Batman goes Gung Ho

Das Team Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant hat in den vergangenen zehn Jahren eine viel beachtete Endzeit-Serie verfasst. Nachdem nun mit Band fünf der letzte Teil von Gung Ho erschienen ist, überraschen die beiden mit einer Batman-Geschichte – erschienen in einem international angelegten Sammelband. Zeit für die Comic-Denkblase für ein Interview mit den beiden Kreativen. Batman goes Gung Ho.

Boom – Batman vom deutschen Team. ©Paninicomics 2021
(Alex Jakubowski) Ihr Lieben, Gung Ho liegt nun mit dem fünften und letzten Band vollständig vor. Wie schwer fällt Euch der Abschied nach zehn Jahren Arbeit an dem Projekt?

(Benjamin von Eckartsberg)  Wir sind erstmal froh, dass die angepeilten fünf Bände endlich abgeschlossen sind. Aber ich habe die Welt von Gung Ho noch nicht über. Vielleicht kommt da noch was.

(Thomas von Kummant) Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam geschafft haben, freue mich jetzt aber auch auf neue Projekte. 

Cover des Abschlussbandes. ©Cross Cult 2021
Die Reihe war überaus erfolgreich. Wie sehr hat Euch das unter Druck gesetzt? Oder stand der komplette Plott von Anfang an fest?

(Benjamin): Nicht nur der Plot, sondern auch die fertigen Dialogscripte für alle fünf Bände waren fertig, bevor Thomy mit dem Zeichnen begonnen hat. Ich habe alles in einem Rutsch geschrieben. Das war für mich wichtig, da es eine durchgehende, zusammenhängende Geschichte in fünf Bänden ist und keine Einzelabenteuer. Es wäre mir zu riskant gewesen, einfach mal anzufangen und dann nach Band 1 mal zu gucken, wie es weitergehen könnte. Da landet man schnell in einer erzählerischen Sackgasse. Ausserdem brauchen der Verlag und der Zeichner Planungssicherheit bei so einem langfristigen Projekt.

Was den Erfolgsdruck angeht, sind unsere Ansprüche an uns selbst ohnehin so hoch, dass Erwartungsdruck von außen dann keine große Rolle mehr spielt. Mehr als sein Bestes geben kann man nicht. Der Erfolg des ersten Bandes war insofern eher motivierend als einschüchternd.

(Thomas): Ich arbeite eigentlich besser wenn ich etwas Druck verspüre, aber den Erfolg der ersten Bände habe ich auch eher motivierend wahrgenommen. Bei einer solch umfangreichen Geschichte ist es für mich als Zeichner wichtig, die gesamte Handlung, die Charactere und selbst die Dialoge von Anfang an zu kennen. Der Ton der Geschichte wird dadurch festgelegt und ich kann einen passenden Stil zur Geschichte entwickeln.

Und jetzt? ©Cross Cult, 2021
Hättet Ihr zu Beginn von Gung Ho mit so einer Erfolgsgeschichte gerechnet?

(Benjamin): Gung Ho war ja nicht unsere erste Zusammenarbeit. Wir hatten schon mit der Biographie Goethe 2 – Zum Schauen bestellt und der Wolfgang – Hohlbein Adaption Die Chronik der Unsterblichen viele Leser erreicht.  Insofern waren wir zuversichtlich, dass das Projekt international sein Publikum findet.  Aber wissen kann man es natürlich nie und wir sind froh, dass Gung Ho seine Leserschaft gefunden hat.

Freunde? ©Cross Cult 2021
Welche Möglichkeiten haben sich für Euch auf dem Comic-Markt durch Gung Ho ergeben?

(Benjamin): Bei mir ein paar Anfragen für interessante Projekte, die aber aus unterschiedlichen Gründen nicht zustande gekommen sind. Konkret nur die Batman-Story. Und die Möglichkeit, neue eigene Projekte zu verwirklichen.

(Thomas): Es gibt einige Anfragen für neue Comic-Projekte – eines davon war BATMAN THE WORLD für Panini. Ansonsten haben sich für mich eher Möglichkeiten bei internationalen Filmprojekten ergeben.

Batman im von Kummant-Style ©Paninicomics 2021
Jetzt habt Ihr für die Anthologie Batman: The World den deutschen Beitrag geliefert. Welche Vorgaben gab es? Wie seid ihr vorgegangen?

(Benjamin): Die einzige inhaltliche Vorgabe war, dass die Geschichte in Deutschland spielt und zehn Seiten lang ist. Es sind dann am Ende elf Seiten geworden. Danach folgte ein mehrstufiger Prozeß. Zuallererst hat Thomy seine Version von Batman und dem Joker gezeichnet, die von Panini und DC abgesegnet werden musste. Von mir wollten sie eine kurze Story-Idee zur Abnahme.

Ich habe dann aber lieber gleich das fertige Skript geschickt. Das war zwar ein Risiko, weil es hätte abgelehnt werden können, aber ich wollte frei bleiben, die Story im Schreibprozess zu verändern. Es ging dann ein wenig hin und her mit kleineren Änderungen. 

(Thomas): Eigentlich habe ich mich darauf gefreut nach der langen Zeit, in der ich bei Gung Ho am Computer gearbeitet habe, für Batman endlich etwas mit Aquarell auf richtiges Papier zu bringen. Schön großzügige Seiten mit wenig Panels und wenig Text. Als mir Benjamin die Geschichte zum lesen gab war allerdings  klar – bei der Textmenge lege ich das lieber wieder mit dem Computer an. Also habe ich am Computer eine Probe-Illu mit meiner Version von Batman, Joker und den Perchten angefertigt. DC hat die Probe-Illu gefallen.

Der Joker spielt eine zentrale Rolle. ©Paninicomics 2021
Wie war Eure Reaktion, als Ihr gefragt wurdet, ob Ihr eine eigene Batman-Geschichte machen wollt?

(Benjamin): Zu Batman sagt man natürlich nicht nein. Sich an so einer Ikone versuchen zu dürfen ist großartig. Ich hatte allerdings vor der Form der Kurzgeschichte durchaus Respekt. Da macht man schnell zu viel oder zu wenig. Ich musste die Story im Schreibprozess immer wieder massiv kürzen, damit sie auf die elf Seiten passt. 

(Thomas): Im Dezember 2020 war ich nach zehn Jahren mit der Arbeit an Gung Ho fertig.  Ziemlich zeitgleich bekamen wir von Alexander Bubenheimer vom Panini Verlag (mehr von Panini gibts auch hier im Blog: https://comic-denkblase.de/just-married-das-marvel-hochzeitsalbum) die Anfrage für Batman, das hat wunderbar gepasst. Die Kommunikation lief auch immer über Panini, mit DC hatten wir direkt nichts zu tun.

Zeit, nach Hause zu gehen… ©Paninicomics 2021
Das Ende, bei dem eine vom Joker beeinflusste Umwelt-Aktivistin einen Umweltsünder in die Luft jagt, könnte manch einer als Aufruf zur Gewalt missverstehen. Wie muss man den Schluss der Geschichte einordnen?

(Benjamin): Mir ging bei dem Ende darum, dass sowohl Batman als auch der Joker bei Ihrem Duell etwas gewinnen und verlieren.  Der Joker ist Batman physisch unterlegen, also muss er ihn austricksen, indem er eine psychisch labile Umwelt-Aktivistin zu seinem verlängerten Arm macht. Der Tod des Umweltsünders ist eine Folge der Taten des Bösewichts der Story. Insofern sollte eigentlich klar sein, wie das einzuordnen ist.  Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel, aber von moralischen Skrupeln befreite Bösewichter sehen das häufig anders.

Volle Fahrt voraus. ©Cross Cult 2021
Seid Ihr auf den Geschmack gekommen? Wird es weitere Superhelden-Geschichten von Euch geben?

(Benjamin): Im Moment ist da nichts Konkretes geplant, aber offen wären wir dafür schon.

(Thomas): Das kommt auf die Umstände an, aber ich könnte mir das gut vorstellen.

Woran arbeitet Ihr im Moment? Worauf können wir uns freuen?

(Benjamin): Ich beende gerade das Skript für eine zweibändige Geschichte namens Tuskegee Ghost für den französischen Markt. Darin geht es um ein unbewältigtes Kriegstrauma, Rassismus und die Tuskegee Airman, die erste schwarze Bomberstaffel der US Airforce im 2. Weltkrieg. Die Idee hatte der Zeichner Olivier Dauger (Himmel in Trümmern) und mein Schweizer Editions Paquet Verleger hatte mich gebeten, die Story für ihn zu schreiben. Ob der Zweiteiler auch in Deutschland erscheinen wird, weiss ich noch nicht.  Weitere Projekte sind angedacht, aber noch nicht spruchreif.

(Thomas): Momentan arbeite ich an der visuellen Entwicklung für internationale Film Projekte. Es gibt Ideen für neue Comic Projekte, aber noch nichts konkretes.

Vielen Dank Euch und viel Erfolg weiter!
Mit Band fünf ist Gung-Ho abgeschlossen. ©Cross Cult 2021
Angaben zu den Büchern: 
  • Gung Ho. Band 5: Die weiße Flut. Text: Benjamin von Eckartsberg, Zeichnungen: Thomas von Kummant. Hardcover, farbig. 104 Seiten. Cross Cult. 25,-€
  • Batman – The World. Verschiedene Autoren. Softcover, farbig. 148 Seiten. Paninicomics. 20,-€
Hier geht es zu den Verlagen: 

https://www.cross-cult.de/home.html

https://paninishop.de/comics/

 

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