The Best of … Rautie

Der Hanauer Zeichner und Illustrator Rautie ist schon eine gefühlte Ewigkeit im Geschäft. Mit immer neuen Techniken setzt er seine Ideen um. Ob mit Bleistift, Tusche oder digital – für jedes neue Projekt lässt er sich eine andere Herangehensweise einfallen. Ein neues Buch gibt jetzt einen Überblick über mehr als 30 Jahre Rautie. Anlass, mit ihm ein kleines Interview zu führen: The Best of… Rautie.
Ohne Worte… ©2024 Kix
(Alex Jakubowski) Meine Güte, 35 Jahre Rautie, kann das wirklich sein?

(Rautie) 35? Schön wär’s (lach). Ich selbst habe ja schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel.

Wieviel Jahre genau auch immer, es ist eben doch eine verdammt lange Zeit. Dazu legt Ihr ja gerade ein „The Best of“-Buch vor. Wie seid Ihr bei der Auswahl vorgegangen?

Ursprünglich war das Buch in einer etwas schmaleren Version ein Geschenk für mich. Norman Schlimmer, ein guter Freund und Kenner meines Werks, hat mich Ende letzten Jahres damit überrascht, und bei der Übergabe bin ich vor Rührung fast aus den Socken gekippt. Schnell kam dann der Gedanke, es eventuell etwas auszuweiten und bei KiX zu veröffentlichen. Norman hat schlicht das ausgewählt, was er am besten findet, und ich habe ihm dabei freie Hand gelassen. Er hat das ja auch in seinem Nachwort zum Buch ausführlich erklärt.

Das Buchcover ©2024 Kix
Der Schwerpunkt liegt auf den Comics, die zuvor in selbst verlegten Magazinen oder auch in Stadtmagazinen und Tageszeitungen erschienen sind. Wie würdest Du selbst die Kunst des Rautie beschreiben?

Ja, bis auf ein paar Seiten, die bisher unveröffentlicht waren, sind es Werke, die in selbstverlegten Magazinen und Fanzines erschienen sind – teilweise in winzigen Auflagen, es ist also echt rares Material dabei, das ich selbst nicht mal mehr im Archiv habe. Wenn ich selbst meine Kunst beschreiben soll, würde ich sagen, dass ich immer versucht habe, in meinen Stil eine hohe Wiedererkennbarkeit einzubringen. Als junger Zeichner war ich natürlich auch von anderen Zeichnern inspiriert, doch im Laufe meiner Entwicklung verschwanden diese Einflüsse immer mehr, genauso wie der Gedanke, realistisch zu zeichnen. Meine Arbeiten wurden immer reduzierter. Klare Linie und weniger ist mehr. Dada, Punk und eine eigene Art sich poetisch auszudrücken, hielten bei meiner Art Comics zu machen immer mehr Einzug. In den 90ern haben wir bei KiX mal den Begriff Playmobilismus erdacht. Das trifft es ganz gut, da alle in der Gruppe minimalistisch arbeiten. Das KiX machen wir ja heute noch, bzw. wieder, mit derselben Crew.

Black & White… ©2024 Kix
Minimalistisch, auf den Punkt und aktuell? Trifft es das auch?

Minimalistisch ja, aktuell weniger, da ich ja nur selten auf das Tagesgeschehen eingehe. Auf den Punkt bestimmt. Für meine Feierabendserie Stuss und auch fürs KiX schreibe ich die Sachen teilweise runter, während nur ein Song auf dem Plattenteller seine Kreise zieht. Das geht natürlich nur, wenn man sehr schnell und einfach zeichnet. Eher eine Herangehensweise aus der Malerei, als im Comic üblich, würde ich mal behaupten.

Du malst auch Gemälde, eine Auswahl ist ebenfalls im Buch enthalten. Bei welchen Themen erstellst Du lieber Bilder, wann eher Comics?

Die Malerei entdeckte ich erst später für mich. Längere Zeit sah ich mich rein als Comiczeichner. Auch bei der Malerei kann ich den Comiczeichner nicht ganz leugnen, aber im Vergleich zur Illustration setze ich mir hier selten ein Thema, das ich dann ausarbeite. Die Malerei ist freier, und wenn ich es Kindern erkläre, ist es eher so, als würde ich in ein sich veränderndes Wolkenbild schauen, das einen Moment mit Farben und Formen einfängt. Verglichen mit grafischem Arbeiten am Rechner ist es auch weitaus wilder. Ich experimentiere mit Farben wie Schwarzlichtfarben in komplett dunklen Räumen. Das Ganze ist manchmal sehr spirituell und hilft mir auch, innere Konflikte zu bearbeiten und Unbewusstes herauszulassen. Ich kann selten sagen, dass ich bei Beginn eine genaue Vorstellung davon habe, was ich malen möchte, das entsteht eher innovativ, als Prozess beim Machen.

Eines der gezeigten Gemälde ©2024 Kix
Unter den Menschen, denen Du danksagst, habe ich auch Ekki Helbig entdeckt, der ja Jahrzehnte im T3 die Comicszene mit geprägt hat. Was verbindet Dich mit Ekki?

Mein Kontakt zu Ekki (ein Bild von Ekki findet Ihr hier: Ekki und Ingo Römling in Erlangen) begann schon lange bevor es das T3 gab, da war er noch im Comicladen in der Berliner Straße. Dort hat er damals die KiX-Familie eingeladen, mit unserem Punkrock-Piccolo-Comic eine Woche im Schaufenster zu sitzen, Musik zu machen und Kunden mit unserem Heft zu bewerfen. Das kam gut an. Ekki hat uns damals alle Freiheiten gelassen und fast jeden Blödsinn, den wir im und vor dem Laden veranstalteten, mit einer Ruhe und einem Verständnis durchgewunken, die für einen Comicladen zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich waren.

Als er dann kürzlich in meiner kleinen Galerie Kunsthaltestelle in Hanau vorbeischaute, freute ich mich sehr, als er sich spontan bereit erklärte, das Best Of Korrektur zu lesen. Ich schätze Ekki sehr. Als Comichändler musste er natürlich das Geschäft im Auge behalten, hatte aber auch immer ein gutes Gespür für besondere Produktionen abseits des Mainstreams, die eine Empfehlung wert sind. So fanden auch solche Veröffentlichungen Platz im Laden. Das ist bei Independent-Comics und der allgemeinen Menge an Veröffentlichungen bis heute keine Selbstverständlichkeit.

©2024 Kix
Nach so vielen Jahren: Was reizt Dich immer noch am Comic-machen?

Es ist vielleicht nicht mehr derselbe Antrieb wie der, den mein jüngeres Ich hatte. Doch ich liebe nach wie vor die Kombination von Wort und Bild. Das Spielen mit Bildern ist nach wie vor die Erzählform, die ich bevorzuge.

Was kommt von Dir als nächstes?

Aktuell arbeite ich an zwei bis drei Büchern gleichzeitig, es wird aber noch etwas dauern, bis die fertig sind. Da wären zum einen Oil auf Olaf, das sind hauptsächlich Zweiseiter, von denen ein paar auch schon im KiX  und eben jetzt im Best Of erschienen sind. Komplett neu und etwas umfangreicher wird Jack Lemon – Sauer macht lustig, ein Sozialdrama über eine Zitrone. Und dann habe ich noch Albert und Gimbel in der Schublade, an dem ich mit Raul C.O. Kauke (Text) arbeite.

Ach ja… ©2024 Kix
Angaben zum Buch: The Best of Rautie. 1990-2024. SC, in Farbe, 336 Seiten. Kix-Verlag. 29,80 Euro.

Hier gehts zu Rauties Homepage: Rautie.de

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