Ein Katz- und Maus-Spiel par Excellence. Die neuerliche Adaption eines Romans des Franzosen Michel Bussi ist ein spannender Krimi. Exzellent gezeichnet, der Plot mit dem richtigen Twist an der richtigen Stelle. Ein Lesevergnügen erster Güte, das Fred Duval (Text) und Didier Cassegrain (Zeichnungen) nun in Comicform gebracht haben. Beim Leben meiner Tochter – so mancher Tatort-Drehbuchautor könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.
Es fängt alles ganz beschaulich an. Urlaubsidylle auf der Insel La Réunion. Liane und Martial Bellion sind mit ihrer sechsjährigen Tochter Josapha im Urlaub. Sie genießen Sonne, Meer und Pool. Doch als Liane sich aufs Hotelzimmer zurückzieht, ahnt der Leser schon, dass alles nicht so friedlich ist, wie es scheint.
Urlaubs-Idylle. Welche Urlaubs-Idylle?
Denn Liane verschwindet. Im Hotelzimmer finden sich Blutspuren. Ehemann Martial macht sich verdächtig, weil er kurz darauf im Zimmer gesehen wird. Dann einen Wäschewagen der Putzfrau klaut und einen Tatort inszeniert, mit sich als Tatverdächtigem. Wohl ganz bewusst und daher sehr mysteriös. Noch dazu flieht er alsbald mit seiner Tochter, die nicht weiß, ob ihr Vater die Mutter umgebracht hat – und vielleicht noch andere.
Doch Capitain Purvi und ihr Kollege Christos machen sich auf die Suche. Folgen so mancher falschen Spur, um am Ende auf tragische Weise doch die Wahrheit ans Licht zu fördern. Es gehört wohl zum Konzept, dass Polizistin Purvi auf dem Cover mit gezogener Waffe und barfuß im Wasser zu sehen ist. Der Titel suggeriert, dass es um ihre Tochter geht.
Auch falsche Fährten führen zum Ziel
Dass die Vergangenheit der Familie eine große Rolle spielt, ist klar. Es kommt ein toter Sohn ins Spiel und eine Ex-Frau, die alle Register zieht. Und natürlich haben die Einwohner der Insel ihre eigene Sicht auf die Dinge – und ihre Augen überall. Helfen am Ende nicht unerheblich, den Fall zu lösen.
Wie schon bei Schwarze Seerosen, einer anderen Adaption eines Bussi-Krimis beim Splitter-Verlag, liefern Cassegrain und Duval einen großartigen Krimi-Comic ab. In meiner Kritik, die ich vor vier Jahren für den Alfonz (Heft 01/2020) geschrieben habe, hieß es dazu: „Es geht um Liebe und Eifersucht, um Schicksalsschläge und Dramen. Noch dazu in einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Gerüchte und Gewissheit, Vermutungen und Verbindungen. Nach und nach lüftet sich ein Geheimnis, nur um Hinweise auf ein weiteres zu geben.“
Gleiches gilt für Beim Leben meiner Tochter. Ein absolut lesenswerter Krimi. In gewohnt grandioser Splitter-Aufmachung. Tolle Zeichnungen mit stimmiger Farbgebung. Man fühlt sich sofort ins Urlaubsparadies versetzt. Mimik und Haltung der Hauptfiguren holen einen aber genauso schnell auf den Boden der trostlosen Tatsachen zurück.
Ein spannendes Lesevergnügen, das unbedingt Lust auf die nächste Krimi-Adaption macht.
5 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch: Beim Leben meiner Tochter. Text: Fred Duval, Zeichnungen: Didier Cassegrain. Nach einem Roman von Michel Bussi. Aus dem Französischen von Tanja Krämling. Hardcover, Farbe. 134 Seiten. Splitter-Verlag. 35,-€
Und hier gehts zum Splitter-Verlag
Großartige Figuren, dichte Atmosphäre, toll gezeichnet, wahnsinnig spannend, kann man nicht aus der Hand legen, bis man durch ist! Schwarze Seerosen war allerdings noch raffinierter, da hat mich der Twist am Ende wirklich umgehauen, dachte nicht, das sowas im Comic überhaupt möglich ist! Unbedingt auch lesen!