#Büchersolidarität #stayathome Teil 3

Und weiter geht es mit den Tipps der Comic-Macher. Dieses Mal sind der JaJa-Verlag, Knesebeck, Salleckpublications und Reprodukt mit dabei. Während Verlage und Händler sich in der Krise langsam neu organisieren und aufstellen, hat sich parallel eine Initiative gegründet, die dabei hilft, online-Services der vielen Comic-Läden im Land zu finden. Das Online-Verzeichnis https://www.comics-kaufen.de listet alle Comicshops und ihre Angebote auf. Eine gute Idee, wie ich finde. Jetzt aber viel Spass mit den Lesetipps.

Den Anfang macht dieses Mal Annette Köhn vom JaJa-Verlag.

Annette Köhn vom Jaja-Verlag

Kindercomic: „Oma Herbert“

„Der Comic von Maurizio Onano ist einer meiner persönlichen Lieblingskindercomics. Mit seiner ersten Veröffentlichung, dem Kinderbilderbuch „Alles rosa“ hatte er die Geschlechterrollenwelt auf den Kopf gestellt und mit diesem Spiegelungstrick die Nase dezent auf das Thema von Geschlechterrollen gestoßen. In Oma Herbert spielen diese Rollen gar keine Rolle. Oma Herbert hieß früher mal Berta, das ist so nebensächlich wie die anderen verrückten Charakteristika der teils tierischen Protagonisten. Sogar ein Blumentopf gehört zur WG von Oma Herbert. Tatsächlich geht es in dieser Geschichte vor allem um Omas Enkelin und den Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Was ich auch so liebe, ist die locker-leichte und farbenfrohe Umsetzung und die ziemlich wirr-lustigen Unterhaltungen, LOL.“

Ahja, den Beginn der Story gibts als kleines „Bilderhörspiel“, hier:https://youtu.be/5Py6E5207dg
„Oma Herbert“ © Jaja-Verlag

Für die Erwachsenen: „A Child’s Journey“

„Bea Davies hat just bei Avant etwas „Ernsthaftes“ rausgebraucht, bei Jaja erschien parallel natürlich etwas „Leichteres“. In ihrem Jaja-Debüt reihen sich Anekdoten über ihre Mutterschaft aneinander, die sie in den ersten Lebensjahren ihres Sohnes auch als Webcomics veröffentlichte. Manche Geschichten hat Bea Davies auf die Schnelle gezeichnet, andere raubten ihr wertvolle Stunden Schlaf. Da all diese Momente einzigartig sind, verwendete sie auch verschiedene Stile und Techniken und macht so ganz unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären spürbar.
Eins ist ganz sicher: Bea Davies beweist ein erstaunliches Zeichentalent, das in ihrem Comic in vielen Nuancen zu Tage tritt, sei es der selbstsichere freie Pinselstrich an sich oder der virtuose Einsatz von Licht und Schatten oder die ausdrucksstarke und empathische Darstellung der Menschen.
Somit ist ihr Buch nicht nur ein vergnüglicher Einblick in Mutterfreuden und Mutterleiden, sondern auch ein wahrer Augenschmaus.“

„A Child’s Journey“, © JaJa-Verlag

Und weiter geht es mit dem Knesebeck-Verlag und dessen Lektorin Veronika Brandt

Veronika Brandt (Knesebeck) mit ihren Empfehlungen.

Für Kinder und Erwachsene: „Das Geheimnis des unfehlbaren Gedächtnisses“

„’Ich habe ein Gedächtnis wie ein Sieb‘, denken sich viele. Dass das nicht sein muss, beweist diese lustige und lehrreiche Story von Comiczeichner Mathieu Burniat und Gedächtnischampion Sébastien Martinez. Hier wird der schusselige König von Amnesien von einem verrückten Professor aus der Antike an die verschiedensten Mnemotechniken herangeführt – Elefantengedächtnis in Nullkommanix. Und das Beste ist: Gedächtnistraining vertreibt nicht nur die Zeit, sondern macht auch Spaß!“

„Das Geheimnis des unfehlbaren Gedächtnisses“, © Knesebeck

Für Erwachsene: „Marie Curie. Ein Licht im Dunkeln“

„Für alle, die aufgrund der Lage nicht ins Kino können, um sich den neuen Film über Marie Curie anzusehen, sei diese außergewöhnlich gestaltete Graphic Novel über das Leben der Ausnahmewissenschaftlerin ans Herz gelegt. Von der von Krankheit überschatteten Kindheit in Polen über ihre Liebe zu Pierre Curie bis hin zu ihrer zweifachen Auszeichnung beim Nobelpreis, erfährt man hier auf eindrückliche Weise alles über die Lebensgeschichte von Marie Curie, mit all ihren Höhen und Tiefen.“

„Marie Curie“, © Knesebeck

Eckart Schott von Salleckpublications empfiehlt zwei Comics aus anderen Verlagen. Mit ihm werde ich in den kommenden Tagen einen eigenen Blogeintrag zur Reihe „Harry und Platte“ gestalten, die bei ihm in einer bemerkenswerten Gesamtausgabe neu erscheint.

Eckart Schott auf Rügen 2011, Salleckpublications

Erwachsenencomic: „Bruno Brazil 1: Der Hai, der zweimal starb“

„Als Fan von William Vance habe ich Sonntag diesen Klassiker gelesen, neu aufgelegt im All-Verlag. Obwohl die Geschichte schon mehrmals in Deutschland aufgelegt wurde, hat mich Brazils Ironie und Sarkasmus amüsiert, die Qualität von Vances Zeichnungenn fasziniert auch heute noch.“

„Bruno Brazil“, © All-Verlag

Kindercomic: „Hägar der Schreckliche“

„Die Serie müsste eigentlich „Hägar der Lustige“ heißen, denn fast jeder Gag von Dik Browne zündet. Und wie dieser Ausnahmekünstler einen Gag in ein, zwei oder drei Bildern seiner Tagesstreifen zur lustigen Pointe führt, das ist hohe Kunst. Hägar ist eine gute Medizin gegen Frust und Lagerkoller, Lachen ist die beste Medizin. Das schöne dabei ist, dass man diese Serie immer mal wieder lesen kann.“

„Hägar der Schreckliche“, © Carlsen-Verlag

Zum Abschluss von Teil 3 der Empfehlungen noch Filip Kolek mit seinen Tipps aus dem Hause Reprodukt

Filip Kolek © Anne Becker

Für Kids: „Die Hundebande in Paris“

„Das Buch ist von der französischen Kinderbuchillustratorin Dorothée de Monfreid. Die Hundebande, das ist eine liebenswerte achtköpfige Hunde-WG: Zaza, Omar, Jane, Micha, Kaki, Alex, Pedro, Nono und Popow. Die acht quirligen Hunde sind die Helden von mehreren Pappe-Bilderbüchern für Kita-Kinder, darunter das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Einschlafbuch „Schläfst Du?“, das Frustbuch „Keine Lust“ und die Bescherungsgeschichte „Das größte Geschenk der Welt.“ Die Bücher haben alle Comicelemente wie Sprechblasen, aber „Die Hundebande in Paris“ ist nun der erste reine Comic mit den acht Vierbeinern und auch nicht (nur) für die ganz Kleinen. Die Hunde fahren mit dem Zug nach Paris, ihr Onkel Jakob feiert seinen Hundertsten (!) und hat sie zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Aber weil die Hundebande echte Landeier sind, verirren sie sich prompt und irren dann durch Paris, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Ein Reiseführer für Paris in Kindercomicform – für den Frühlingstrip zwischen zwei Buchdeckeln.“

„Die Hundebande in Paris“, © Reprodukt

Für Erwachsene: „Über Spanien lacht die Sonne“

„Eine bitter-ironische Graphic Novel von Kathrin Klingner aus Hamburg, bei der man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Für beides wird genug Anlass geboten. Kathrin erzählt von einer Truppe von Medienschaffenden, deren Job es ist, Kommentare unter Online-Artikeln zu moderieren. Von morgens bis abends lesen sie Hass-Postings, Verschwörungstheorien, grobe Beleidigungen und Unfug und müssen in Sekunden entscheiden, was gelöscht wird und was noch als Meinung durchgeht. Ihre Geschichte hat Kathrin Klingner im Jahr 2015 angesiedelt – dem Jahr der so genannten Flüchtlingskrise und der eigentlichen Geburtsstunde der AfD. „Über Spanien lacht die Sonne“ (übrigens ein Trollspruch-Klassiker, der im Buch auch vorkommt: „Über Spanien lacht die Sonne, über Deutschland die ganze Welt“) ist eine hochkomische Satire auf Absurditäten des digitalen Zeitalters und eine bedrückende Darstellung der gesellschaftlichen Verrohung der letzten Jahre.“

„Über Spanien lacht die Sonne“, © Reprodukt

Das war Teil 3 der Comic-Tipps der Comic-Macher. Vielleicht ist ja was für Euch dabei. Bleibt gesund und viel Spaß beim Lesen!

Unterstützt Eure lokalen Comic-Händler!

Die vorherigen Tipps findet Ihr übrigens hier:

https://comic-denkblase.de/buechersolidaritaet-stayathome

https://comic-denkblase.de/buechersolidaritaet-stayathome-teil-2

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