Jubiläum: 40 Jahre X-tra-BooX in Frankfurt

Am 04. Dezember 1982 wurde in Frankfurt am Main der Comicladen X-tra-BooX in der Berliner Straße eröffnet. Er ist damit nach eigenen Angaben der älteste, noch existierende Comicladen in Deutschland. Volker Riedel und sein Freund und Partner Rainer Krebs waren mit der Gründung Vorreiter in einer kleinen, überschaubaren Szene. In einer Pressemitteilung schreiben die Macher: „Dass diese Ladeneröffnung eine echte Pionierleistung war, zeigte sich schon in den ersten Folgejahren. Es kamen viele Kolleg*innen aus anderen Städten in den Frankfurter Comicladen, um sich inspirieren zu lassen und um sich zu informieren, wie man so einen Laden aufbaut, einrichtet und führt.“ Ich habe mit dem langjährigen Mitarbeiter Wolle Strzyz ein kleines Interview zum Jubiläum geführt. 

Lange Schlange vor dem Comic-Laden am Gratis Comic Tag. ©privat
(Alex Jakubowski) Lieber Wolle, wie groß war das Wagnis, damals vor 40 Jahren, einen Comicladen aufzumachen?

(Wolle Strzyz) Das war schon aufregend. Es gab ja keine wirklichen Comicläden. Es gab auch nichts woran man sich orientieren konnte – wenn man mal von ein paar Läden in Paris etwa absieht. Insofern war das Risiko sicher groß, es war ein Versuch. Aber Comics hatten ja nicht gerade den besten Ruf. Daher wussten die Macher damals sicher nicht, was sie erwartet.

Man muss sich aber vor Augen führen: das war die Zeit der Alternativ-Bewegung. Anfang der 1980er Jahre, da wurde viel ausprobiert. Ob das alternative Auto-Werkstätten waren oder alternative Kneipen, Cafés oder vieles mehr. So ein Comicladen passte daher einfach in die Zeit. Man hat eben neue Sachen ausprobiert.
Dazu muss man aber auch wissen: Es gab ja kaum Stoff, es gab im Buchladen so gut wie keine Comics. Das fing erst in den späten 1970ern an, dass der Buchhandel sich für Comics interessierte und man wegkam von den Kiosken. Ja, es war ein Risiko, aber keines, das den finanziellen Untergang bedeutet hätte. Volker hatte solche Läden in Paris gesehen und er dachte eben, das müsste man doch auch mal in Frankfurt aus probieren.

Viele Künstler haben sich bei unzähligen Signierstunden im Laden verewigt.
Hier Marsupilami-Zeichner Batem.
André Franquin war nicht dabei, er hat das Bild aber später signiert. ©privat
Was waren damals die Highlights?

Wie gesagt gab es ja relativ wenig, war man anbieten konnte. Ganz klassisch aber, der erste Comic um Buchhandel war Tim und Struppi. Darüber hinaus hatte der Melzer-Verlag viele Disney-Sachen gemacht. Dann gab es noch so Sachen wie Prinz Eisenherz. Mit Tim und Struppi lief es lange Zeit sehr schleppend. Die hießen dann auch Tim-Bücher, um sie „erwachsener“ wirken zu lassen. Und irgendwann hat sich das dann auch ein Stück weit durchgesetzt. Dann gab es die Schlümpfe, Johann und Pfiffikus – solche Sachen eben. Es waren vor allem klassische Serien, Rip Kirby etwa, die Peanuts gab es auch schon und natürlich auch Kindercomics – die üblichen Hefte eben.

Wer waren die Kunden?

Männer, ausschließlich Männer. Das änderte sich er, als es Manga gab. Aber viele, viele Jahre waren Comics eine reine Männer-Domäne. Sowohl bei den Käufern, als auch bei den Produzenten. Altersmäßig so ab 20 Jahren. Alles Leute, die aufgeschlossen waren, die Comics eben nicht als Schund ansahen. Aber es waren auch viele Nostalgiker dabei, die sich ihre alten Hefte von Sigurd, Nick, Falk und Tibor als Nachdruck zusammen kaufen wollten.

Grosser Andrang bei einer Signierstunde anläßlich der Gesamtausgabe von
Karl – der Spätlesereiter von Michael Apitz.
Rechts im Bild ist Wolle zu sehen. ©Alex Jakubowski
Wie sehr musstet ihr um „Anerkennung“ kämpfen?

Man kennt ja diese Schmutz- und Schund-Kampagne aus den 1950er Jahren. Viele Leute kamen einfach nicht in den Laden, weil sie Comics blöd fanden. Es hat lange gedauert, bis sich das geändert hat. Das Publikum war einerseits offen, aber auf der anderen Seite war das bei vielen immer noch so die Schmuddel-Ecke. Es hat erst einen positiven Schub genommen, als Graphic Novels in Mode kamen.

Was hat sich in den vergangenen 40 Jahren vor allem geändert?

Es hat vor allem geholfen, wenn Prominente im Spiel waren, wenn Ulrich Wickert zum Beispiel Uderzo interviewt hat. Oder Elke Heidenreich den Volker Reiche alias Strizz. Insgesamt ist der Umgang mit Comics auch dadurch entspannter geworden. Es ist zwar immer noch ne kleine Sparte im Kulturbetrieb, aber es hat Gesicht.

Auch Volker Reiche hat sich natürlich mit einer Zeichnung verewigt. ©privat
Wie sieht Eure Zukunft aus? Auch angesichts der Konkurrenz aus dem Internet?

Gute Frage (lacht). 40 Jahre ist eine lange Zeit. Es gibt viele Läden, die haben es nicht durchgehalten. Für uns ist natürlich das Internet eine starke Konkurrenz, viele Verlage verkaufen natürlich auch selbst über ihre Seiten. Das macht es für uns schwieriger. Aber ich denke, es ist immer noch ok. Was uns selbst geholfen hat, ist der Manga-Boom. Weil da auf einmal eine neue Klientel aufgetaucht ist. Viele Jugendliche, Frauen, Teenies, die alle dabei geblieben sind. Und es wächst eine neue Generation nach. Comics insgesamt haben sich etabliert, wir haben unsere Kundschaft, von daher sind wir sehr zuversichtlich, dass es noch eine Weile weitergeht.

Zum Erscheinen meines Buches „Die Kunst des Comic-Sammelns“
hatte X-tra-Boox eine ganze Regalreihe freigeräumt! ©Alex Jakubowski
Der 40. Geburtstag wird natürlich gefeiert.
Am Samstag, den 10. Dezember 2022, laden die Macher ab 14 Uhr zum Umtrunk in die Berliner Straße 20 in Frankfurt am Main ein. 
Kontakt Comicladen X-tra-BooX: E-Mail: info@comicladenxtraboox.de, Telefon: 069 / 281883
Comicladen-Gründer Volker Riedel. @privat

Und hier gehts online zum Laden: http://www.comicladenxtraboox.shop/epages/62741666.mobile/de_DE/?ObjectPath=/Shops/62741666

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