2020 jährt sich der 200. Geburtstag des Philosophen Friedrich Engels. In der EDITION 52 erscheint deshalb eine Graphic Novel über den Freund und Weggefährten von Karl Marx. Ihr Titel: Engels – Unternehmer & Revolutionär. In vier Kapiteln wirft sie ein Schlaglicht auf Leben und Werk des großen Denkers. Das Buch wird unter anderem vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert und gibt Anlass, sich intensiver mit dem in Wuppertal geborenen Engels zu beschäftigen.
Geschichte in Graphic Novels ist kein besonders originelles Thema. Dass sich drei Comic-Macher aber 200 Jahre nach seiner Geburt mit dem Philosophen Friedrich Engels beschäftigen, ist durchaus bemerkenswert. Zum einen weil Engels zur Zeit nicht unbedingt in aller Munde ist. Offenbar gibt es selbst zu diesem runden Jubiläum kein aktuelles Buch zu ihm. Zum anderen, weil es ausgerechnet Comic-Macher sind, die sich der historischen Figur annehmen.
Thematische Kapitel
Die vorliegende Graphic Novel geht nicht chronologisch vor, sondern ordnet das Buch in thematischen Kapiteln. Von der „Revolution“ geht es zum „General“ (wie Engels genannt wurde), über das Kapitel „Märkte“ bis hin zum Abschnitt „Hölle„. Abgerundet wird das Werk durch eine Einleitung und einen Epilog. Beide Zusatzkapitel spielen in der Jetzt-Zeit und liefern einen gelungenen aktuellen Bezug.
Der Gliederung geschuldet springen die Autoren in der Zeit hin und her. Kapitel 1 beginnt im Jahre 1849 um dann ins Jahr 1883 zu wechseln. Nach zwei Seiten 1837 endet der Teil wieder im Jahre 1883. Auch in den anderen Kapiteln muss der Leser zwischen mehreren Jahren hin und her hüpfen. Zwischen Jugend und höherem Alter begleitet man den jungen, wie den alten Friedrich. Problem: der Leser muss sich enorm konzentrieren, um der Geschichte folgen zu können.
Vorkenntnisse nötig
Zudem sollte man sich ein klein wenig mit Geschichte auskennen, um zu verstehen, worum es in dem Buch geht. Wirtschaftliche und politische Revolutionen, geistige Vordenker und Straßenkampf: all das kommt in dem Comic vor. Erklärt wird aber zu wenig, als dass das Buch für sich selbst stehen könnte. Mit einer umfangreichen Literaturliste versuchen die Autoren hier auszuhelfen. Ausserdem gibt es ein kleines Verzeichnis historischer Personen.
Die schwarz-weiss Zeichnungen passen in die dargestellte Zeit. In realistischem Stil mit teilweise verzerrten Gesichtern wird die Arbeiterschaft in ihrer Unterdrückung gezeigt. Den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit setzt der Zeichner durchaus gekonnt um. Wenn sich rauchende Schornsteine in lange Bärte verwandeln, spielt er mit den Möglichkeiten des Comic.
Gelungene Zeichnungen – schwieriger Plot
Getrübt wird der Band allerdings durch den dauernd unterbrochenen Lesefluss. Immer dann, wenn man sich gerade in einem kleinen Erzählteil zurecht gefunden hat, springt die Geschichte wieder in eine andere Zeit. Es wechseln die Nebendarsteller und Spielorte.
Mit dem Rückgriff auf die historische Figur von Friedrich Engels weisen die drei Kreativen auch auf heutige Missstände des globalen Handels hin. Das allein schon lässt die angesprochenen Kritikpunkte verschmerzen und macht das Buch zu einer lohnenden Lektüre.
Engels – Unternehmer & Revolutionär: lohnende Lektüre
Alfonz-Kollege Bernd Hinrichs schreibt in seinem Vorwort, dass Engels Thesen in den letzten 100 Jahren nichts an Aktualität verloren haben. Die Ausbeutung von Menschen setzt sich fort. Nur eben nicht mehr in der direkten Nachbarschaft, sondern tausende Kilometer entfernt. Und dadurch nicht weniger verwerflich.
3 von 5 Comic-Denkblasen
Angaben zum Buch: Engels: Unternehmer & Revolutionär. Zeichnungen und Szenario: Christoph Heuer, Szenario: Fabian W.W. Mauruschat, Szenario Epilog: Uwe Garske. Schwarz-weiss, Softcover, 154 Seiten. EDITION 52, 18,- €
Mehr Infos zum Verlag gibt es hier: https://edition52.de