Eine neue Lucky Luke-Hommage, noch dazu aus deutscher Feder. Das weckt natürlich große Erwartungen. Der Berliner Mawil setzt den lonesome cowboy dieses Mal in Szene und damit die von Matthieu Bonhomme (Band 1: „Der Mann, der Lucky Luke erschoss„) und Guillaume Bouzard (Band 2: „Jolly Jumper antwortet nicht„) begonnene Hommage-Reihe fort.
Mawil macht mit seiner Version des schon lange nicht mehr rauchenden Cowboys dem Begriff Hommage alle Ehre. Erkennbar ist sein eigener Strich, erkennbar auch die Anleihen an das Original. Er bezieht sich auf real existierende Begebenheiten und steckt viele liebevolle Details in seine Geschichte. Im neuen Band sattelt Lucky Luke um – aufs Fahrrad. Dass das Fahrt in die Story bringt, ist klar. Es beginnt eine rasante Tour durch den Wilden Westen.
Gefahr durch Smith und Wesson
Wer auf die Daltons wartet, wartet allerdings vergeblich. Die Bösewichte in diesem Band heißen Smith und Wesson. Die beiden sind ein ungleiches Paar und hinter einer geheimnisvollen Kiste her. Darin der Bausatz eines neuartigen Fahrrades, so wie wir es heutzutage kennen. Ein gewisser Albert Overman soll es ins ferne San Francisco bringen, um den bislang vorherrschenden Hochrädern Konkurrenz zu machen.
Der Transport per Bahn ist allerdings schwieriger als gedacht. Erst wird ein Waggon durch eine Stange Dynamit vom Rest des Zuges abgetrennt. Dann muss Lucky Luke das Rad erst einmal mit einem Inbus-Schlüssel zusammenschrauben. Auf seiner Reise in den entfernten Westen gerät er zwischendurch an den Marterpfahl, kämpft mit Intrigen, platten Reifen und einer Stampede. Bevor er kurz vor Schluss noch Eddy Merckx alle Ehre macht und das Radrennen in San Francisco gewinnt.
Vergraule niemals dein Pferd!
Dass Jolly Jumper währenddessen mal sauer, mal verwirrt und mal beleidigt ist, nimmt unser Cowboy entspannt hin. Doch für sein Pferd ist es schwer zu ertragen. Es muss Platz machen für einen Esel – aus Draht. Was für eine Schmach, was für ein Affront für den treuen Gefährten, der auch in der größten Gefahr immer zu seinem Reiter gestanden hat.
Doch der Mann, der sein Fahrrad schneller aufpumpt als sein Schatten, weiß doch noch was sich gehört und flüstert seinem treuen Gefährten eine Liebeserklärung ins Ohr. Ende gut, alles gut.
Zweiter deutscher Zeichner mit franco-belgischem Klassiker
Rund ein Jahr, nachdem bereits Comiczeichner Flix seine Version von Spirou und Fantasio zu Papier bringen durfte (siehe comic-denkblase.de vom 20. Dezember 2018), werden die Fans hierzulande mit Mawils Lucky Luke beglückt. Wer sich auf dessen Handschrift einlässt, entdeckt eine liebenswerte Geschichte, die erkennen lässt, dass der Berliner Zeichner selbst begeisterter Radfahrer ist und sich schon früh mit dem franco-belgischen Klassiker beschäftigt hat.
Als Kind hat Mawil den lonesome cowboy bereits von Alben gezeichnet, die für ihn nach Ost-Berlin geschmuggelt wurden. Jetzt reiht er sich ein in die Reihe derjenigen, die ganz offiziell Raubkopien machen dürfen.
Angaben zum Buch: Lucky Luke sattelt um. Band 3 der Lucky Luke-Hommagen. Text und Zeichnungen: Mawil. Hardcover, in Farbe. 64 Seiten. Egmont Comic Collection. 15,-€ (auch als Softcover für 7,99€ erhältlich)
Der Band erscheint am 02. Mai 2019. Talk, Lesung und Live-Zeichnen mit Zeichner und Autor um 19 Uhr in Berlin, „Mein Haus am See“, Brunnenstraße 197.
4 von 5 Comic-Denkblasen
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Mehr zum Programm unter: