Literaturadaption: „Die Ursache“ von Lukas Kummer

Kongenial muss man das wohl nennen, was Lukas Kummer in seinem neuen Comic abgeliefert hat. Eine Literaturadaption hat er sich für sein drittes Werk vorgenommen: Thomas Bernhards ersten Band seiner autobiographischen Schriften: Die Ursache. Kein leichtes Buch. Es berichtet vom Internat als Kerker. Es spielt im Krieg und beschreibt die Vernichtung als allgegenwärtig. „Ursachen“, die unauslöschliche Spuren, im gesamten Werk des 1989 gestorbenen Österreichers hinterlassen haben, wie es auf dem Buchrücken heisst.

Grafisch klar und reduziert. ©Lukas Kummer
Kummer hat seinen Strich erneut dem Thema angepasst. ©Lukas Kummer

Kummer erfindet sich in diesem Comic neu. Sein Zeichenstil ist wieder anders, als zuletzt in Die Verwerfung oder in Gotteskrieger. Reduzierter, grafischer, schwarz-weiß. Manchmal auch beklemmend

Der Stil wird angepasst

„Mein vorhergehendes  Buch, Gotteskrieger war keine eigene Geschichte, sondern auch schon eine Auftragsarbeit“ erzählt Kummer. „Die Schwierigkeit bei Die Ursache bestand deshalb darin, einen für den Text passenden grafischen Stil zu finden. Ich entwickle für jeden Comic einen neuen Zeichenstil. So auch für Die Ursache.

Der Stil sollte dem Inhalt gerecht werden. Dazu habe ich den Schreibstil grafisch aufgegriffen. Thomas Bernhard ist bekannt für die Wiederholung und die Übertreibung. Diese Mittel habe auf meine Zeichnungen angewandt. Außerdem sollte das Ganz kühl und amtlich wirken.“

Wenig Änderungen im Panel

Seitenweise zeichnet Kummer Panel, die sich nur in Details verändern. Bomben fallen, Lampen wackeln, Häuser werden zerstört und Menschen ersetzt. Das bedrückt. Die Seiten sind bezeichnend für den gesamten Comic. Oft werden sie durchbrochen durch ganzseitige Zeichnungen, die eine Zäsur oder inhaltliche Zusammenfassung darstellen.

Sich leicht verändernde Panels. ©Lukas Kummer
Sich leicht verändernde Panels. Ein Markenzeichen der Literaturadaption. ©Lukas Kummer

Ein Jahr lang hat der Zeichner aus Kassel an dem Projekt gearbeitet. Er hat erst den Text gekürzt und ihn dann auf Panels aufgeteilt. „Der Rhythmus war mir hierbei wichtig“, erläutert er. „Dann habe ich nach Motiven für die Panels gesucht. Ich bin auch nach Salzburg gefahren, um dort ein wenig Bildrecherche zu betreiben und die Stadt auf mich wirken zu lassen.“

Kummer wurde zwar erst kurz vor Bernhards Tod geboren, der Autor aus Österreich zählt aber zu seinen  Lieblingsautoren. Seine Bücher haben ihn stark beeinflusst. „Seit ich mit 16 Jahren Frost gelesen habe, ist sein Werk für mich prägend“, gibt er zu. Die Chance, ein Buch von ihm aufzugreifen, nahm er daher dankbar an.

Neues Projekt

Je nachdem, wie gut der Comic läuft, ist auch denkbar, dass er noch ein weiteres Werk von Thomas Bernhard adaptiert. Zunächst aber möchte er sein eigenes Projekt umsetzen, für das er im Moment noch per Crowdfunding Unterstützung sucht. „Es ist eine Science Fiction – Fantasy“-Story mit dem Titel Prinz Gigahertz.“

Wer Lukas finanzieren möchte, findet unter folgendem Link nähere Informationen:

https://www.kickstarter.com/projects/727928176/prinz-gigahertz-a-graphic-novel-by-lukas-kummer?ref=nav_search&result=project&term=gigahertz

Infos zum Buch: Die Ursache. Thomas Bernhard/Lukas Kummer. Residenz Verlag. Hardcover. 112 Seiten. 22,-€

LukasKummer ©MeikeSudhoff
Lukas Kummer ©MeikeSudhoff

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert