Der Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung zeichnet seit Jahren herausragende Comics aus. Allerdings müssen diese Comics ein Kritierium erfüllen: Sie dürfen noch nicht veröffentlicht sein. Der Preis ist längst zum Gradmesser geworden. Wer ihn bekommt, hat mit Sicherheit einen ausgezeichneten Comic in der Schublade. Und: Es winkt ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro. Seit dem 15. Januar können wieder Comics eingereicht werden. Zeit für ein kleines Hintergrundgespräch mit Bianca Henze von der Berthold Leibinger Stiftung. Comicbuchpreis: Jetzt bewerben!

(Alex Jakubowski) Liebe Frau Henze, auch in diesem Jahr schreiben Sie wieder Ihren Comicbuchpreis aus. An wen richtet sich die Ausschreibung?
(Bianca Henze) Der Comicbuchpreis wird dieses Jahr zum zwölften Mal ausgeschrieben, worüber wir uns sehr freuen. Die Ausschreibung richtet sich an Comickünstler und Comickünstlerinnen, Illustratoren und Illustratorinnen mit ihren Textern und Texterinnen als Team, Manga-Zeichner und Manga-Zeichnerinnen und Hochschulabgänger und Hochschulabgängerinnen.
Was verbirgt sich eigentlich hinter Ihrer Stiftung? Warum engagieren Sie sich so für Comics?
Die Berthold Leibinger Stiftung wurde 1992 von Berthold Leibinger, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Firma TRUMPF SE + Co. KG, gegründet. Leibinger war ein großer Mäzen im Stuttgarter Raum, der mit der Etablierung der Stiftung gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Einrichtungen nachhaltig unterstützen wollte. Die Stiftung führt eigene Projekte und Förderprojekte mit dem Ziel durch, innovative Wissenschaft voranzubringen, eine reiche Kulturlandschaft zu schaffen und das soziale Engagement in der Gesellschaft zu stärken. Dies geschieht durch die Förderung von Kultur, Wissenschaft, Kirche und Sozialem. Mehr Infos unter Leibinger Stiftung.

Zu den Comics kam die Stiftung auf Umwegen. Berthold Leibinger wollte im Förderbereich Kultur einen Literaturpreis ausloben, nachdem die Stiftung im Wissenschaftsbereich bereits seit 2000 erfolgreich den „Innovationspreis“ etablieren konnte. Bei dem Literaturpreis sollte es sich um einen Preis handeln, den es bisher so noch nicht gab und der einen Bereich fördert, der bisher kaum Förderung erfährt. Nachdem Berthold Leibinger die Graphic Novel Maus von Art Spiegelman gelesen hatte, erkannte er das Potenzial der sogenannten „neunten Kunst“, also dem Comic – und so war der Comicbuchpreis geboren.
In den vergangenen Jahren haben Sie immer wieder Comics ausgezeichnet, die in der Kritik später durchaus sehr gut aufgenommen wurden. Sehen Sie sich selbst so ein bisschen als Talentsucher? Vielleicht als Trüffelschweine, salopp gesagt?
Es freut uns sehr, dass die ausgezeichneten Arbeiten auch über den Comicbuchpreis hinaus positive Kritik erfahren haben. Das bestätigt zum einen die Wahl des Preisträgerbandes, aber vor allem die Wahl unserer wunderbaren neunköpfigen Jury.
Nach welchen Kriterien entscheidet die Jury?
Wir suchen beim Comicbuchpreis einen hervorragenden, unveröffentlichten, deutschsprachigen Comic oder Manga.

Wie setzt sich die Jury zusammen?
Neben dem Juryvorsitzenden Andreas Platthaus (FAZ) setzt sich die Jury aus Vertretern der Comiclandschaft zusammen. Barbara Buchholz (Journalistin), Prof. Dr. Frank Druffner (Kulturstiftung der Länder), Anette Gehrig (Comicmuseum Basel), Dr. Brigitte Helbling (Journalistin), Dr. Florian Höllerer (Literarisches Colloquium Berlin), Teresa Präauer (Schriftstellerin und Künstlerin), Dr. Stefanie Stegmann (Literaturhaus Stuttgart) und seit 2023 sitzt auch immer der amtierende Preisträger/ die amtierende Preisträgerin mit in der Jury.
Wenn Sie auf die deutschsprachige Comiclandschaft gucken: Welche Entwicklung sehen Sie?
Tatsächlich hat sich seit den letzten 10 Jahren etwas getan: Immer mehr Menschen erkennen, dass das Medium mehr kann als nur unterhalten. Gerade durch die Verbindung von Text und Bild entstehen ganz eigene Bedeutungsebenen, die ernste Themen, ja sogar auch wissenschaftliche Themen, auf eine ganz wunderbare Weise erzählen und vermitteln können. Selbst eher konservative Verlage sind dadurch in den vergangenen Jahren offener für Comics geworden. Und selbst in der letzten Koalitionsvereinbarung wurde der Comic aufgenommen. Man sieht also: Es passiert etwas. Nichtsdestotrotz können viele Comickünstler und Comickünstlerinnen nicht auskömmlich von ihrer Kunst leben.

In Deutschland ist es immer noch schwierig, mit Comics so viel Geld zu verdienen, dass man gut davon leben kann. Was wünschen Sie sich mit Blick auf die finanzielle Lage vieler Künstler:innen?
Natürlich dass alle Künstler:innen von ihrer Arbeit leben können, und dass ihre Arbeit auch als solche geschätzt wird.
Der Preis wird ja immer in festlichem Rahmen vergeben: Wissen die Künstler:innen vorher, ob sie gewonnen haben?
Wir geben schon direkt nach der Jurysitzung Anfang Dezember bekannt, wer gewonnen hat und welche Arbeiten zu den Finalisten gehören. Die Künstler und Künstlerinnen wissen somit, was auf sie zukommt und es gibt keine enttäuschten Gesichter unter den Finalisten und Finalistinnen.
Ist das für Sie dennoch auch ein aufregender Moment?
Der Anruf bei den ausgezeichneten Künstler und Künstlerinnen nach der Jurysitzung ist immer ein toller Moment und ich freue mich jedes Mal mit, weil es einfach so eine große Anerkennung ist. Das ist mit der schönste Teil meiner Arbeit. 😊
Bewerbungsschluss:
31. Mai 2025
Hier gehts zum oben erwähnten Comic Vatermilch von Uli Osterle.