Mark Brandis: Aufbruch zu den Sternen

Science-Fiction aus deutscher Feder. Beim Stuttgarter Verlag Paninicomics ist soeben ein Sammelband mit Geschichten aus dem Mark Brandis-Universum erschienen. Zeichner Michael Vogt hat zuvor bereits vier Bände mit Abenteuern des Weltraumfahrers umgesetzt. Im Band Mark Brandis: Aufbruch zu den Sternen werden nun drei Kurzgeschichten veröffentlicht, die u.a. den Weg des jungen Mark in den Weltraum nachzeichnen. Michael erklärt, wie es zu dem Album kam und mit wievielen Abenteuern in Comicform die Fans noch rechnen dürfen. 

Science Fiction aus deutscher Feder. ©Michael Vogt/Paninicomics 2020
(AJ) Lieber Michael, Du hast mit Aufbruch zu den Sternen jetzt die Vorgeschichte zur Reihe Mark Brandis vorgelegt. Für diejenigen, die die Reihe nicht kennen: Worum handelt es sich dabei?
 
(MV) Mark Brandis ist eine SF-Jugendbuchreihe aus den 1970er/1980er Jahren, die damals sehr populär war. Der Held ist der Testpilot Mark Brandis, der immer wieder in Situationen gerät, in denen er moralische und ethische Entscheidungen fällen muss, auch wenn sie zu seinem persönlichen Nachteil ausfallen. Das Motto der Serie ist „Woran du glaubst, dafür sollst du leben und sterben.“ Das hat mich als Jugendlicher bereits sehr beeindruckt, als ich die Bücher für mich entdeckt habe.
Comic-Adaption
(AJ) Der aktuelle bei Paninicomics erschienene Band ist eine Zusammenstellung von drei adaptierten Kurzgeschichten. Wie kommt es zu dieser Auswahl? Teile des Buches sind ja bereits in verschiedenen Magazinen veröffentlicht worden.
 
(MV) Der Autor der Romane, Nikolai von Michalewsky, hatte neben den langen, teilweise über mehrere Bände laufenden Geschichten ein paar kurze Stories geschrieben. In der Geschichte Aufbruch zu den Sternen zum Beispiel erlebt der sehr junge Mark Brandis sein erstes Weltraumabenteuer als blinder Passagier an Bord eines Raumfrachters. Diese Geschichte habe ich 2011/12 als Comic umgesetzt. Das war ein erster Test, ob ich das überhaupt kann und ob es der Rechteinhaberin Reinhild von Michalewsky so gut gefällt, dass sie mir die Erlaubnis gibt, die ersten vier Romane der Reihe zu adaptieren.
Paninicomics greift zu
Aufbruch erschien dann 2012 in ZACK. Frau von Michalewsky war zufrieden, ich machte mich an die Arbeit.
2018 trug René Moreau, Herausgeber des SF-Magazins Exodus, die Idee an mich heran, für eine Sonderausgabe eine zweite Mark-Brandis-Kurzgeschichte zu adaptieren: Heimkehr eines Astronauten ist praktisch die ‘Origin‘ eines weiteren Hauptcharakters der Romane und auch die einzige, in der tatsächlich Ausserirdische vorkommen. Die Sonderausgabe gab es dann nie – dafür ist aus der Idee eine eigene Comic-Anthologie-Reihe geworden, in deren erster Ausgabe Heimkehr die Titelstory war.
Inzwischen kam von Fans der Wunsch, die nur in ZACK veröffentlichte Story Aufbruch zu den Sternen neu herauszubringen. Die Paninis fanden das eine gute Idee. Beide Geschichten zusammen ergaben bereits ein gutes halbes Album, fehlte nur eine dritte. Meine Wahl fiel auf Floby Dick, eine Story um einen weiteren wichtigen Charakter und Fanliebling im MB-Universum – Grischa Romen. Mich reizten aber auch die ethischen Apekte dieser Geschichte. (Mehr wird hier nicht verraten…)
 
Cover von Mark Brandis: Aufbruch zu den Sternen, ©Michael Vogt/Paninicomics 2020
(AJ) Nur in der ersten Geschichte tritt der junge Mark Brandis auch wirklich auf. In der letzten wird er nur erwähnt, in der zweiten kommt er überhaupt nicht vor. Wie sehr muss man sich im Brandis-Universum auskennen, um den Band genießen zu können.
 
(MV) Das ist das Schöne: gar nicht! Alle drei Geschichten stehen für sich selbst und können jeweils ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Natürlich macht es noch mehr Spaß, wenn man die eine oder andere Anspielung aus den anderen Alben oder Romanen erkennt.
Corona? Zufall!
(AJ) In der zweiten Geschichte wird kurz die Corona-Mission erwähnt – Zufall?
 
(MV) Die hieß tatsächlich auch in der Vorlage so. Als ich die Geschichte gezeichnet habe war von der Pandemie noch nichts zu sehen.
 
(AJ) Wird es weitere „Haupt“-Geschichten um Mark Brandis geben? Vorlagen genug müsste es ja geben.
 
(MV) Es gibt insgesamt 31 Romane in der Buchreihe – allerdings eignen sich nicht alle auch als Comicumsetzung. Ich achte da natürlich auf die visuelle Umsetzbarkeit und ein gewisses Actionlevel – und wieviel Spaß ich dabei hätte, das zu zeichnen. Wobei ich zugebe, dass die Arbeit an den bisherigen fünf Alben einem sehr, sehr langen Marathon gleicht. Ich brauche zur Zeit erst einmal eine Pause von Mark Brandis.  Außerdem habe ich auch noch andere Projekte im Hinterkopf, die ich gerne machen würde.
 
Der junge Mark Brandis als blinder Passagier. ©Michael Vogt/Paninicomics 2020
(AJ) Was ist für Dich als Zeichner das Besondere an der Reihe?
(MV) Naja, das ist ein Universum, dass ich seit meiner Kindheit kenne und liebe. Es ist fantastisch, die Bilder, die ich dazu jahrelang im Kopf getragen habe, dann auch umsetzen zu können. Die ersten vier Bände, der sogenannte Bürgerkriegszyklus, wurden von Nikolai von Michalewsky als SF-Analogie zur Machtergreifung Hitlers geschrieben. Ich habe die als Jugendlicher immer als Mahnung verstanden – um dann, als ich sie schließlich adaptiert habe, zu sehen, dass das aktuelle Zeitgeschehen selber ins Totalitäre steuert. Ich habe beim Skripten zum Teil die Entwicklungen, die ich täglich in den Nachrichten mitbekommen habe, in die Handlung eingebaut oder hervorgehoben – zum Beispiel die Flüchtlingssituation in Band 2 Verrat auf der Venus. Das war mir sehr wichtig.
 
Comic-Zeichner Michael Vogt an seinem Arbeitsplatz.
Zum Zeichner:
Michael Vogt (Jahrgang 1966) entwickelt Comics, illustriert Kinderbücher und entwirft Presenter, Plakate, Grafiken und vieles mehr für Werbeagenturen und Direktkunden. Neben der Reihe Mark Brandis arbeitet er noch an einer weiteren Comicreihe: Ein seltsamer Tag, um einen Roboter, der Hausmeister in einer Weltraumfabrik ist, die von einer beinlosen Kröte geführt wird und in kurzen Episoden verschiedene skurrile, phantastische, philosophische Abenteuer erlebt. Ausserdem ist er Mitherausgeber der SF-Comic-Anthologie COZMIC (dort erschien auch Heimkehr eines Astronauten). 
 
Cover des Science-Fiction-Magazins COZMIC 1, mit der Heimkehr des Astronauten

4 von 5 Comic-Denkblasen

Angaben zum Buch: Mark Brandis. Aufbruch zu den Sternen. Autor: Nikolai von Michalewsky, Zeichner: Michael Vogt. Hardcover, in Farbe. 64 Seiten. Paninicomics. 17,-€

Hier der Link zu Michael: http://michaelvogt.com

 

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