Das große Los – ein großer Wurf!

Wann ist ein Comic für mich ein guter Comic? Jenseits der stimmigen Zeichnungen und des runden Plots? Immer dann, wenn ich das Gefühl habe, einen Film zu sehen. Wenn mich die Bilder einsaugen. Bei Blacksad geht mir das übrigens so – und jetzt auch hier, bei Das große Los. Der flämische Zeichner Joris Mertens legt hier ein Buch vor, das vielen in Erinnerung bleiben wird, nicht nur wegen seiner fantastischen Lichtspielereien.

Zur Feier des fünften Geburtstags der Comic-Denkblase stiftet der Splitter-Verlag ein Exemplar des Buches. Ganz herzlichen Dank dafür! Wie Ihr den Band gewinnen könnt, erfahrt Ihr am Ende des Artikels.

Der Comic beginnt mit einer Doppelseite. Eine Großstadt im Regen. Trostlos, düster. Im Vordergrund durchquert ein Fluss das Bild, eine U-Bahn fährt daran entlang. Die Brücke ist aus Stahl und die Häuser könnten in Paris oder Brüssel stehen. Die folgende Seite ist noch düsterer. Wer genau hinsieht, erkennt François, wie er aus dem Fenster in den Regen schaut.

Bonjour Tristesse

Der Kettenraucher ist kurz davor zur Arbeit zu gehen. Er zündet sich noch schnell eine Zigarette an. Zeichner Joris Mertens zeigt seinen Protagonisten jetzt in zwölf gleich großen quadratischen Panels. Und besser könnte er den Mann Mitte 50 nicht charakterisieren. Irgendwie zwischen hoffnungsvoll und verzweifelt, korrekt und unvernünftig.

Die Seite lohnt ein genaues Hinsehen. Man hört richtig das Streichholz, mit dem François sich seine Fortuna-Zigarette anzündet. Man hört das Inhalieren, das Husten, das Schließen des Fensters. Wortlos steht François dort, blickt hinaus in den Regen und hört im Radio den Wetterbericht. Und der verheißt auch für die kommenden Tage keine Besserung.

Wortlos, aber aussagekräftig

„Show – don’t tell“ – nach diesem Motto verfährt der aus der Filmindustrie kommende Joris Mertens. Seitenweise erzählt er die Geschichte ohne Dialoge. François ist Fahrer bei einer Wäscherei. Seit Jahren spielt er Lotto, tippt immer dieselben Zahlen. Sein Geburtsdatum und der Todestag eines nervigen Nachbarn.

Sein Gesicht hellt erstmals auf, als er seinen Tippschein abgibt. Bei Maryvonne, der Betreiberin des Kiosk. Offenbar ist da mehr bei François als ein rein geschäftliches Interesse. Man kann sich allerdings nur schwer vorstellen, dass die alleinerziehende Mutter Sympathien für den meist deprimiert wirkenden Spieler hat.

Regen, nichts als Regen

François jedenfalls rennt durch den Regen (immer), seinen Schirm hat er vergessen (irgendwie immer). Und dann bekommt er einen Neuen an seine Seite, den er einarbeiten muss. Vielleicht soll dieser den altgedienten Fahrer sogar ersetzen? Man weiß es nicht genau. 

Auf einer ihrer Auslieferungstouren kommt es zu einer folgenschweren Begebenheit. François gerät mitten hinein in einen Tatort. Er findet eine Tasche voller Geld und gerät in Konflikte. Erst mit sich, dann mit der Polizei. Irgendwann schwimmt er in Geld, aber man ahnt, dass die Geschichte dennoch kein gutes Ende nehmen wird.

Gier frißt Hirn?

Zeichner Mertens hat lange als Storyboard Artist und Designer gearbeitet. Das zahlt sich hier aus. Der Plot ist rund, die Charaktere wiedererkennbar. Wir lesen hier einen Film Noir auf Papier. Zu den stimmungsvollen Zeichnungen passt die fast impressionistische Farbgebung. Der Dauerregen wird durch Scheinwerfer, Straßenlaternen und Neon-Reklame durchbrochen.

Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Was passiert mit François? Welche Entscheidungen trifft er? Nimmt sein Leben eine Wendung hin zum Guten? Den Leser treiben solche Fragen voran. Und gleichzeitig wird er durch kleine, aber genaue Beobachtungen aufgehalten. Aufgefordert, genauer hinzusehen.

Ein großer Wurf

Das große Los ist ganz großes Kino. Für den 55-jährigen Zeichner Loris Mertens ganz sicher ein ganz großer Wurf. Den Mann sollten wir uns merken. Das große Los ist unbedingt zu empfehlen! Wie schön, dass schon im August ein weiterer Comic (Beatrice) aus seiner Feder bei uns auf den Markt kommen soll.

5 von 5 Comic-Denkblasen

Zur Feier des fünften Geburtstages der Comic-Denkblase verlosen wir gemeinsam mit dem Splitter-Verlag ein Exemplar von Das große Los. Wie immer entscheidet das Los (wie passend an dieser Stelle…). Wer das Buch gewinnen möchte, schreibt bitte bis zum kommenden Sonntag, den 25.06.2023, in die Kommentare, was ihm an meinem Blog gefällt, oder was er sich noch wünscht. Ich drücke allen die Daumen!

Wer gewinnt, ist damit einverstanden, dass ich seine Adresse an den Splitter-Verlag weitergebe, damit der Comic verschickt werden kann. Viel Glück und Danke fürs mitmachen!

Die Verlosung ist beendet. Die Gewinner:in wird benachrichtigt! Danke allen fürs mitmachen und viel Erfolg bei der nächsten Aktion!

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