Einmal im Leben nach… Disneyland! Was vor Jahrzehnten für Fans von Micky Maus und Donald Duck oft ein unerfüllter Wunsch blieb, ist mittlerweile für viele Comic-Freunde Teil der jährlichen Urlaubsplanung. Ob Paris, Shanghai oder auch Tokio – wer möchte kann jederzeit in eine andere Welt übertreten und Teil werden eines Fantasiegebildes, das nicht nur Kinderaugen strahlen lässt.
Das Original der Disneyland-Vergnügungsparks steht seit Mitte der 1950er Jahr im kalifornischen Anaheim. Walt Disney erfüllte dort sich und Millionen von Fans einen Traum. Er lies einen Freizeitpark bauen, der nicht nur Entenhausen Leben einhauchte. Im TASCHEN-Verlag ist nun ein Buch erschienen, das einen Blick zurückwirft, auf eine nostalgische Zeit und ein fantastisches Projekt. Bei dem man Wünsche einfach mit Hilfe von Architekten, Künstlern und Ingenieuren Wirklichkeit werden liess.
Wie immer bei TASCHEN ist das Buch reich illustriert und bebildert. Schon auf den ersten Seiten taucht der Leser ein in eine nostalgische Zeit. Das Blättern im Bildband weckt Erinnerungen in mir. Vor 40 Jahren habe ich mir voller Sehnsucht die Fotos in der Mickyvision angesehen, die für den Park in Anaheim warben. Selbst einmal dort hin zu fahren: unvorstellbar für mich.
Alles ist möglich
In Anaheim selbst war ich bis heute nicht. Dafür aber im Disneyland in Florida. Ein moderner Vergnügungspark, die perfekte Unterhaltungsindustrie. Alles bis ins Kleinste ausgeklügelt. Weit davon entfernt von dem, was der neue Fotoband dem Leser von den Anfängen vermittelt. Und das ist gut so. Denn das ist genau der Reiz: der Blick zurück in eine Zeit, in der noch nicht an jeder Ecke eine gigantische Achterbahn auf den Besucher wartete.
Was nicht heißt, dass der erste Park von Disney Wünsche offen gelassen hätte. Die Zeit war eben eine völlig andere. Und Walt Disney ein Pionier, der „damit beschäftigt war, seine Fantasien zu entwickeln, zu entwerfen und zu realisieren“, wie The Sunday Times schreibt.
Fantasie oder Zukunft?
Er wollte eine Art Vergnügungspark, wo Eltern und Kinder zusammen Spaß haben konnten, erzählte Disney dem kanadischen Rundfunkjournalisten Fletcher Markle. Und so eröffnete er am 17. Juli 1955 einen Ort, der mit unterschiedlichsten Themen Erinnerungen aufleben liess, eine Vorstellung der Zukunft vermittelte und fremde Welten erforschte. Was für eine geniale Idee.
Das Buch vermittelt einen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, die erste Idee zu entwickeln, Konzepte auszuarbeiten und die Bagger anrollen zu lassen. Es nimmt den Leser mit auf eine Reise, bei der er von Hintergründe und Schwierigkeiten erfährt, die sich dem Bau des Parks entgegen stellten. Und er geht gemeinsam mit den ersten Besuchern auf das Gelände – staunt mit ihnen über Technik und Fantasie, über Utopie und Vision.
Disneyland: ein Vergnügungspark der anderen Art
Das Buch erklärt auch, wie seine Faszination für Maschinen und Zukunftstechnologien Walt Disney dazu gebracht hat, ein Heer von Ingenieuren und Kreativen um sich zu scharen, um die Welt zu verändern. Dass sein Park auch dazu diente, seine Themen zu verkaufen – egal ob Printprodukte oder Zeichentrickfilme, war ein kongenialer Effekt. Marketingtechnisch wurden hier neue Maßstäbe gesetzt. Auch wenn Disney immer wieder betonte, er wollte mit Jahrmarkt-Geschrei und Gekreische, wie auf anderen Vergügungsmärkten nichts zu tun haben. Vielleicht machten gerade das seinen Erfolg aus?
Autor Chris Nichols ist Historiker und kennt sich mit der südkalifornischen Architektur und Kultur bestens aus. Sein Blick auf Disneyland zeigt, mit welchem Eifer Walt Disney seine Vision voran trieb. Von der ersten Idee, über die Eröffnung bis hin zur Weiterentwicklung des Parks nach Disneys Tod. Nichols gliedert das Buch in drei große Kapitel: Walts Traum, Der Park erwacht zum Leben und Die Vision lebt weiter. Am Ende wird sogar ein Blick geworfen auf die Themen jenseits von Entenhausen: Star Wars oder auch Indiana Jones.
Von Micky Maus zu Indiana Jones
Das vorliegende Buch ist kleiner im Format, als die zuletzt hier besprochenen Bücher über Krazy Kat https://comic-denkblase.de/george-herrimans-krazy-kat-neues-buch-von-alexander-braun oder Stan Lee https://comic-denkblase.de/the-stan-lee-story-eine-verneigung. Das tut der Lesefreundlichkeit keinen Abbruch. Denn viele Bilder sind großformatig abgedruckt. Mal auf einer Doppelseite, mal ganzseitig.
Zahlreiche Skizzen und Modelle ergänzen Fotos und Text. Manche sehen aus wie Science-Fiction-Comics und illustrieren deutlich die Visionen Disneys. Großartig, dass Autor Nichols Zugang zu den Walt Disney-Archiven hatte, mit den dortigen Fotorechercheuren zusammen arbeiten konnte und dem Leser ausschnittsweise offenbaren kann, was er alles entdeckt hat.
Optisches Feuerwerk
Entstanden ist ein liebevoll gestaltetes und mit Details gespicktes Buch, in dem man einfach nur verträumt blättern oder auch informative Hintergründe lesen kann. Ein optisches Feuerwerk, das jeden Disney-, aber auch jeden Comic-Fan begeistern wird.
„Aus einem einfachen Grund kommt Fantasie, wenn sie wirklich überzeugend ist, nie aus der Mode – sie ist eine Flucht in eine Dimension, die jenseits des Einflussbereichs der Zeit liegt.“ (Walt Disney)
5 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch: Walt Disney’s Disneyland. Autor: Chris Nichols. Hardcover, in Farbe. 328 Seiten. TASCHEN-Verlag. 40,-€
Und hier der Link zum Verlag: https://www.taschen.com/pages/de/catalogue/popculture/all/01172/facts.walt_disneys_disneyland.htm