteile sind wenig gegenüber den Vorteilen. Es ist ja auch eine enorme Werbung. Diese Comics lesen viele Leute, die entweder noch nie ein Buch von mir in der Hand hatten oder schon lange nicht mehr.

Wer steht auf behaarte Hintern? © Ralf König
Welche Rolle spielen die Kommentare in Social Media?

Das ist gerade der Spass, ich kriege unmittelbare Reaktionen und die sind oft gar nicht doof. Das beeinflusst durchaus die Handlung. Ich zeichne täglich drauflos und bin selbst oft genug überrascht, wo die Story hingeht. Ich hab ja keinen Plan und die Figuren entwickeln eine Art Eigenleben. Es ist, als höre ich denen nur noch zu. Das hab ich bei meinen Büchern auch, nur lenken die Kommentare den Plot auch ein bisschen mit. Die Leute gehen wirklich überraschend mit, es gibt Team Konrad und Team Paul, und alle hassen Igitte. Was mich etwas überrascht, ich sehe die gar nicht so negativ, aber Brigitte hat kein gutes image. Und die Beziehung von Konrad und Paul kommt mir durch den täglichen Output oft näher als mir lieb ist. Die beiden haben echte Beziehungsprobleme und ich muss sie da immer wieder rauslotsen, obwohl ich manchmal denke: Trennt euch doch einfach! Aber das geht natürlich nicht, jedenfalls nicht für immer und auf Dauer.      

Der Zeichner und sein neues Werk. © privat
Kannst Du uns beschreiben, wie Dein Workflow an dem Buch war?

Das war schon bei VERVIRTE ZEITEN so: Ich bin Frühaufsteher. Das erste was ich mache, ist ne Tasse Tee und dann gegen 7 Uhr den Comic posten. Das gibt mir auch einen Kick irgendwie, zu wissen, dass da jetzt etwa 40.000 Leute lesen und kichern, da funktioniert das mit meinem Dopamin hervorragend. Irgendwann nach Monaten sind dann genug Seiten zusammen für ein Buch, das Material wird noch hier und da überarbeitet, und dann gehts ab nach Hamburg zu Rowohlt.    

Wie sieht grundsätzlich Dein Arbeitsalltag aus?

Wenn ich den ganzen Tag zu Verfügung habe und mich morgens sofort ans Zeichenbrett setzen kann, dann schaffe ich bis abends viel – so zwei oder drei Seiten. Ich zeichne recht schnell, ohne viele Skizzen und so. Aber wenn irgendetwas ansteht, Friseur, Erledigungen, mit einem Freund irgendwo Kaffee trinken oder so, dann komm ich danach schlecht wieder an den Schreibtisch. Darum mache ich in diesem Jahr auch nicht mehr so viele Lesungen, ich brauch nach diesen Reisen immer einige Tage, um wieder in den Plot zu kommen.

Die Sittenpolizei? Die Zeugen Jehovas? © Ralf König
Gibt es schon ein neues Buch in Planung?

Ich hab nun gerade wieder eine neuerliche Konrad und Paul-Online Geschichte beendet, auch das sollten nur vierzehn Folgen werden als Fingerübung. Um nach den wegen Corona verschobenen und dann auf einmal stattfindenden Lesereisen wieder in Zeichenschwung zu kommen. Aber dann wurden es wieder hundert Folgen, ich bekam einfach kein Ende, aber ständig neue, kleine Ideen. Ich beschwere mich nicht, das ist toll, aber auf dem Tisch wartet BARRY HODEN 2 für den Männerschwarm Verlag. Das soll noch im Herbst oder Winter rauskommen, ich muss mich sputen. Also mal erst Finger weg von Facebook und Instagram. Fällt mir auch ein bisschen schwer, aber diese – ich nenne sie mal Staffelpausen – sind auch gut, sonst gewöhnen sich die Leute an die Comicserie und dann ist es nichts besonderes mehr mit Konrad und Paul. 

5 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: ABBA HALLO. Text und Zeichnungen: Ralf König. HC, Farbe. 192 Seiten. Rowohlt Hundert Augen. 25,-€

Mehr zu Ralf König auf der Comic-Denkblase gibt es hier: https://comic-denkblase.de/zarter-schmelz-lucky-luke

Und hier gehts zum Verlag: ABBA HALLO

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