Noch ein Comic-Blog?

Verglichen mit Buch-Blogs, die sich mit Literatur, Romanen, Gedichten etc. beschäftigen, gibt es immer noch relativ wenige deutschsprachige Comic-Blogs. Comic.de hat einige aufgelistet und wenn ich richtig zähle, dann stehen dort gerade einmal 27 Blogs, von denen einige sogar schon eingestellt wurden. Leider. Ist der Comic-Blog an sich nicht von Interesse?

Ich persönlich beschäftige mich sehr gerne privat mit Comics, aber ich tue es auch beruflich. Nicht alle Comics und Themen, zu denen ich mir eine journalistische Beschäftigung wünsche, kann ich bei den Medien unterbringen, für die ich professionell arbeite. Manche Themen sind zu speziell, andere nicht für die jeweiligen Zielgruppen interessant. Oder es gibt andere Gründe, warum sich die etablierten Medien nicht mit den Comic-Themen beschäftigen.

Comic Zeichner Kleist im Gespräch und jetzt Teil des Comic-Blog
„Der Traum von Olympia“ – der Comic von Reinhard Kleist war der Redaktion von Brisant in der ARD einen Beitrag wert. ©Alex Jakubowski

Auch wenn sich in den Redaktionen viel getan hat, weil viele Redakteure möglicherweise als Kind selbst Comics gelesen haben. Und auch, wenn einige Zeitungen oder Sender regelmäßig Platz für Rezensionen und Beiträge zu Comics (meist sind es ja Graphic Novels, die besprochen werden) frei machen: Comics in Deutschland fristen ein Nischendasein. Von einer allgemeinen Akzeptanz wie in Frankreich, Belgien, den USA oder auch Japan sind wir weit entfernt und werden es vermutlich auch immer bleiben. Eine gewachsene Comic-Kultur gibt es bei uns einfach nicht.

 Comicleseser = Nerd? Comic-Blog = ?

Wer Comics liest muss sich oft rechtfertigen. Comicfans gelten hierzulande gerne als Nerds. Die allermeisten Buchkäufer in Deutschland werden noch nie in ihrem Leben einen Comicbuchladen betreten haben. Wer zugibt, ein Comicfan zu sein, muss damit rechnen, dass sein Gegenüber ihn mitleidig ansieht und dabei denkt: ach, der mit seinem Kinderkram.

Comic Fan Thowi mit seiner Sammlung von Heften. Er liest bestimmt gerne einen Comic-Blog.
Comicfan Thowi aus Leipzig ist Teil des Buches „Die Kunst des Comic-Sammelns“. Möglicherweise hatten einige der dort Porträtierten die Sorge, dass ich sie als Nerds darstelle. Aber es ging mir um die Leidenschaft, mit der sie ihr Hobby betreiben. ©Sandra Mann/Edition Lammerhuber.

Dass Comics weit mehr sind als reine Kinder-Unterhaltung wissen Fans schon lange. Auch, dass es Geschichten gibt, die Geschichte aufarbeiten und dass Comics nicht komisch sein müssen. Dass es sogar eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Comicthemen gibt und Vorlesungen abgehalten werden. Und natürlich sind wir mittlerweile auch weit davon entfernt, dass Comics noch als Schund bezeichnet werden oder gegen „das gute Schneiderbuch“ umgetauscht werden. 

Wohin geht der Trend?

Vor Jahren haben die Comicverlage damit begonnen, anspruchsvollere Veröffentlichungen mit dem Label Graphic Novel zu versehen. Die entsprechenden Debatten hierzu wurden in den einschlägigen Foren und Fachzeitschriften schon längst geführt.

Ich persönlich habe auch nichts dagegen. In meinem Bücherregal stehen Graphic Novels einträchtig neben Gesamtausgaben von Klassikern, Independent-Veröffentlichungen, Manga oder Superhelden-Heften. Sie tun sich gegenseitig nichts.

Nicht nur weil diese Graphic Novels mittlerweile auch in „normalen“ Buchhandlungen ausliegen kann man  den Eindruck gewinnen, dass Jahr für Jahr immer mehr Comics veröffentlicht werden. Der Output der Verlage ist enorm. Es gelingt sogar kleineren Verlagen, mehr als nur ein paar Jahre am Leben zu bleiben und es gibt sogar Neugründungen.

Selbstverständlich sind Comics auch einfach da, um zu unterhalten. Um den Leser zum Lachen zu bringen oder ihm einfach eine halbe Stunde oder mehr Ablenkung zu verschaffen. Möglicherweise findet der ein oder andere Leser dieses Blog ja auch eine kleine Anregung oder macht eine Neuentdeckung.

Dann wäre das Ziel meines Comic-Blog schon erreicht.

 

 

 

 

 

 

 

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