Krimi, Liebesgeschichte, Spionagefall? Auf jeden Fall eine interessante und spannende Abenteuergeschichte: Mit „Der Schatz der Black Swan“ gelingt ein unterhaltsamer und kurzweiliger Blick in die Welt der modernen Schatzsucher. Was ist fiktiv, was aus tatsächlichen Fällen entlehnt? Egal. Wäre Indiana Jones ein Taucher, so hätte er in diesem Comic bestimmt seine Rolle gefunden. Und Zeichner Paco Roca zeigt einmal mehr, welch breites Spektrum er beherrscht.
Warum auch immer, aber das Cover erinnert mich an „Das Geheimnis der Einhorn“. Vielleicht liegt es nur an dem Segelschiff im Hintergrund. Zeichnerisch liegen zwischen beiden Welten. Und auch inhaltlich haben die beiden Geschichten so gut wie nichts miteinander zu tun.
Moderner Schatzsucher trifft naiven Diplomaten
Vom echten Leben inspiriert erzählt „Der Schatz der Black Swan“ eine Geschichte aus der Welt der Schatzsuche von heute. Ein privater Unternehmer sucht und findet mit modernster Technik ausgestattet ein seit Jahrhunderten auf dem Meeresgrund liegendes Schiff. Voll gepackt mit Gold- und Silbermünzen von unschätzbarem Wert. Woher das Schiff stammt, ist umstritten, doch Spanien erhebt Anspruch darauf. Es entsteht ein spannender Krimi, in dem nicht nur der Staat gegen den Unternehmer vorgeht, sondern noch der ein oder andere Geheimdienst mitspielt.
Frank Stern, ein ehemaliger Börsenmakler, jagt mit seinem Unternehmen Ithaca nach versunkenen Schätzen. Top ausgerüstet, kann er in Tiefen vordringen, von denen andere noch nicht einmal zu träumen wagen. Weil es sich bei den gefundenen Münzen um spanische Dublonen aus dem 18. Jahrhundert handeln könnte, schaltet sich das spanische Kultusministerium ein. Und hier kommt der junge Diplomat Alex Ventura ins Spiel.
Abenteuer- und Liebesgeschichte
Im Amt zum Schutz des Unterwassererbes trifft er auf Elsa, die dort seit Jahren in ihren Berichten davor warnt, dass moderne Piraten Jahrhunderte altes Kulturgut plündern – und dem Land ganz nebenbei noch Millionen an Gegenwert verloren gehen. Gemeinsam mit dem zuständigen Minister und dem Rechtanwalt Jonas Gold versuchen sie, in den rechtmäßigen Besitz des Schatzes zu gelangen. Im Dienste der Nation, versteht sich.
Der naive junge Diplomat Alex stolpert in ein Abenteuer, das für ihn gleichzeitig zur Liebesgeschichte wird. Eigentlich ist er komplett überfordert, aber das macht ihn umso sympathischer. Und welche Beziehung Anwalt Gold zu Schatzsucher Stern wohl hat?
Ein Diplomat als Szenarist
Dass sich so eine Geschichte in der Realität genau so zugetragen haben könnte, nimmt man dem Autor ab – nicht nur, weil Guillermo Corral selbst aus dem diplomatischen Dienst ist. In zahlreichen Kurzgeschichten hat er sein schriftstellerisches Talent bereits bewiesen. Auch sein Debüt als Comic-Szenarist wirkt durchaus rund. Vielleicht deshalb, weil er persönliche Erfahrungen mit einbezogen hat.
Kurzum: Eine spannende, kurzweilige und lesenswerte Geschichte, die ohne Effekthascherei auskommt.
4 von 5 Comic-Denkblasen