Comic-Höhepunkt des Jahres: I kill Giants

Warum nur hat es so lange gedauert, bis „I kill Giants“ auf deutsch erschienen ist? 2009 schon haben Joe Kelly und Ken Niimura ihr mehr als 200 Seiten starkes Werk veröffentlicht und eine Menge Preise dafür eingesammelt. Vor einem Jahr ist auf der Grundlage des Buches sogar ein Film erschienen. Jetzt endlich ist der Band bei Splitter herausgekommen und er ist mit seiner Mischung aus Manga-Stil, ernsthaftem Thema und so manchem Überraschungseffekt mein bisheriger Comic-Höhepunkt des Jahres.

Cover von" I kill Giants"
Cover von „I kill Giants“, mein persönliches Highlight des Jahres. ©Splitter-Verlag

Es geht um die elfjährige Barbara. Ein Kind wie viele andere. Allerdings hat sie Hasenohren und kämpft gegen Riesen. Das sorgt in der Schule natürlich für so manchen Konflikt – unter Mitschülern aber auch mit den Lehrern. Logisch, dass Barbara immer öfter zur Schulpsychologin muss. Aber so richtig kann auch der Profi dem Mädchen nicht helfen.

Spinnerin, Einzelgängerin, Riesentöterin?

Barbaras alleinerziehende Mutter ist überfordert. Das Kind flüchtet sich immer wieder in ihre Fantasien, vertraut auf ihre Wunderwaffe „Coveleski“ und kämpft – gegen Riesen.  Die Autoren lassen den Leser eine Weile im Unklaren darüber, was mit dem Mädchen nicht stimmt. Oder ob es nur eine übersprudelnde Fantasie ist, mit der die Kleine gesegnet ist.

Geht es hier um die Geschichte einer Einzelgängerin? Um einen liebevollen Nerd, der nicht mehr alle Zacken in der Krone hat? Um eine Spinnerin, die einfach auf sich aufmerksam machen will?

Innere Dämonen

Natürlich geht es um mehr. Barbaras Mutter hat Krebs und am Ende des Buches stirbt sie auch. Das Mädchen kämpft gegen seine inneren Dämonen, gegen die Angst, die Mutter zu verlieren.

Barbara mit Hasenohren ©Splitter-Verlag
Konflikte sind in der Schule programmiert. ©Splitter-Verlag

Was sich hier plump liest, ist grandios inszeniert. Hier zeigt der Comic, was er kann. Weil im Comic eben alles geht, wenn es denn mit Überlegung eingesetzt wird. Bei „I kill Giants“ drückt sich das zum Beispiel in den Hasenohren der Protagonistin aus. Übrigens die einzige Figur, die so ausgestattet ist. Ken Niimura meint dazu im Anhang: „Ich wollte unbedingt, dass Barbara absolut einzigartig aussieht, etwas, wodurch Barbara im Vergleich zu anderen Personen als komplettes Alien erkennbar wird. (…) Das ist genau das, was ich am meisten mag, dieses bizarre, irgendwie oberflächliche Element in einer dramatischen Geschichte.“

Eine Spinnerin? @Splitter-Verlag
Ken Niimura wollte, dass Barbara einzigartig aussieht. ©Splitter-Verlag

Und damit hat er Recht. Erstaunlich, dass „I kill Giants“ der erste große Comic von Zeichner Ken Niimura ist. Der Stil wirkt ausgereift, genau abgestimmt auf die Geschichte. Rasant und doch behutsam. Emotional und eindringlich.

Der Band ist deshalb meine absolute Leseempfehlung. Ein Comic, der dazu einlädt, sich auf ihn einzulassen, vor und zurück zu blättern und dann am Ende ein gutes Gefühl für all die Barbaras unter uns zu bekommen.

6 von 5 Comic-Denkblasen!!!

Angaben zum Buch: Joe Kelly/Ken Niimura: I kill giants. Hardcover, sw, 240 Seiten. 29,80€

Vielen Dank an den Splitter-Verlag für das Rezensionsexemplar

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