Hilfen für die Comic-Händler – Interview mit Gerhard vom Terminal Entertainment

Weil die Comic-Händler ihre Läden zumachen müssen, stehen viele vor der Frage, wie und ob es weitergeht. Auf https://comic-denkblase.de/buechersolidaritaet-stayathome habe ich Euch ja schon zur Unterstützung der lokalen Händler aufgerufen. Gerhard vom Frankfurter Comicshop Terminal Entertainment spricht mit mir über die aktuelle Krise und darüber, welche Ideen es gibt, um die Comic-Szene über Wasser zu halten.

Ingo Römling hat dem T3-Team einst ein Denkmal gesetzt. ©Ingo Römling

(AJ) Lieber Gerhard, was bedeutet der shutdown Eures Ladens für die Zukunft vom T3?

(GK) Das kommt ganz auf die Länge der Schließung an. Sollte das an die drei Monate gehen, wäre es absolut existenzbedrohend. Alles darunter ist extrem schwierig aber machbar, wenn die äußeren Umstände (Banken, Finanzamt usw.) sich ihrer Verantwortung bewußt sind. Daran habe ich nach ein paar Tagen aber extrem große Zweifel.

(AJ) Ihr musstet nicht nur schließen, ich habt auch geplante Signierstunden abgesagt. Welche finanziellen Folgen hat das?

(GK) Da geht es weniger um Geld sondern mehr um den Werbeeffekt. Wir möchten unseren Kunden damit normalerweise für ihre Loyalität danken.

Not macht erfinderisch

(AJ) Was habt Ihr Euch überlegt, um Euch über Wasser zu halten? 

(GK) Wir haben einen Unterstützer Gutschein ausgerufen. Jetzt 75,- auf unser Konto einzahlen und bei Wiedereröffnung einen 100,- Gutschein dafür erhalten. 

(AJ) Wie ist die Resonanz bisher?

(GK) Unfassbar positiv, bis Freitag abend hatten wir schon über 100 Unterstützer.

Legenden der Dienstleistung: Gerhard und Ekki.
(aus dem Jubiläumsheft 20 Jahre Terminal Entertainment)

(AJ) Was ist mit dem Versandhandel bei Euch? Ist der grundsätzlich möglich?

(GK) Ab Montag 23.3.2020 bieten wir Versand an.

(AJ) Wie ist Deine Einschätzung? Was könnte die aktuelle Krise für den Comicmarkt bedeuten?

(GK) Es wird Verluste geben. Wenn man bis zu drei Monate kein Geld verdienen kann wird es in einer Branche wie unserer ohne großen finanziellen Rückhalt sehr schwierig zu überleben.

Wenig Zuversicht

(AJ) Der Börsenverein des Buchhandels fordert bereits Unterstützung für den stationären Handel. Welche Hoffnung verbindest Du damit?

(GK) Leider keine. Wenn Peter Altmaier großzügige, unbürokratische und umfassende Hilfe im Fernsehen raushaut, ich von meiner Bank aber einen Kreditantrag mit den Kennzahlen 2017/18/19 bekomme, hat die politische Ankündigung mit der Realität überhaupt nichts zu tun. Anstatt schnell auf die jetzige Situation zu reagieren, herrscht Business as usual. Im Fernsehen und Radio hört man, das Geschäfte Steuerzahlungen stunden können, die Finanzämter haben aber noch keine Anweisung von oben und können / wollen / machen gar nichts. Am Schluss wird es leider wie so oft kommen : Geld kommt zum Geld, wer welches hat bekommt noch mehr, wer keins hat macht zu.   

© Rudy Eizenhöfer, Aus dem T3-Sonderheft,
anlässlich des Gratis Comic Tags 2013

(AJ) Die Comic-Branche ist ja durchaus für Ihre kreativen Ideen bekannt. Was wäre noch denkbar, um die Szene am Laufen zu halten?

(GK) Keine Ahnung. Kreative Idee sind super, aber am Schluss müssen Rechnungen bezahlt werden.

(AJ) Dein Wunsch für die nächste Zukunft?

(GK) Eine Zukunft.

Support your local comic-dealer!

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